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"Keinen Planeten übergeben, der immer wärmer wird"

Von Ulrike Rubasch, 07. Jänner 2023, 04:30 Uhr
"Keinen Planeten übergeben, der immer wärmer wird"
Helga Kromp-Kolb, Klimaexpertin der ersten Stunde Bild: Mitja Kobal

Die Meteorologin Helga Kromp-Kolb, Jurymitglied des Feronia-Preises, erklärt, warum wir schnell mehr für Klimaschutz tun müssen.

Die Wissenschafterin und Universitätsprofessorin Helga Kromp-Kolb warnt davor, sich mit Klimaschutzmaßnahmen Zeit zu lassen. Es käme sonst zu unumkehrbaren Erwärmungsprozessen des Planeten Erde.

OÖN: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?

Kromp-Kolb: Eine umfassende Lebens-, Wirtschafts- und Politikform, die es nachfolgenden Generationen überall auf der Welt ermöglicht, ein gutes Leben innerhalb der ökologischen Grenzen, die der Planet vorgibt, zu führen.

Ist "Nachhaltigkeit" nicht oft viel Schönfärberei von ein bisschen Klimaschutz?

Das ist tatsächlich ein stark missbrauchter Begriff. Mit "Greenwashing" wird vieles – wie Erdgas und Atomkraft – als nachhaltig bezeichnet, was es nicht ist. Atomkraft ist letztlich auch eine nicht erneuerbare Ressource, was immer die EU-Taxonomie auch sagt.

Wie steht Österreich beim Klimaschutz da? Je nach Index sind wir weit vorne oder weit hinten…

Man muss sich mit Ländern in ähnlicher Situation vergleichen. In Europa ist Österreich – mit Ausnahme der Abfalltrennung – unter den Schlusslichtern, egal ob Sie Treibhausgasemissionen heranziehen oder die gesetzlichen Regelungen, ob Sie sich den Anteil der Rad- und Öffifahrer am Gesamtverkehr oder die Kennzeichnung von Lebensmitteln ansehen. Es ist wenig politisches Interesse an einer ehrlichen Bewertung zu erkennen, aus der man dann auch Schlüsse ziehen könnte, wo wir uns besonders anstrengen müssen.

Wie beurteilen Sie die jüngsten Klimaschutz-Konferenzen auf globaler Ebene – die COP27 in Ägypten und die Biodiversitäts- COP15 in Montreal?

Die Weltklimakonferenz in Ägypten hat gezeigt, dass dieser Weg der COPs nicht weiterführt, wenn der Anteil der Fossil-Lobbyisten so hoch ist wie heuer. Nächstes Jahr in Dubai wird auch nichts weitergehen. Wenn ein Gastgeberland so gespalten ist, weil es eigentlich seine fossilen Energien verkaufen möchte und andererseits in der Konferenz einen Beschluss bräuchte, dass fossile Brennstoffe nicht mehr verkauft werden dürften, kann da nichts herauskommen. Bei der Artenschutz-Konferenz in Montreal sind die 30 Prozent der Erde, die unter Schutz gestellt werden, schon ein Fortschritt, denn wir sind aktuell bei rund 20 Prozent. Die Frage ist, was geschieht mit dem Rest der Welt? Dürfen wir den weiter beliebig zerstören?

Ist das Ziel der maximalen Erderwärmung von zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter noch erreichbar?

Nach Erkenntnis der Wissenschaft müssten es ja 1,5 Grad sein, weil wir bei zwei Grad nicht mehr sicher sind, ob wir den Klimawandel stabilisieren können. Das ist laut letzten Erkenntnissen noch möglich, aber es wird jeden Tag schwieriger. Das eigentliche Problem ist jedenfalls ein gesellschaftspolitisches.

Was ist der Unterschied zwischen 1,5 und zwei Grad?

Die Wissenschafter glaubten anfangs, dass da kein großer Unterschied wäre, wissen aber heute, dass der Unterschied riesig ist. Zwischen 1,5 und zwei Grad lassen sich selbstverstärkende Prozesse möglicherweise nicht mehr stoppen und es wird immer heißer. Konkret heißt das beispielsweise, dass Eis an den Polkappen schmilzt, dunkle Flächen zum Vorschein kommen, die mehr Sonnenlicht absorbieren, wodurch es noch wärmer wird, mehr Eis schmilzt, es noch wärmer wird usw., auch wenn man aufhört, CO2 in die Atmosphäre einzubringen. Eine solche Entwicklung kann nicht ausgeschlossen werden, und es ist zu riskant, das auszuprobieren. Wir würden den nachfolgenden Generationen einen Planeten übergeben, der systematisch immer wärmer wird. Daher sollten 1,5 Grad nicht überschritten werden, auch wenn das keine ganz scharfe Grenze ist. Wenn wir in das "Hothouse Earth" schlittern, ist das das Ende unserer Zivilisation. Das dürfen wir nicht zulassen.

Die "Klimakleber" – schaden diese Klimaaktivisten, die sich an Straßen festkleben, dem Klimaschutz mehr, als sie ihm nützen?

Mich stört bei der Debatte, dass wir zwar über ihre Aktionen sprechen, aber nicht, warum sie das tun. Dass sie es tun, kann ich nachvollziehen, denn das mediale Interesse für Klimaschutz ist gesunken. Was die Klimakleber fordern, ist leicht zu erfüllen: Ein Tempolimit auf der Autobahn etwa ist ja keine Riesen-Agenda, das wäre ja leicht zu erfüllen und sehr zweckdienlich.

Aber es will niemand der Politiker sein, der Tempo 100 einführt.

Ob er gesteinigt wird oder nicht, hängt stark von den Medien ab – und andererseits: Bei Corona haben wir Ärgeres erlebt, als dass man nur 100 statt 130 km/h fahren durfte, das haben wir auch akzeptiert. Es gehört einfach mehr Mut dazu, etwas zu verändern.

Beim Feronia-Preis können auch Vereine und Kulturinitiativen einreichen. Inwieweit braucht es die Zivilgesellschaft, um Klimaschutz auf den Boden zu bringen?

Die braucht es unbedingt, die Bewegung wird von unten entstehen. Die Politik alleine kann das nicht. Organisationen, die Klimaschutz vorantreiben, sind ganz wichtig.

Wo sehen Sie den größten Hebel, wie man in seinem privaten Umfeld das Klima schützen kann?

Das hängt sehr von den konkreten Lebensumständen ab. Aber man kann sich fragen: Was kaufe ich? Brauche ich das wirklich? Ist es beständig und reparierbar? Wie wohne ich – wie wärmegedämmt ist mein Zuhause, habe ich das Licht brennen, wenn ich nicht im Zimmer bin? Wie bewege ich mich – Auto, Öffis, zu Fuß? Und bin ich ein Vorbild und rede ich über Klimaschutz? Engagiere ich mich dafür?

Zur Person

Helga Kromp-Kolb habilitierte 1982 im Spezialbereich Umweltmeteorologie und war unter anderem in der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in leitender Funktion tätig. 1995 wurde sie ordentliche Universitätsprofessorin am Institut für Meteorologie an der Universität für Bodenkultur in Wien. 2005 wurde sie als „Wissenschafterin des Jahres“ in Österreich ausgezeichnet. Viele Auszeichnungen folgten, zuletzt im November von der TU Graz, die sie für ihren „unermüdlichen Einsatz für Klimaschutz und eine nachhaltige Gesellschaft“ zur Ehrendoktorin machte. Die Professorin engagierte sich früh und öffentlichkeitswirksam für den Klimaschutz. Sie ist mit dem Physiker und Risikoforscher Wolfgang Kromp verheiratet.

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Autorin
Ulrike Rubasch
Redakteurin Wirtschaft
Ulrike Rubasch

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13  Kommentare
13  Kommentare
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Brido (1.903 Kommentare)
am 09.01.2023 06:46

Wenn es kalt wäre könnten wir nicht heizen. Mit Solarstrom können wir aber klimatisieren.

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vinzenz2015 (46.152 Kommentare)
am 08.01.2023 10:49

Einige Promis und Politiker leugnen die Existenz des anthropogen verursachten Klimawandels. Einige kritisieren die unterschiedlichen Maßnahmen dagegen als sinnlos.
Trump first: Trum sieht den Klimaschutz und den Weltklimavertrag als Bedrohung für die US-Wirtschaft.
Mit dem Austritt aus dem Weltklimavertrag machte er ein Versprechen an seine Wähler wahr.

Also: Klimaschutz schadet der Wirtschaft UND schadet der eigen Parteipolitik!
Weltweit ist zu beobachten dass die populistischen Reschts-Parteien von Brasilien, über die USA-Reps bis hin zu FP Und AfD und andre Rechtsaussfraktionen in der EU uvam. Klimaschutz verweigern!

Diese Fraktionen geben sich als Wirtschaftsschützer
um Wähler zu generieren!!

Das Trump muster zieht überall:
Die globale Erwärmung sei nur eine Erfindung der Chinesen wäre,
um die amerikanische Wirtschaft zu schwächen!

Aha, SO ist das!! SO einfach und SO verführerisch populistisch!!!

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vinzenz2015 (46.152 Kommentare)
am 08.01.2023 11:01

Also: Wählerfang durch Klimawandelleugner/Bagatellisierer!!

Trump Vize Mike Pence verneinte jeglichen Zusammenhang zwischen CO2-Emissionen und dem Treibhauseffekt.
Seiner Meinung nach handelt es sich bei der Klimaerwärmung um eine nicht bestätigte Theorie. Gegen wissenschaftliche Erkenntnisse scheint der US-Vizepräsident generell immun zu sein: Als Kreationist verleugnet er die Evolution.
Dabei trifft die republikanische Partei den Nerv ihrer Wählerschaft. ...

Die AfD - man kann einfach mit der Position der FPÖ vergleichen!!
Die AfD – CO2 gegen den Welthunger???
Für die AfD ist Kohlendioxid sogar die Lösung für den Welthunger, da es ihrer Meinung nach das Pflanzenwachstum anregt.???
Die Dekarbonisierung (CO²Reduktion)
sieht die AfD als Eingriff in die persönliche Freiheit und eine Schwächung der Wirtschaft??
Alternativen? Statt dem Atomausstieg fordert die AfD eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke !

Usw.usf.

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benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 07.01.2023 21:44

Sie sollte auch dazu sagen, dass wir erst in etwa 500 Jahren wissen werden, ob unsere Taten heute irgendeinen Einfluss auf das weitere Klima haben.

Selbst wenn ab sofort weltweit 0 CO2 freigesetzt wird, ändert das am Klima der nächsten Jahrhunderte ja genau null.

Wer es ganz, ganz genau und unaufgeregt von Dr. Dr. Multi erklärt haben will kann sich auf YT die Videomitschnitte von letzten Klimasymposium ansehen.
4 pi-klima-symposium

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benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 07.01.2023 21:44

Anlässlich des 4pi-Klima-Symposiums lud Prof. Dr. Gerd Ganteför Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen nach Konstanz ein, um eine interdisziplinäre Sicht auf den Klimawandel und seine Bekämpfung zu wagen. Klima, Energie, Bevölkerung und Ökonomie sind die vier Faktoren, die in dem 2-tägigen Symposium zur Sprache kamen.

Außer Dr. Dieter Franke (BGR Hannover) waren ebenfalls dabei:
Prof. Dr. Hans-Werner Sinn (ehem. Ifo München)*
Prof. Dr. Axel Ockenfels (Universität Köln)
Prof. Dr. Ulrike Lohmann (ETH Zürich)*
Prof. Dr. Thomas Peter (ETH Zürich)*
Dr. Maike Voigt (Stiftung Weltbevölkerung Hannover)*
Prof. Dr. Wolfgang Eberhard (DESY-CFEL Hannover)*
Prof. Dr. Dirk Leuffen (Universität Konstanz)*
Maike Schmidt (ZSW)*
sowie der Hauptsponsor Hermann Hess* (Unternehmer, Amriswil)

*diese Vorträge finden Sie ebenfalls auf diesem Kanal

Weitere Videos gibt es auf dem Kanal Ganteför: https://www.youtube.com/ganteförklima

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am 07.01.2023 19:21

Bleiben die nächsten 4.000 Jahre jedoch ohne größere klimatologische Zwischenfälle, ist mit einer lang anhaltenden Wärmeperiode zu rechnen. In 4.000 Jahren wird die Sonneneinstrahlung wieder ansteigen und nach den derzeitigen Klimamodellen würde sich die jetzige Warmzeit um weitere 55.000 Jahre verlängern.

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( Kommentare)
am 07.01.2023 19:12

In welchen Zeitspangen erfolgen Kaltzeiten und Warmzeiten?? Irgendwie lächerlich das ganze so hysterisch zu betrachten.
Mutter Erde kannst so oder so nicht beeinflussen.

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Automobil (2.209 Kommentare)
am 07.01.2023 19:09

Man kanns einfach nicht oft genug sagen.
Das Klima war schon immer im Wandel, auch ohne Industrie!

Warm- und Kaltzeiten wechselten schon immer miteinander ab.
zum Bsp. waren die Alpen zischen 5000 v.Chr. und 1500 v.Chr. bis zu einer Seehöhe von 3500m eisfrei (aktuell ca. 2300m) und auf der heutigen Pasterze waren Bäume und Weideland vorhanden!

Oder die Eem-Warmzeit. In diesen 11000 Jahren lag der Meeresspiegel 6-9 Meter höher als heute, da das Eis geschmolzen war.

Es ist ein natürlicher Prozess, in dem wir uns befinden und nichts neues für die Menschheit und die Erde. Inwieweit der Mensch den Klimawandel beschleunigt, darüber kann man nur spekulieren.

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Gugelbua (31.906 Kommentare)
am 07.01.2023 13:37

Die Angst und Hysterie über die Klimaveränderung wird immer schlimmer
ich denke sie wird die Menschheit mal in einen kriegsähnlichen Zustand versetzen😥

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MonacoFranze (599 Kommentare)
am 07.01.2023 16:20

Ja, spätestens bei 1,8, aber dann wird es eh zu spät sein........

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vinzenz2015 (46.152 Kommentare)
am 07.01.2023 17:42

Hysterie über die Klimaveränderung???
Gauben Sie wirklich das Kromp Kolb einer Hysterie nachläuft!!

Sie studierte Meteorologie an der Universität Wien, promovierte 1971.
habilitierte 1982 im Spezialbereich Umweltmeteorologie.
An der ZAMG war sie in leitender Funktion
Arbeitete als Associate Professor an der San José State University in Kalifornien.
Bis 1995 an der Universität Wien als Dozentin,
leitete von 1986 bis 1995 die Abteilung Umweltmeteorologie.
1995 Universitätsprofessorin am Institut für Meteorologie an der Universität für Bodenkultur in Wien.

Skepsis gegen über der Wissenschaft ist ja auch eine gute Eigenschaft, aber den Klimawandel als Hysterie abzutun ist doch sehr verwegen!

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reibungslos (14.459 Kommentare)
am 07.01.2023 17:45

Die Hysterie gibt es nur in ein paar europäischen Ländern, am ärgsten in Deutschalnd und Österreich. Also nur 1 Prozent der Menschheit ist hysterisch. Der Rest will jenen Wohlstand, den die Hysteriker haben.

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diwe (2.360 Kommentare)
am 07.01.2023 18:50

GUGEL... nach der Anzahl Ihrer Kommentare zu urteilen, sind Sie auch nicht mehr der Jüngste. Daher müssen Sie weder Angst haben noch in Hysterie verfallen, denn Sie oder mich z.B. betrifft es eh nicht. Aber unsere Kindeskinder sollten sich (leider) auf einiges gefasst machen, falls die Welt (nicht nur wir) das Problem nicht in den Griff bekommt. Kriegsähnlichen Zustand wird es sicher geben, wenn der Temperaturanstieg bei 1,8 Grad (wie MONACOFRANZE bereits sagte) oder sogar bei 2 Grad landet, weil es dann wieder zu Völkerwanderungen kommen wird, die einen, weil Ihnen das Wasser bis zum Hals steht, die anderen, weil ihre Landschaft zur Wüste geworden ist. Wenn unsere Nachfahren viel Glück haben, bricht evtl. das gesamte Klimasystem zusammen und sie können sich wieder ein Fell wachsen lassen, anstatt es auszurasieren, weil hier dann Temperaturen vorherrschen werden, die unserer nördlichen Lage entsprechen

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