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Es geht um die Substanz

Von Tobias Hagleitner, 10. November 2018, 00:04 Uhr

Architekturpreis Daidalos: Bauen verbraucht Energie, Rohstoffe, Boden. Die Kategorie "Wertvolle Substanz" widmet sich dem kostbaren Vorrat an Gebautem.

Wie schon vor zwei Jahren gibt es auch bei dieser vierten Ausgabe des Oberösterreichischen Architekturpreises Daidalos eine eigene Kategorie für Projekte, die die Qualitäten des historischen Raumbestands erkennen, aktualisieren und sinnvoll nutzen. Unter "Wertvolle Substanz" können Renovierungen, Sanierungen, Ergänzungs- und Erweiterungsbauten eingereicht werden, alle baulichen Maßnahmen, die bestehende Gebäude, Straßenzüge oder Siedlungen intelligent und zeitgemäß reparieren, nachverdichten oder räumlich erneuern.

Flächen sparen, Ressourcen schonen, Umwelt schützen – diese Grundsätze sind nicht nur in Oberösterreich gesetzlich verankert. Dennoch gelingt es weder hier noch anderswo, Zersiedelung und Bodenverbrauch einzudämmen. Politik wie Gesellschaft sehen die Auswirkungen auf Klima, Verkehr und Bodenpreisentwicklung, versagen aber in der Umsetzung der notwendigen Gegenmaßnahmen. Um den Verschleiß von Boden, Landschaft und Rohstoffen zu senken, bräuchte es wirkliches Umdenken und tatsächliches Handeln.

Es geht um die Substanz
Daidalos-Gewinner 2017: Der „Hof O.“ im Kremstal von Moser und Hager Architekten Bild: Martina Egger

(Martina Egger)

Bauliche Wertschätzung

Öffentliches wie privates Planen und Bauen müssten sich viel engagierter der Erhaltung, der maßvollen Verdichtung und klugen Erneuerung der bestehenden Gebäude und Siedlungen zuwenden. Nur so wird es gelingen, "die bestmögliche Nutzung und Sicherung des Lebensraumes im Interesse des Gemeinwohles zu gewährleisten", wie es im OÖ-Raumordnungsgesetz heißt. Der Daidalos versteht sich als Impulsgeber für den baukulturellen Fortschritt in diese Richtung.

Der Wert einer Bausubstanz hat verschiedene Aspekte, zuerst selbstverständlich den Marktwert, der sich im Preis einer Immobilie ausdrückt. Mit Blick aufs Klima zählt eine andere Größe, die "graue Energie". Der Energieaufwand also, der für Herstellung und Transport eines Bauwerks nötig war (und für dessen Entsorgung einmal nötig sein wird), ist in den Bestandteilen eines Hauses gespeichert. Wenn ein Gebäude in Gebrauch bleibt, werden Ressourcen effizient genutzt, statt neue Energie, Material und Grund zu verbrauchen. Ein weiterer substanzieller Wert eines Objekts wird gerne übersehen, weil er sich im Gegensatz zu Kosten und Kennzahlen schlecht beziffern lässt. Er kann nur erlebt oder umschrieben werden – mit Wörtern wie Schönheit, Stimmung, Atmosphäre. Dieser "Mehrwert" ergibt sich aus der menschlichen, sinnlichen Erfahrung, aus unserer Fähigkeit, Räume oder Orte mit Erinnerungen und Bedeutungen aufzuladen.

Es geht um die Substanz
Neugestaltung eines Sakralraums: evangelische Kirche Mitterbach in Niederösterreich von Beneder Fischer Architekten Bild: Konrad Neubauer

(Konrad Neubauer)

Räumliche Erneuerung

Viele Altbauten sind zudem – und das unterscheidet sie von einigen zeitgenössischen Werken – so gebaut, dass sie relativ gut umgebaut werden können. Ihre Struktur ist simpel, die Konstruktion solide. Ob Wohnhaus oder Siedlung, ein Kommunalbau oder ein Industrieleerstand, es gibt fast immer Qualitäten, die schon da sind und mit guter Konzeption und Planung aktualisiert und noch gesteigert werden können.

Zwei Beispiele können zeigen, wie vielfältig die Potentiale sind, die im Bestand verborgen liegen: Die Riesenwohnanlage Kleiburg (1971) in Amsterdam sah auf den ersten Blick nicht nach "wertvoller Substanz" aus: schlechte Freiräume, zu wenig Infrastruktur, soziale Probleme. Die niederländischen Architektenteams schafften den Wandel mit einem schlauen Konzept, das auf individuellen Selbstausbau einerseits und hochattraktive Allgemeinflächen andererseits setzt. Honoriert wurde das im Vorjahr mit dem "Mies van der Rohe Preis" der EU für zeitgenössische Architektur. Völlig anders in Form, Funktion und Maßstab ist die Neugestaltung der evangelischen Kirche in Mitterbach (NÖ). Ernst Beneder und Anja Fischer, Jurorin des Daidalos 2019, arbeiteten den ursprünglichen schlichten Raumcharakter des mehr als 230 Jahre alten Bethauses heraus und lassen ihn in hochwertiger Materialisierung und mit modernen bautechnischen Maßnahmen zu neuer Wirkung kommen.

 

Architekturpreis Daidalos: Bewerbung

Wer?
Zur Einreichung zum Daidalos 2019 sind Architektur- und Zivilingenieurbüros sowie interdisziplinäre Projektteams eingeladen.

Was?
Es werden nur Projekte zugelassen, die zum Zeitpunkt der Einreichung bereits fertiggestellt sind. Die Projekte dürfen nicht älter als vier Jahre sein (Fertigstellung nach 1. 1. 2015), mit Ausnahme des Sonderpreises „Bewährte Bauten“: Hier müssen die Objekte mindestens zehn Jahre in Betrieb sein und dürfen bis zu 25 Jahre alt sein (Fertigstellung 1993–2008).

Wie?
Zur Einreichung sind bis zu fünf Abbildungen, bis zu fünf Plandarstellungen sowie ein Erläuterungstext mit maximal 1500 Zeichen zulässig. Es sind nur tatsächliche Abbildungen der Objekte erwünscht. Die Fotorechte sind für jede Abbildung anzugeben. Nähere Informationen zur Einreichung und zum Upload der Unterlagen über das digitale Formular auf www.nachrichten.at/daidalos. Der Einsendeschluss ist am 18. Jänner 2019. Bei Fragen zum Daidalos schreiben Sie bitte an daidalos@nachrichten.at

Konrad Neubauer

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