"Die negativen Realzinsen werden uns noch lange begleiten"
LINZ/SALZBURG. Werner Zenz, Vorstandssprecher des Bankhauses Spängler, erwartet keine rasche Zinswende, aber "holprige" Kapitalmärkte.
"Die Welt scheint derzeit kopfzustehen", sagt Werner Zenz, Vorstandssprecher des Bankhauses Spängler. Zuerst Corona, dann der Krieg in der Ukraine, das hinterlasse Spuren auf den Kapitalmärkten. "Wir müssen uns in der nächsten Zeit auf eine holprige Reise einstellen."
Es sei eine Herausforderung für eine auf Private Banking spezialisierte Bank, zumindest den realen Wert eines Vermögens zu erhalten. Derzeit sei man mit einem Realzins von minus sieben Prozent konfrontiert. Da führe an Sachwerten wie Aktien kein Weg vorbei. Gold sei ein "interessanter Sicherheitsanker", er rät zu einer Beimischung von bis zu fünf Prozent. Anleihen würde er derzeit aber nicht kaufen. "Die Alternativen heißen Cash oder Aktien", sagt Zenz.
Von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet er, dass sie bis Jahresende den negativen Zinssatz von 0,5 Prozent, den Banken für Einlagen bei der Notenbank zahlen müssen, auf null Prozent erhöht. Bei den Leitzinsen erwartet er bis Jahresende zwei Erhöhungen zu je 0,25 Prozent.
Wertverluste bei Mündelgeld
Ein besonderes Anliegen ist Zenz in diesem Umfeld, bei mündelsicheren Geldanlagen das "Wirtschaftlichkeitsprinzip" mehr zur Geltung zu bringen. Ein aus mündelsicheren Anleihen bestehendes Portfolio habe in den vergangenen drei Jahren einen Verlust von 1,5 Prozent pro Jahr erwirtschaftet. Die Beimischung anderer Anlageklassen wie etwa Aktien sei dringend notwendig. Das sei auch rechtlich möglich, das Pflegschaftsgericht müsse aber zustimmen. Das unterbleibe aber in der Praxis.
Das Bankhaus Spängler hat sich im Vorjahr in diesem Umfeld gut entwickelt. Das Betriebsergebnis stieg um 31,8 Prozent auf 9,8 Millionen Euro. Das Kundenvolumen an Einlagen, Krediten und Wertpapieren sei um 14 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro gestiegen. Die Kernkapitalquote beträgt 14,5 Prozent.
Einen nicht unbeträchtlichen Beitrag dazu leistete die Niederlassung Linz unter der Leitung von Johann Penzenstadler. Die 16 Mitarbeiter tragen zu 15 Prozent zum Ergebnis bei. Die Linzer Niederlassung konnte im Vorjahr ihr Geschäftsvolumen (assets under management) um 20 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro steigern.
Insgesamt beschäftigt die Bank 260 Mitarbeiter in neun Niederlassungen. Mit Innsbruck kam heuer eine dazu, sie ist neben Kitzbühel die zweite im Bundesland Tirol. Neben Salzburg und Linz ist das Bankhaus Spängler auch in Wien und in Graz vertreten.
Im Vorjahr wurde auch die Spängler Institutional GmbH gegründet. Damit will man in Zukunft gezielt institutionelle Kunden wie Kammern, Versicherungen oder Pensionskassen ansprechen, erklärt Zenz. (hn)
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"Da führe an Sachwerten wie Aktien kein Weg vorbei.."
Diesen Satz muss man sich echt auf der Zunge zergehen lassen🤦
Bankwesen: modernes Raubrittertum!