Eine erneute Rezession und das Hoffen auf den Impfstoff
WIEN. Prognose: Wirtschaftserholung hängt an medizinischem Fortschritt.
Österreichs Wirtschaft werde 2022 auf das Niveau des Vorjahres zurückkehren – vorausgesetzt der medizinische Fortschritt bremse die Corona-Pandemie stark genug. Zu diesem Schluss kamen gestern, Donnerstag, die Bank-Austria-Ökonomen Stefan Bruckbauer und Walter Pudschedl in einem Online-Pressegespräch. Die Wirtschaftsforscher zeichneten dabei Prognosen zwischen Vorsicht und Zuversicht.
Generell werde Österreich ob des zweiten Lockdowns eine erneute Rezession über den Winter nicht erspart bleiben, hieß es. Allerdings falle diese weniger stark als im Frühjahr aus, da es über den Sommer eine leichte Entspannung gab und manche Branchen der nunmehrige Lockdown nicht so hart trifft, etwa die Industrie.
"Im Frühjahr kann es wieder bergauf gehen, und das weltweit", sagte Bruckbauer. Ein Vorbote sei Asien, wo die Wirtschaft gut laufe. Der Chefökonom der Bank geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in Österreich heuer um 7,5 Prozent schrumpft, aber nächstes Jahr um 3,1 Prozent und 2022 um 5,2 Prozent steigt.
Dies ist das positive Szenario. Sollte sich jedoch die Hoffnung auf einen wirksamen Impfstoff zerschlagen und das Virusgeschehen etwa gleich hoch bleiben, prognostiziert der Ökonom für 2021 nur 1,8 Prozent und für 2022 1,6 Prozent BIP-Wachstum.
Entscheidend für die Entwicklung sei auch das Verhalten der Konsumenten, betonte Pudschedl. In der Pandemie sinken Konsum und Investitionen, die Sparquote hingegen steigt. Dies bremse den Aufschwung. Eine Trendumkehr bei Sparquote und Konsumlaune sehen Bruckbauer und Pudschedl erst in zwei Jahren.
Nur langsam besser werde auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Heuer betrage die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt zehn Prozent, wobei vor allem Gastronomie und Hotellerie für den Anstieg verantwortlich zeichneten. Nächstes Jahr rechnen die Ökonomen mit einer Quote von 9,8 Prozent, ein Jahr darauf mit einer von 8,7 Prozent.
Wachsen statt sparen
Um die Wirtschaft in Schwung zu bringen, sei auch die Politik gefordert. Zwar sei Österreich "sehr engagiert" bei Staatshilfen. Aber man müsse nicht nur Umsätze stützen, sondern auch das Einkommen der Leute stabilisieren. Aus der Krise könne man nur mit Wachsen rauskommen und nicht mit Sparen, so Bruckbauer. (rom)
Mittelstand im Tief
Wenig Grund zur Freude gibt es bei Klein- und Mittelbetrieben. Laut Umfrage der Creditreform unter 1500 Firmen rechnet kaum jemand damit, dass sich die Geschäftslage im nächsten halben Jahr bessert. Als Stimmungsindikator zieht die Creditreform den Klimabarometer heran. Dieser liegt mit minus 2 Punkten deutlich unter dem Vorjahreswert von plus 17,9 Punkten und damit so schlecht wie zuletzt 2014.