Handels-KV ohne Einigung, Gewerkschaft kündigt Kampfmaßnahmen an
WIEN. Die dritte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen für den Handel ist am Donnerstag ohne Einigung zu Ende gegangen.
Die Gewerkschaft kündigte am Abend für den kommenden Mittwoch regionale Betriebsratskonferenzen mit dem Beschluss von Kampfmaßnahmen an. Zugleich ist für den 21. November eine weitere Verhandlungsrunde vereinbart.
- Lesen Sie auch: kikaLeiner will weitermachen
Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, wies in einer Aussendung nach Ende der heutigen Verhandlungsrunde darauf hin, dass die Arbeitgeber ein Angebot für einen zwei Jahre laufenden Kollektivvertrag (KV) gemacht hätten. Dieser hätte eine KV-Erhöhung von 3,1 Prozent für 2025 vorgesehen - die relevante Inflationsrate beträgt 3,8 Prozent. Für 2026 haben die Arbeitgeber dann die Inflationsrate plus 0,5 Prozent als Gehaltserhöhungen angeboten - allerdings nur, wenn die dann relevante Inflationsrate unter zwei Prozent liegt.
Die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Veronika Arnost, bezeichnete das Angebot in einer Aussendung am Abend als "Provokation". Das Angebot sei zu niedrig und "würde bedeuten, dass alle Risiken der aktuellen Krise auf die Beschäftigten abgewälzt werden". Denn alle Prognosen würden für das kommende Jahr eine Inflationsrate deutlich über 2 Prozent vorhersagen.
"Bereit, für fairen Abschluss zu kämpfen"
"Es war nicht unser Wunsch, dass es zu Kampfmaßnahmen im Weihnachtsgeschäft kommt", so Arnost. Nun sollen jedoch am kommenden Mittwoch von Betriebsräten und Betriebsrätinnen weitere Maßnahmen beschlossen werden. "Die jüngsten Betriebsversammlungen haben eindrucksvoll gezeigt, dass die Beschäftigten mehr erwarten und auch bereit sind, für einen fairen Abschluss zu kämpfen", schreibt der Vorsitzende des GPA-Wirtschaftsbereichs Handel Martin Müllauer in der Gewerkschaftsaussendung.
Trefelik bedauerte, dass die Gewerkschaft einen höheren Abschluss fordere als von den Arbeitgebern angeboten. Aber "ein solcher würde die heimischen Handelsunternehmen in der derzeitigen Situation, die nach wie vor von sinkenden Umsätzen und steigenden Kosten geprägt ist, maßlos überfordern. Das kann angesichts der vielen Schließungen und Insolvenzen, die wir jetzt schon im Handel sehen, und dem damit verbundenen Verlust von Arbeitsplätzen, nicht im Sinne der Gewerkschaft sein", meint Trefelik. Die WKÖ plädiert außerdem für eine grundlegende Reform des Handels-Kollektivvertrags.
"Herausfordernde Lage weiterhin nicht anerkannt"
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will bedauerte in einer Aussendung, "dass die Gewerkschaft die herausfordernde Lage im Handel weiterhin nicht anerkennt und trotz großzügigem Entgegenkommen der Arbeitgeber, um den Arbeitnehmern einen Gutteil der Teuerung abzugelten, wenig Kompromissbereitschaft zeigt".
Der KV gilt für die mehr als 430.000 Handelsangestellten. Auch im Vorjahr hatten sich die Verhandlungen als äußerst zäh erwiesen und dauerten bis nach Weihnachten.
Am Beginn einer großen Wirtschaftskrise sind Arbeitskämpfe sehr sinnvoll.