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Die 7000-Kilometer-Abkürzung durch die Wüste

16.November 2019

Am 17. November 1869 war es so weit: Nach zehnjähriger Bauzeit wurde der Suezkanal eröffnet. Der Seeweg von Europa nach Asien verkürzte sich mit dem Bau dieser Wasserstraße um 7000 Kilometer. Er gilt nach wie vor als eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt.

Die Zahl der Schiffe, die den Kanal täglich durchfahren, schwankt seit Jahrzehnten zwischen 40 und 60. Mit den immer größer werdenden Frachtern und vor allem Containerschiffen steigt aber die Menge an Gütern, die sie durch den Kanal bringen: Wurden im Jahr 1975 täglich im Durchschnitt noch etwa 680.000 Kubikmeter Ladung durch den Schifffahrtsweg befördert, waren es 1995 bereits 2,8 Millionen Kubikmeter und 2015 etwa 7,8 Millionen Kubikmeter. Im August durchfuhr die "MSC Gülsün", das derzeit weltgrößte Containerschiff, erstmals den Suezkanal.

Einen großen Anteil an der Errichtung des Kanals hatte auch der österreichische Ingenieur Alois Negrelli. Erbaut wurde der 161 Kilometer lange Kanal von dem Franzosen Ferdinand de Lesseps zum Großteil nach Plänen von Negrelli, einem der bedeutendsten Techniker seiner Zeit. Negrelli starb am 1. Oktober 1858, rund ein halbes Jahr vor Baubeginn.

Tausende Arbeiter starben

Bei der Eröffnung gut zehn Jahre später wurde das Bauwerk mit großen Pomp gefeiert. Dass zehntausende ägyptische Zwangsarbeiter unter brutalen Bedingungen schuften mussten und tausende beim Bau ums Leben kamen, wird heute selten erwähnt. Die Fertigstellung markierte ein dunkles Kapitel im britischen Imperialismus. Ägypten hatte sich beim Bau und mit anderen Projekten hoch verschuldet, auch als Folge von hohen Kreditzinssätzen, und sackte ab in die finanzielle Abhängigkeit der Europäer. 1875 war das Land bankrott. Das Vereinigte Königreich, dessen Banken nun einen Großteil der ägyptischen Staatseinnahmen kontrollierten, baute seinen Einfluss im Nahen Osten damit aus und sicherte den wichtigen Seehandelsweg nach Indien. Die Abneigung gegenüber den Briten, die Ägypten 1914 zum Protektorat erklärten, ist mitunter bis heute spürbar.

Verstaatlichung im Jahr 1956

Für Ägypten beginnt die Erfolgsgeschichte 1956, als der Kanal verstaatlicht und zu einer der wichtigsten Devisenquellen des Landes wird. Durch mehrmalige Erweiterungen – zuletzt ein zweispuriger Ausbau auf zusätzlichen Abschnitten – soll der Kanal für Frachter und Container-Riesen attraktiv bleiben, unter anderem wegen kürzerer Wartezeiten. Im August verkündete die Kanalbehörde einen Rekordjahresumsatz von 5,9 Milliarden Dollar (5,4 Milliarden Euro), im Februar wurde die höchste Tages-Tonnage seit 150 Jahren gemeldet.

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