Hausapotheken: Kammer erteilt Vorstoß Abfuhr
WIEN. Die Apothekerkammer hat am Freitag dem Vorstoß der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) für eine Liberalisierung bei den Hausapotheken eine Abfuhr erteilt.
Eine "Öffnung" würde die Schließung von zehn Prozent der Apotheken "in der Minute" bedeuten, wie Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Apothekerkammer, sagte. Insgesamt wäre fast die Hälfte der Apotheken zumindest gefährdet.
Die BWB hatte am Mittwoch eine Untersuchung zur Gesundheitsversorgung am Land präsentiert. Dabei kamen die Wettbewerbshüter zum Schluss, dass mit Liberalisierung bei den Hausapotheken der Beruf des Landarztes lukrativer und attraktiver sein würde. Derzeit dürfen Praktische Kassenärzte nur dann eine Hausapotheke betreiben, wenn es im Umkreis von vier bzw. sechs Straßenkilometern keine öffentliche Apotheke gibt.
Ein Trugschluss?
Laut Apothekerkammer sei es aber eine Illusion, auf diesem Weg die Gesundheitsversorgung auf dem Land verbessern zu können. Es gebe, so Kobinger, eine Untersuchung der Sozialversicherung unter Turnusärzten: Demnach sei die Arbeit als Landarzt wegen der Lebensumstände wenig gefragt. Auch eine Hausapotheke, so die Umfrage, ändere wenig daran.
Wer ist wichtiger: Arzt oder Apotheker? Ohne Ärzte gäbe es praktisch keine oder viel weniger Apotheker. Würde man die gesetzlichen Abstände halbieren, würde das 80% der Landärzte betreffen, aber nur etwa 5% der Apotheker. Also eine wesentlich bessere Situation. Die Untersuchung der Sozialversicherung ist nicht relevant, da viel zu oberflächlich und nicht nach wissenschaftlichen Grundsätzen erhoben. Nebenbei bemerkt: Wenn man heute in eine Apotheke kommt und sich genau umsieht, wird man bemerken, dass ein Apotheker nur mehr zu einem viel geringeren Teil als noch vor 50 Jahren, als das Gesetz wichtig war, vom Verkauf von ärztlich verschriebenen Medikamenten lebt.