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Bauten auf Bewährungsprobe

Von Tobias Hagleitner   15.Dezember 2018

Preise für Architektur gibt es in großer Zahl und Vielfalt. Es gibt regionale, nationale und internationale, solche für Holzbau, für Ziegel- oder Betonarchitektur, Auszeichnungen für besonders engagierte Bauherren, für technische Ausnahmeleistungen oder experimentelles Gestalten. Eins haben alle gemeinsam: Eingereicht, beurteilt und prämiert werden nagelneue Bauten.

Menschenleer, frisch und sauber glänzt in der Folge die siegreiche, bis dahin noch kaum genutzte Architektur aus den Magazin- und Webseiten dieser Welt. Ob die Architektur dem Alltag überhaupt gerecht wird, ob sie halten wird, was sie verspricht, das kann zum Zeitpunkt der Jurierung mit einiger Wahrscheinlichkeit behauptet werden. Praktisch belegbar ist es nicht.

Robust und wandelbar

Bei der vierten Auflage des oberösterreichischen Architekturpreises "Daidalos" ist das anders. Der Sonderpreis "Bewährte Bauten" ist Objekten gewidmet, die sich in dauerhafter Nutzung schon bewiesen haben. Eingereichte Projekte müssen mindestens zehn Jahre in Betrieb sein und dürfen bis zu 25 Jahre "auf dem Buckel haben" (Fertigstellung 1993 bis 2008). Auch diese Einreichung kann nur von Architektur- und Ingenieurbüros vorgenommen werden. Selbstverständlich sind aber alle, die die Architektur, in der sie leben, besonders gerne mögen, eingeladen, bei "ihren" Architekten oder Ingenieuren eine Teilnahme am Daidalos anzuregen. Ob sich ein Haus bewährt, hängt von vielen Faktoren ab. Zufall ist es dennoch nicht. Es gibt ganz konkrete Merkmale, die die Chance auf Langlebigkeit und Beliebtheit erhöhen. Ein großer Vorteil sind robuste, baulich hochwertige Grundstrukturen, die nicht zu eng auf den einen und einzigen Zweck hin ausgerichtet sind. Das ermöglicht eine gewisse Entfaltungsfreiheit im Inneren, Wandlungsfähigkeit im Lauf der Jahre.

Auch die sinnvolle Einbindung eines Bauwerks in Stadt, Siedlung oder Landschaft spielt eine große Rolle. Denn wie die Menschen selbst brauchen auch die Häuser etwas Nähe und Zusammenhalt. Dauerhaft gemocht wird also Architektur, die nicht für sich allein steht, die mit der Umgebung gut verbunden ist, die Frequenz und Austausch möglich macht.

Zudem nicht zu unterschätzen ist der Faktor Identität. Gebäude, die das bieten, werden als wesentliches Merkmal eines Ortes, als Wahrzeichen empfunden. Sie können auf ein Viertel, auf eine ganze Gemeinde oder Region positiven Einfluss nehmen.

Die inneren Werte

Das sogenannte Bummerlhaus in Steyr zeigt, dass sich solche Architektur über Jahrhunderte halten und bewähren kann. Das Bürgerhaus stammt im Kern aus dem 13. Jahrhundert. Die innere Struktur blieb seit der Spätgotik im Grunde unverändert. Im Erdgeschoß gab es stets Gewerbe oder Handel, darüber – nebst Kapelle – Wohnen oder Verwaltung. Diese Immobilie war Wohnhaus, Gasthaus, Eisenhandlung, Bankgebäude und wohl vieles mehr, im Stadtbild aber seit jeher gern gesehen.

Bauten auf Bewährungsprobe
Die Struktur der Gartenstadt Puchenau von Architekt Roland Rainer bewährt sich seit den 1960ern.

Die Struktur der Gartenstadt Puchenau von Architekt Roland Rainer bewährt sich seit den 1960er Jahren. (Bild: Reinhard Seiß / URBAN+ )

Ein jüngeres Beispiel für "Bewährtes" ist die Gartenstadt Puchenau bei Linz. Der erste Bauteil wurde 1963 bis 1968 errichtet. Die Siedlung nach Plänen von Architekt Roland Rainer funktioniert wie eine kleine Stadt. Trotz der hohen Dichte bieten die Flachbauten durch kleine Innenhöfe und attraktive Außenräume ein hohes Maß an Individualität und Intimität. Jede Wohneinheit ist eigentlich ein Haus, nur wird dafür weit weniger Boden verbraucht. Gleich vor der Tür gibt es einerseits den abwechslungsreichen Naturraum der Donauauen, andererseits eine komplette Infrastruktur mit Kindergärten, Schulen und Geschäften. Von der Straße aus gesehen mag die introvertierte Siedlung keine Schönheit sein, die Bewohnerzufriedenheit in der Gartenstadt ist allerdings seit mehr als 50 Jahren unablässig hoch.

Architekturpreis Daidalos: Bewerbung

1. Wer?
Zur Einreichung zum Daidalos sind Architektur-, Zivilingenieurbüros und interdisziplinäre Projektteams eingeladen.

2. Was?
Es werden Projekte zugelassen, die zum Zeitpunkt der Einreichung bereits fertiggestellt sind. Die Projekte dürfen in den Kategorien „Wertvolle Substanz“ (Sanierung) und „Innovative Lösung“ (Neubau) nicht älter als vier Jahre sein (Fertigstellung nach 1. 1. 2015). Beim Sonderpreis „Bewährte Bauten“ müssen die Objekte mindestens zehn Jahre in Betrieb sein und dürfen bis zu 25 Jahre alt sein (Fertigstellung 1993–2008).

3. Wie?
Zur Einreichung sind bis zu fünf Abbildungen, bis zu fünf Plandarstellungen sowie ein Erläuterungstext mit maximal 1500 Zeichen zulässig. Es sind nur tatsächliche Abbildungen der Objekte erwünscht. Die Fotorechte sind für jede Abbildung anzugeben. Nähere Informationen zur Einreichung und zum Upload der Unterlagen über das digitale Formular auf www.nachrichten.at/daidalos. Der Einsendeschluss ist am 18. Jänner 2019. Bei Fragen zum Daidalos schreiben Sie bitte an daidalos@nachrichten.at

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