Handel muss bis 2025 auf Aufschwung warten
LINZ/WIEN. "Der Tiefpunkt im Konsumklima vom zweiten Halbjahr 2022 ist zwar längst durchschritten, die Konsumlaune zündet aber weiterhin nicht", heißt es in einem Bericht des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Johannes Kepler Universität Linz (JKU).
Eine baldige Erholung steht laut Handelsforscher Ernst Gittenberger nicht bevor: Das Konsumklima erhole sich nicht ausreichend schnell, der Blick auf die zweite Jahreshälfte verspricht keine Wende. Die Konsumenten würden ihre finanzielle Lage für die kommenden Monate zwar besser einschätzen als zuletzt, die unsichere Wirtschaftslage drücke allerdings die Spendierfreudigkeit.
Geld wird anders ausgegeben
"Die letzten Kollektivvertragsverhandlungen haben zu mehr Geld im Börserl geführt, viele Menschen trauen sich aber noch nicht, es auszugeben", sagt Gittenberger. Wenn Geld ausgegeben wird, dann für Freizeit und Urlaube. Während der Lebensmitteleinzelhandel "relativ stabil" durch diese Zeit komme, leide besonders der Nicht-Lebensmittelbereich. Möbel, Elektrogeräte oder Ausstattung für den Garten seien während Corona stark nachgefragt gewesen, hier würden Konsumenten momentan nichts Neues benötigen.
Erschwerend wirke, dass die Sparquote heuer höher liegen wird als noch 2023, sagt Gittenberger. Mit einem Aufschwung im zweiten Halbjahr sei nicht zu rechnen, die Erholung werde erst 2025 kommen. Was den Anstieg der Insolvenzen im Handel – zuletzt etwa die Deko-Kette Depot oder der Modehändler Esprit – betrifft, gebe es die Hoffnung, dass die Spitze erreicht sei und sich die Entwicklung nun abschwäche.
Die herausfordernde Lage für den heimischen Einzelhandel bestätigen auch Zahlen von der Statistik Austria, die am Dienstag veröffentlicht wurden: Die Inflation frisst das Umsatzwachstum auf. "Seit zwei Jahren sorgt die Teuerung fast durchgehend dafür, dass die realen Umsätze in den Minusbereich rutschen", sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Nominell sind die Umsätze im Einzelhandel im zweiten Quartal zwar um 0,4 Prozent gestiegen, inflationsbereinigt ergab sich jedoch ein Minus von 1,5 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres. (miv)
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