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Heurige Getreideernte in Österreich besser als erwartet

Von nachrichten.at/apa   30.Juli 2020

Die Coronakrise habe die hohe Resilienz des Getreidesektors entlang der gesamten Wertschöpfungskette gezeigt. Die Versorgung mit Getreide und Getreideerzeugnissen der österreichischen Haushalte sei zu jedem Zeitpunkt sichergestellt gewesen. Man habe es geschafft, das überdurchschnittliche Einkaufsverhalten zu befriedigen.

Es habe am Beginn der Krise eine Verschiebung von der Verarbeitungsindustrie hin zu den Haushaltseinkäufen gegeben, so AMA-Verwaltungsratsvorsitzender Franz Windisch. Die Sattelschlepperportion für die Verarbeitungsindustrie "wurde geswitcht in eine Kilopackerlsituation für die Haushalte".

Die Mehlproduktion wurde laut AMA um 26 Prozent erhöht, dann aber durch die gesunkene Vermahlung in den Folgemonaten kompensiert. Während der Covid-19-Krise im März wurden um 39 Prozent mehr Hartweizen (Teigwaren), 27 Prozent mehr Weichweizen, 24 Prozent mehr Dinkel und 10 Prozent mehr Roggen vermahlen. Der Ackerbau sei von einem hohen Technisierungsgrad geprägt, man könne trotz Corona fast wie normal produzieren.

Bei der heurigen Getreideernte sei man angesichts der Trockenheit im Frühjahr wie im vergangenen Jahr mit einem blauen Auge davongekommen, auch wenn die Situation heuer wegen der fehlenden Winterreserve und später erfolgter Niederschläge etwas kritischer gewesen sei, so Windisch. Die Qualität des Getreides sei gut und durch die Niederschläge nicht beeinträchtigt, hieß es heute.

Die Getreideproduktion ohne Mais wird heuer auf rund 3,1 Millionen Tonnen geschätzt und damit auf dem Vorjahresniveau und im langjährigen Durchschnitt liegen. Die Gesamtproduktion (mit Mais) werde mit 5,4 Millionen Tonnen ebenfalls auf Vorjahresniveau liegen. Die Verschiebungen innerhalb der Getreideanbauflächen zeige die immer stärkere Marktorientierung der Landwirte, so AMA-Vorstandschef Günter Griesmayr.

Auch für den Herbst seien die Aussichten gut, das Jahr 2020 stelle sich für die Kulturen (Mais, Sojabohne, Sonnenblume) bisher als nahezu ideal dar, so die AMA. Die Unterschiede innerhalb Österreichs sind groß, es gibt ein West-Ost-Gefälle. Die regionalen Schwankungen lägen bei plus/minus 50 Prozent.

Die Erntemenge von Weichweizen werde laut AMA heuer rund 1,5 Millionen Tonnen betragen und damit auf Vorjahresniveau liegen. Bei Hartweizen wird ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent auf 77.000 Tonnen erwartet, bei Roggen - dem nach Weizen zweitwichtigsten Brotgetreide in Österreich - ein Plus von 6 Prozent auf 206.000 Tonnen. Die Gerstenmenge wird auf 824.000 Tonnen (minus 1,4 Prozent) geschätzt. Bei Mais prognostiziert die AMA ein Plus von 1,1 Prozent auf 2,3 Millionen Tonnen.

Klimawandel führt zu neuen Getreidesorten

Auch der Klimawandel spielt eine Rolle, die immer häufiger auftretende Trockenheit führt zu einer Änderung bei den Getreidesorten und verstärkt den Herbstanbau, wie etwa von Winterweizen oder Wintergerste.

Die Weichweizenfläche geht weiter zurück und liegt mit 246.106 Hektar (minus 2.119 Hektar) auf einem neuen Tiefstand. Die Roggenfläche wurde preisbedingt zurückgenommen, liegt aber weiter über den Werten von 2016 bis 2018. Deutlich ausgewirkt hat sich die Frühjahrstrockenheit auf die Sommergerste: Die Fläche hat sich in den letzten drei Jahren fast halbiert. Wintergerste legte dagegen weiter zu und erreichte einen neuen Rekordwert. Bei Körnermais wurde der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre preisbedingt gestoppt.

Die Ölrapsflächen wurden wegen suboptimaler Anbaubedingungen und zunehmender Schädlingsprobleme reduziert. Den Zuckerrüben macht der Derbrüsselkäfer zu schaffen: Die Anbaufläche sank auf 1.209 Hektar. Flächenzuwächse gab es bei Sonnenblumen und Ölkürbis. Der Bio-Anteil an der Ackerfläche insgesamt ist gestiegen und lag weiter bei 20 Prozent, wobei es eine Reduktion von Futtergetreide und Zuwächse bei Mahlgetreide gab. Der Bioanteil an der gesamten Produktion beträgt rund 10 Prozent.

Der Getreideverbrauch 2020/21 wird mit rund 6,5 Millionen Tonnen angegeben und liegt damit höher als die Produktion, was laut AMA auf Importe für die verarbeitende Industrie zurückzuführen ist. Importiert wird etwa für die Ethanolproduktion.

Die Weizenpreise sind stabil: Die internationale Weizennotierung an der Euronext in Paris liege mit 183,50 Euro/t leicht über dem Vorjahresniveau. Während der wegen Corona höheren Haushaltseinkäufe gab es im März allerdings ein 12-Monatshoch von 203,75 Euro). Zu Verunsicherung führt die Coronakrise auf dem Exportmarkt.

Für die EU-27 erwartet die EU-Kommission eine deutlich geringere Weizenernte von 123,8 Millionen Tonnen (minus 10,5 Prozent). Die gesamte Getreideernte werde trotz einer höher erwarteten Maisernte (+3,6 Prozent) um 4,0 Prozent sinken, so Christian Gessl, zuständiger Abteilungsleiter der AMA. Die Exporte würden wegen der geringeren Weizenernte und der zunehmenden Konkurrenz durch Russland und Australien auf 41 (nach 52,6) Millionen Tonnen sinken. Die EU-Kommission erwarte eine gute Versorgungslage 2020/21 für den europäischen Getreidemarkt mit weiterhin hohen Lagerbeständen in Höhe von 49,0 Millionen Tonnen.

Weltweit erwartet der internationale Getreiderat" (IGC) heuer eine Rekord-Getreideproduktion von 2,225 Mrd. Tonnen. Die weltweite Maisernte (1,164 Mrd. t) übertreffe dabei erstmals seit vier Jahren den bisherigen Rekord aus 2016, während die Welt-Weizenernte (762 Millionen t) das hohe Niveau aus dem Vorjahr halten könne, so Gessl. Beim Getreideverbrauch wird ebenfalls ein Rekord von 2,218 Mrd. Tonnen (+1,8 Prozent erwartet), er liegt jedoch erstmals seit vier Jahren unter der Produktionsmenge. Die weltweite Versorgungslage ist mit Lagerendbeständen in Höhe von 28,2 Prozent des weltweiten Verbrauchs gut, liegt jedoch trotz Produktionsrekords unter dem Spitzenwert aus 2016.

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