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Der Alibaba-Chef will die Welt erobern und hält nichts von Skepsis in Europa

Von Alexander Zens aus Hangzhou   26.April 2019

Jack Ma, Sebastian Kurz und Johanna Mikl-Leitner: Es war ein interessantes Zusammentreffen gestern, Donnerstag, in der Zentrale des chinesischen Onlinehändlers Alibaba in Hangzhou. Konzernchef Ma, der als reichster Mann Chinas gilt, führte Österreichs Bundeskanzler und Niederösterreichs Landeshauptfrau und deren China-Delegationen durch das teils futuristische Gebäude.

Der Milliardär Ma erklärte, wie Alibaba, zu dem auch der Zahlungsdienstleister Alipay gehört, ein weltumspannendes Netzwerk an Handelsplattformen und Versandzentren aufbauen wolle. Derzeit hat der 1999 gegründete Konzern schon rund eine Milliarde Kunden, davon 700 Millionen in China. Das Ziel sind zwei Milliarden Kunden. Dazu beitragen sollen Logistikstandorte in Belgien, Ruanda, Malaysia und Übernahmen etwa in Deutschland.

Es gehe darum, vor allem kleinere Firmen mit Kunden zusammenzubringen, sagte Ma. Da sieht er auch in Österreich Potenzial. "Ihr habt fantastische Produkte, Handwerk und höchste Qualität." Österreichische Firmen sollten die Technologie von Alibaba verwenden, um Produkte in Asien verkaufen zu können.

Alibaba schult Österreicher

Kurz und Mikl-Leitner zeigten sich beeindruckt, sprachen aber auch in betont freundlicher Atmosphäre heikle Punkte an. Kurz warnte davor, dass angesichts des stark steigenden Online-Handels stationäre Geschäfte "zu Schauräumen verkommen" und von der Entwicklung überrollt werden. Ma sagte darauf, dass es darüber vor Jahren viele Klagen gegeben habe, aber das sei so gut wie nicht mehr der Fall. Die Betriebe würden vom Alibaba-System mit Online-Versand profitieren. Und zum Datenschutz sagte Ma: "Europa zerbricht sich viel zu sehr den Kopf über Datenschutz." Gleichzeitig räumte er ein, dass Daten mittlerweile das wertvollste Gut seien.

Mit Kanzler Kurz vereinbarte er, dass 30 österreichische Firmen Schulungen bei Alibaba machen können. Kurz sagte, die Auswahl werde demnächst erfolgen. Dies sei eine große Chance für die Unternehmen. Kurz nannte Ma einen wichtigen Ideengeber und Partner, um sich auszutauschen. Was die drohende Übermacht von Konzernen wie Alibaba gegenüber Europa betrifft, sieht Kurz die EU gefordert. "Ich habe große Sorge, dass wir uns teilweise in der Europäischen Union in den falschen Diskussionen verlieren." Man versuche Wohlstand zu verteilen, der noch nicht entstanden sei, und bremse Innovation durch Regulierung. Man solle in Europa nicht in Ängsten verharren, sondern innovativ und mutig sein. "Ich habe das Gefühl, dass wir in Europa viel zu oft gesättigt sind, dass es oftmals zu viel Selbstzufriedenheit gibt."

Ma stellte bei seinem Auftritt weniger steigende Profite von Alibaba in den Vordergrund, sondern vielmehr, dass man 100 Millionen Arbeitsplätze schaffen und vielen kleinen Firmen oder auch Landwirten helfen werde. Und zu guter Letzt kündigte er an, sich künftig noch stärker für wohltätige Zwecke zu engagieren. Man bekam den Eindruck, hier steht der "Bill Gates von China".

Jack Ma und Alibaba

Das Berufsleben von Jack Ma (54) begann holprig. Er brauchte mehrere Anläufe, bis ihn die Pädagogische Hochschule aufnahm. Er wurde Englischlehrer, dann fiel es ihm schwer, einen Job zu finden. Obwohl ihm technische und geschäftliche Vorkenntnisse fehlten, gründete Ma 1999 Alibaba in der ostchinesischen Stadt Hangzhou. Den Vorstandsvorsitz gab er 2013 ab, Ma ist geschäftsführender Präsident des börsennotierten Unternehmens. Mit geschätzt rund 40 Milliarden US-Dollar gilt er als reichster Chinese.

Alibaba ist eine Handelsplattform und verkauft selbst keine Waren, was sie vom US-Konkurrenten Amazon unterscheidet. Letzterer zog sich zuletzt übrigens aus China weitgehend zurück. Alibabas Umsätze betrugen 2016 rund 500 Milliarden Dollar, für 2020 strebt Ma eine Billion an.

Video: Kurz bei Alibaba in Hangzhou

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20. April 2024