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Dietrich Mateschitz: Der Leithammel im Gespräch

Von OÖN   10.Juli 2019

Dietrich Mateschitz freut sich. Der Red-Bull-Gründer ist wenige Tage nach dem Formel-1-Rennen in Spielberg mit seinem Motorsport-Engagement rundum zufrieden. "Die Formel 1 hat nach den langweiligen Darbietungen der Vergangenheit wieder ein spannendes Rennen gebraucht."

Dass darüber hinaus mit Max Verstappen ein Red-Bull-Pilot den Heim-Grand-Prix am Red Bull Ring gewonnen hat, war für ihn das Tüpfelchen auf dem i. Die Umweltdiskussionen rund um den Motorsport? "Man schüttet hier das Kind mit dem Bade aus. Ein Stau auf der Tangente verursacht mehr Schadstoffausstoß als viele Formel-1-Rennen zusammen. Man muss die Verhältnismäßigkeit im Auge behalten", sagt Mateschitz. Wenigstens auf der Rennstrecke soll es noch knattern und stinken dürfen.

Ihm sei Klimaschutz auch wichtig. Es brauche weltumspannende Lösungen mit neuen Ideen und Technologien, vor allem in Asien, Indien, Afrika und Südamerika. Die weltweite Aufforstung könnte beispielsweise einen wesentlichen Beitrag leisten. "Das Aufstellen von subventionierten Windrädern allein, überhaupt weil sie die meiste Zeit stehen, wird nicht ausreichen." Auch die Subventionierung der Elektromobilität ist nicht der Weisheit letzter Schluss.

Die Batterietechnologie sei zwar weiterentwickelt, aber noch nicht ausgereift, die Steckdosen-Frage ebenso nicht gelöst. Die Ziele in der E-Mobilität seien letztendlich politische Träumereien und – da sei sich die Autoindustrie einig – falsch und nicht erreichbar.

Wette mit Uli Hoeneß

Auch mit seinem Engagement im Fußball ist Mateschitz derzeit zufrieden. Mit Leipzig möchte er schon deswegen in spätestens drei Jahren deutscher Meister werden, weil er mit Bayern-Boss Uli Hoeneß eine Wette laufen hat. Einsatz: ein Bier.

Für Salzburgs erstes Engagement in der Gruppenphase der Champions League gibt er sich bescheidener. "Wenn wir Platz drei erreichen und damit in der Europa League weiterspielen, wäre es perfekt."

Mit dem Problem, dass die halbe Mannschaft nach guten Angeboten zu anderen Vereinen gewechselt hat und damit alles wieder von vorn beginnen muss, müsse man leben.

Bei Fußballspielern sei es so wie bei Schauspielern: "Wenn Hollywood ruft, gehen sie dorthin." Das sei keinem vorzuwerfen. Sowohl die Einkommen als auch die Medienpräsenz in anderen internationalen Ligen seien um ein Vielfaches höher als in Österreich.

Die neue Mannschaft werde im Herbst nicht alles gewinnen können. Das sei ein Team von sehr jungen, aber hochmotivierten und talentierten Spielern. "Doch am Ende ist das Ziel, in der Meisterschaft wieder ganz vorne zu stehen." Der neue Trainer sei sehr gut. "Wir kennen ihn aus New York und aus Leipzig. Er kennt die Spielphilosophie."

Fußball sei eine späte Liebe, "halb zog sie ihn, halb sank er hin". "Ich habe mein erstes Fußballspiel bei einem Betriebsausflug in Rio gesehen." Da hat es noch nicht gefunkt zwischen dem Red-Bull-Chef und dem Rasensport. Es hat ein paar Anläufe gebraucht. Erst Jahre später, als Austria Salzburg zur Übernahme anstand, kam die Leidenschaft dazu, so Mateschitz.

Zur aktuellen politischen Debatte über Parteispenden sagt Mateschitz: "Wir haben nie für eine Partei gespendet, das passt nicht zu uns, und wir werden das auch niemals tun. Wir engagieren uns nicht parteipolitisch." Für sinnvolle und nachhaltige Projekte, die der Gesellschaft zuträglich sind, könne jedoch eine gemeinsame Initiative zwischen Politik, Industrie und Wirtschaft durchaus sinnvoll sein. Eine Frage der Verantwortung.

"Verlorene Zeit"

Die derzeitige Situation nach der Abwahl der Bundesregierung halte er für verlorene Zeit und unkonstruktiv. Menschen zeigten sich von ihrer schlechten Seite, parteipolitische Interessen nähmen überhand. Er habe auch nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos nicht mit der Auflösung der Regierung gerechnet. Zum Video selbst stelle er sich die Frage, was daran armseliger sei: der Inhalt oder das Zustandekommen.

Von einer neuen Bundesregierung erwarte er sich Reformgeist, Produktivität, ein Ende der Verschuldung, die Förderung der Wertschöpfung und der Bildung, die richtige Verwendung der Steuermittel und politische Kultur.

Um die Zukunft der Marke Red Bull macht sich Dietrich Mateschitz keine Sorgen. "Es gibt die Firma jetzt seit 30 Jahren. Wir hatten immer ein hohes Wachstum."

Das werde auch so bleiben. Wer zur Gründerzeit mit 16 Jahren begonnen habe, Red Bull zu trinken, sei jetzt 46: "Der bleibt uns treu." Das beschere dem Konzern auch in den nächsten Jahren ein solides Wachstum: "Die Neuen kommen nach, die Alten bleiben." Mit dem thailändischen Partner herrsche bestes Einvernehmen. "Wir treffen uns einmal im Jahr zur Gesellschaftersitzung. Dann legen wir die Zahlen auf den Tisch und gehen anschießend gemeinsam zum Mittagessen."

Mateschitz, der erst kürzlich seinen 75. Geburtstag gefeiert hat, macht sich wenig Gedanken über das Alter. "Ich wachte auf, stellte fest, dass ich 75 bin, und vergaß es gleich wieder." Er sei gerade dabei, seine Freizeit zu optimieren. Das Unternehmen sei mit einem kompetenten, engagierten Board of Directors bestens aufgestellt. Er sei bestenfalls der Leithammel.

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