SHANGHAI/WIEN. Analysten zu "Star Market": Hochriskant, aber nicht zu unterschätzen.
Jubelstimmung am ersten Handelstag der neuen chinesischen Technologie-Börse "Star Market". Die Aktienkurse von 25 chinesischen Unternehmen hoben regelrecht ab. Mit Kursgewinnen von durchschnittlich 140 Prozent feierten die Tech-Firmen ein euphorisches Börsendebüt. Überflieger war der Halbleiter-Hersteller Anji, der ein Rekordplus von 400 Prozent über dem Ausgabepreis einfuhr. Insgesamt sammelten die Tech-Pioniere rund fünf Milliarden Euro bei Investoren ein. Aktien um 40 Milliarden Euro wurden gestern gehandelt. Bald sollen 100 Tech-Firmen hier notieren.
Das klingt viel, ist aber im Vergleich mit dem Vorbild der Nasdaq in New York eine Randnotiz. Die US-Techbörse weist eine Marktkapitalisierung von knapp 11.000 Milliarden US-Dollar auf. "Das ist wie David gegen Goliath", sagt Monika Rosen, Chefanalystin der Bank Austria/Unicredit, im Gespräch mit den OÖNachrichten. Sie mahnt aber, die Chinesen nicht zu unterschätzen.
"Hintergrund für die neue Start-up-Börse in China ist wohl, die ganz großen chinesischen IT-Konzerne wie Alibaba oder Baidu von internationalen Finanzplätzen wie New York und Hongkong nach China zurückzuholen", sagt Rosen. Diese haben Milliarden Dollar an der Wall Street oder anderen Börsen eingesammelt. Für kleinere chinesische Unternehmen ist das zu kompliziert, zu teuer, und außerdem erfüllen sie selten die Transparenzvorschriften. Für Jungunternehmen aus Zukunftsbranchen wie Halbleiter, Künstliche Intelligenz oder Biotechnologie ist der neue Markt eine gute Möglichkeit, schnell mit wenig Bürokratie an privates Kapital zu kommen. Die Börseregeln sind hier weniger streng.
Star Market ist bereits der dritte Versuch der Chinesen, ein Tech-Segment am Heimmarkt zu installieren. Mangels Interesse seitens der Investoren und auch wegen Betrügereien scheiterten die Versuche 2009 und 2013. Viele Anleger beendeten ihr Engagement mit herben Verlusten.
"Ein Investment im Star Market ist sehr riskant. Wir als Unicredit/Bank Austria bilden solche Emerging Markets nur über Fonds ab und kaufen keine Einzeltitel", sagt Monika Rosen.
Nichts für Hobby-Investoren
Für österreichische Privatanleger ist der Handel mit Star-Market-Aktien nicht möglich. Sie können höchstens via Fonds investieren. Die Papiere seien laut Kurs-Gewinn-Verhältnis sehr teuer, sagt die Analystin der Raiffeisenbank International, Nina Neubauer-Kukic. Außerdem seien starke Kursschwankungen zu erwarten.
Auch andere Analysten wie Terence Lin, Chef der Investmentbank World Financial, warnen vor Kursturbulenzen am neuen chinesischen Markt. "Viele Kleinanleger kaufen Aktien aufgrund von Empfehlungen in sozialen Medien, ohne zu wissen, was diese Unternehmen tun."
Analysten sagen, der Erfolg von Star Market hänge davon ab, ob auch Großkonzerne wie der Amazon-Rivale Alibaba oder der Facebook-Konkurrent Tencent ihre Aktien dort handeln lassen. Das jedoch bezweifeln Marktbeobachter, weil die staatliche Regulierung in China sehr stark ist.
Dennoch: Star Market gilt als die bisher kühnste Kapitalmarktreform Chinas. Hier bestimmen Angebot und Nachfrage den Kurs – und nicht staatliche Vorgaben. Jedenfalls, so Neubauer-Kukic, sei das Potenzial der chinesischen Technologie-Firmen sehr groß.
Die Euphorie dürfte nicht ganz unberechtigt sein.
Wenn man sich die Statistik 2017 der Weltbank in Bezug auf Patentanmeldungen ansieht, hat China > 4x soviel wie die zweitplatzierte USA angemeldet.
https://data.worldbank.org/indicator/IP.PAT.RESD?end=2017&locations=DE-US-CN-RU&most_recent_value_desc=true&start=2000&view=chart
Alleine Huawei besitzt schon 56.000 Patente und hat anscheinend bei 5G mehr als alle US/EU-Unternehmen zusammengenommen.
https://deutsch.rt.com/wirtschaft/90352-california-uber-alles-warum-globale/