Die Dayli-Pleite kam "von außen"
LINZ. Prozessauftakt gegen Schlecker-Sanierer in Linz. Dieser gibt Politik-Nein zur Sonntagsöffnung die Schuld am Konkurs.
Die spärliche Anzahl der Besucher im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Linz ließ gestern kaum auf einen Prozess von größerer Tragweite schließen. Dabei ging es um die strafrechtliche Seite einer der größten Handelspleiten der vergangenen Jahrzehnte in Österreich, bei der 3500 Mitarbeiter ihren Job verloren und Gläubiger um rund 100 Millionen Euro geschädigt wurden: Die Insolvenz der Nahversorgerkette Dayli (vormals Schlecker) mit Sitz in Pucking im Juli 2013.
"Mastermind" Rudolf Haberleitner und sein Co-Geschäftsführer Peter K. bekannten sich am gestrigen ersten Prozesstag in allen Anklagepunkten zur grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen "nicht schuldig".
Der 73-jährige "Privatier" Haberleitner versuchte in teils sehr emotionalen Ausführungen und in Schnellsprech-Manier die Verantwortung für die Pleite auf Dritte abzuschieben. "Wir waren nicht zahlungsunfähig oder überschuldet. Alle waren gegen uns." Die Kampagne der Gewerkschaften, der Politik und der Kirche gegen die geplante Sonntagsöffnung der 900 Dayli-Filialen habe der Kette das Genick gebrochen. Diese sei zwar mit dem damaligem Gewerkschaftsboss abgesprochen und mit einem Rechtsgutachten abgesichert gewesen (mit einer Gastronomie-Lizenz war das damals möglich). Doch das habe nicht gehalten. Er legte sogar ein Schreiben seines Betriebsrates vor, der die Sonntagsöffnung mitgetragen hätte und aus Protest geschlossen aus der dagegen schießenden Gewerkschaft ausgetreten sei.
"Die bringen uns um"
Haberleitner wetterte über "Anlassgesetzgebung" und berichtete von massiven Drohungen gegenüber dem Investor Novomatic aus der Politik. Ein Anruf des Glücksspielkonzerns um halb zwei Uhr in der Früh habe ihm die Dramatik verdeutlicht. Der Investor habe ihm signalisiert, wenn er länger bei Dayli investiert bleibe, "bringen die uns um". Die Politik hätte mit dem Entzug der Glücksspiellizenzen gedroht, was für Novomatic das Aus bedeutet hätte.
Rund 60 bis 80 Millionen Euro hätte Haberleitner benötigt, um die Kette zu sanieren. Novomatic war mit 25 Millionen Euro an Bord, die RLB OÖ in Person von Ludwig Scharinger und die Erste Bank waren ihm im Wort, mit je 40 Millionen Euro den Nahversorger zu retten. Darüber hinaus sei der Investor Mike Lielacher dabei gewesen, eine Dayli-Anleihe im Wert von 100 Millionen Euro in London aufzulegen. 40 Millionen davon seien bereits gezeichnet gewesen, ärgerte sich Haberleitner auch sechs Jahre später noch sichtlich.
Millionenverlust in einer Woche
Den Richter interessierte, wie der Plan B ohne Sonntagsöffnung ausgesehen hätte. Auch wollte er wissen, wie es sein könne, dass Dayli am 21. Juni 2013 laut eigener Darstellung 5,2 Millionen Euro Überschuss gehabt habe und sieben Tage später eine Überschuldung von 49 Millionen Euro (laut Insolvenzantrag). Darauf erhielt er trotz mehrmaligem Nachfragen keine substantiellen Antworten.
Die EDV sei anders als in der Anklage angeführt voll funktionsfähig gewesen, sagte Peter K., der 20 Jahre Management-Erfahrung bei Konkurrent dm mitbrachte. Er habe jeden Tag von jeder Filiale bis auf Artikelbasis die Verkaufszahlen auf dem Tisch gehabt, sagt er. Nur die Lagerbestellungen wurden händisch und "steinzeitlich" erledigt. Darum hätten sich aber nur vier Mitarbeiter gekümmert.
Ob solche und ähnliche Vorwürfe der Anklage relevant für die Pleite waren, will der Richter im September mittels Sachverständigem prüfen.
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Also wenn man Glaeubiger oder Anleger auch an der Boerse schaedigen will dann braucht man sich nur gute Berater nehmen, dann geht das problemlos. Da das diese Herren nicht gemacht haben beweist das eigentlich ihre Unschuld
Wieso wird der Mitangeklagte verpixelt und als Peter K. geführt. Der liebe Herr K. hat ja zu daylizeiten Interviews gegeben? Alleine dadurch verliert er ja schon sein Recht auf Anonymität.
Es steht auch Haberleitner mit vollem Namen.
Dass die Gewerkschafter wegen der angekündigten Sonntagsöffnung so ziemlich alles unternommen haben, um dem Unternehmen zu schaden, kann man als Fakten annehmen. Speziell damals waren die Gewerkschafter mit einer starken SPÖ sehr mächtig.
Wenn jemand nach Auftraggebern und Geldgebern für silbersteinähnliche Aktionen sucht, wäre es ratsam, diese Kreise von Personen genauer zu durchleuchten. Einige gehen sprichwörtlich über (wirtschaftliche und politische) Leichen, um das langwierig aufgebaute Machtnetzwerk erhalten zu können.
Mit ihren an den Haaren herbeigezogenen "Argumenten" können sie die Realität nicht zurecht biegen. Das ist so ein völliger Unsinn, das ist schon wieder lustig.
Und wenn dieser "Sanierer" die Schuld auf andere schiebt, dann ist ebenso fern der Realität wie sie.
Anderseits ist es auch irgendwie schön, wenn sie und der Haberleitner sich eine ganz persönliche Traumwelt erschaffen können, in der alles so ist, wie es die eigene Fantasie möchte.
Oh nein, die Gewerkschaften verhindern ein weitereres Aufweichen des Sonntages. Wie schlimm.
Du als ÖVP-bezahlter Poster musst natürlich gegen die Gewerkschaft wettern. In diesem Fall ein klassisches Eigentor. Denn eine starke Gewerkschaft hat verhindert, dass es zu einer allgemeinen Sonntags-Öffnung im Handel kam. Die kann sich nur ein gut bezahlter Lobbyist der ÖVP wünschen.
Du probierst alles um deinen Lebensmenschen Sebastian gut aussehen zu lassen, oder? Dabei tappst du in ganz schön viele Fettnäpfchen. Peinlich, für einen bezahlten Social-Media-Profi der ÖVP.
Genauso, wie Sie dem Poster unterstellen, ein Social-Media-Profi der ÖVP zu sein, könnte ich auch in den Raum stellen, dass er von einer anderen Partei (SP?) gesteuert wird. Erinnert doch gar zu stark an die Silbersten-Foren bei der Anti-Kurz-Kampagne.
Und sich dachte schon, die Aliens wären es gewesen. Manchmal hat man in der Wirtschaft ja den Eindruck....
Sonderbar! Meiner noch sehr deutlichen Erinnerung nach wollte der alternde und bisher mäßig erfolgreiche Haberleitner, den vermeintlichen „dicken Fisch“ (O-Ton) um jeden Preis an Land ziehen. Ein Spieler, der alles auf eine Karte setzte - und verlor.