Glasfaser-Rohlinge mit Geld aus Oberösterreich
GMÜND. Raiffeisen-Beteiligung bei neuer Produktion in Gmünd - 50 Millionen Euro werden investiert.
Erstmals seit Jahrzehnten entsteht in Europa eine Glaskolbenproduktion, um daraus Glasfasern zu ziehen. Aufgrund des weltweiten Glasfaserkabel-Ausbaus ist die Nachfrage enorm. "Wir haben schon Anfragen aus aller Welt, ohne dass auch nur eine Hallenwand steht", sagt Karl Bauer. Der Firmengründer gilt als Glasfaserpionier und beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit der Technologie. "Die Anfragen und Absichtserklärungen übersteigen unsere Kapazitäten um das Dreifache", so der Unternehmer.
Gebaut wird in Gmünd in Niederösterreich – allerdings mit oberösterreichischer Finanzbeteiligung. Die Invest AG der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich verhilft dem Eigentümerkonsortium mit einer Beteiligung von 26 Prozent zum nötigen Investitionskapital von 50 Millionen Euro.
60 Prozent hält die von Bauer gegründete NBG Fiber Holding, 14 Prozent hält der Anlagenbauer Rosendahl Nextrom. Dieses steirische Unternehmen gehört den Brüdern Georg und Christian Knill. Bekannt ist letzterer als streitbarer Kollektivvertragsverhandler und Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie.
Drei Projektpartner an Bord
Eine spezielle Wissenskombination führte zu diesem Projekt. So seien diese speziellen Glaskolben Mangelware, berichtet Andre Schönauer, Geschäftsführer des Bauherren, der NBG Fiber. Rosendahl Nextrom ist Weltmarktführer für die technologisch anspruchsvollen Anlagen, um die hochreinen Glaszylinder zu erzeugen.
Die Produktion muss in einem nahezu partikelfreien Reinraum erfolgen, schreibt NBG Fibers in einer Medieninformation. Bei bis zu 1500 Grad Celsius und mithilfe unterschiedlicher Gase wächst der Glaskolben bis auf eine Länge von zwei Metern und einem Durchmesser von 15 Zentimetern heran. Über 120 Stunden bildet sich ein eiszapfenförmiger Zylinder. 80 Kilogramm schwer ist das Endprodukt. Aus einem hochreinen Kolben können mehr als 2500 Kilometer Glasfasern gezogen werden. Die Kapazität von NBG wird in der ersten Ausbaustufe 3,7 Millionen Kilometer betragen. 35 Beschäftigte wird es geben.
Den Bedarf danach skizziert Schönauer: 360 Millionen Kilometer Glasfasern werden in China verlegt. In Europa ist von 40 Millionen Kilometern die Rede. NBG verpackt bisher die Glasfasern in Stahlrohre, wo sie für Unterwasser oder Überland verbaut werden. Die Rohlinge für Glasfaserkabel selbst zu produzieren, dient auch der Absicherung der eigenen Produktion. Immerhin gäbe es ein Viertel mehr Zielkapazitäten als Rohlinge weltweit verfügbar sind, so Schönauer.
"Gemeinsam mit den Partner bauen wir den Industriestandort aus. Wir sind dabei, wenn infrastrukturell relevante Güter in zukunftsträchtigen Branchen lokal produziert und weltweit exportiert werden können", sagt Reinhard Schwendtbauer, Vorstand der RLB und Aufsichtsrat der Invest AG.