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Ex-Wirecard-Chef Braun verweigert wortreich Aussage

20.November 2020

Diesen Auftritt wollte sich Markus Braun ersparen. Doch seine Versuche, sein Erscheinen vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu vermeiden und auf eine Befragung via Video zu beschränken, waren gescheitert. Also verlas der langjährige Vorstandschef der insolventen Wirecard-Gruppe im Bundestag nur eine persönliche Erklärung und verweigerte dann die Antworten auf etwaige Fragen. Gegen Braun wird strafrechtlich ermittelt. Er vertraue auf die Unabhängigkeit und Objektivität der Justiz, in dem Fall der Münchner Staatsanwaltschaft. Diese werde den Fall aufklären.

Der gebürtige Österreicher hat nach eigenen Angaben keine Pflichtverletzungen von Politik und Aufsichtsbehörden bemerkt. Er habe zu "keiner Zeit Feststellungen getroffen oder Hinweise darauf erhalten, dass sich Behörden, Aufsichtsstellen oder Politiker nicht korrekt, pflichtwidrig oder in irgendeiner Form unlauter verhalten hätten", sagte er am Donnerstag im parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Bundestags. "Das gilt auch für den Aufsichtsrat als Kontrollorgan und die Wirtschaftsprüfer, die im Rahmen der Abschlussprüfungen offenbar massiv getäuscht worden sind. Vor diesem Hintergrund ist für mich nicht nachvollziehbar, warum externe Aufsichtsstellen, die viel weiter weg sind, hier Versäumnisse zu verantworten haben sollen."

Der Zahlungsabwickler ist im Juni nach Bekanntwerden eines milliardenschweren Bilanzskandals als erster DAX-Konzern überhaupt in die Pleite gerutscht. 1,9 Milliarden Euro fehlten auf den Konten, die Anleger haben Milliarden verloren. Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft Braun und weiteren Wirecard-Managern gewerbsmäßigen Bandenbetrug, Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor. Das Unternehmen soll sich jahrelang mit systematischen Luftbuchungen schöngerechnet und damit Anlegern und Banken Milliardenschäden zugefügt haben. Es ist einer der größten Finanzskandale in Deutschland. Der zweite Österreicher in der Führungsriege von Wirecard, Jan Marsalek, wird nach wie vor von Interpol gesucht.

Fragen blieben unbeantwortet

Der U-Ausschuss des Bundestages soll Verfehlungen der Regierung und ihrer Behörden aufdecken. Vor Brauns Auftritt hatten einzelne Abgeordnete spekuliert, über wen sich Braun wohl äußern werde müssen. Die Kritik richtet sich etwa an Olaf Scholz, der nicht nur Finanzminister ist, sondern auch Kanzlerkandidat der SPD. Im Fokus sollte dabei unter anderem ein Treffen Brauns mit Staatssekretär Jörg Kukies aus dem SPD-geführten Finanzministerium am 5. November 2019 stehen – als es schon konkrete Vorwürfe gegen Wirecard gab und ein Sondergutachten in Auftrag war. SPD-Politiker Zimmermann nannte dies eine "olle Kamelle". Das sehen allerdings alle anderen Parteien anders und wollen Braun dazu befragen.

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29. März 2024