CES: Sony präsentiert ein Auto der Zukunft mit Know-how aus Österreich
LAS VEGAS. Elektrokonzern kooperiert mit Magna Steyr, Toyota will die Stadt der Zukunft bauen.
Groß war die Überraschung am gestrigen Eröffnungstag der CES, der Consumer Electronics Show, in Las Vegas: Bei der Präsentation von Sony wurde eigentlich Neues zur nächsten Generation der Playstation-Spielekonsole erwartet. Doch der Elektronikkonzern präsentierte stattdessen ein eigenes E-Auto: Der "Vision S" hat zwei Motoren verbaut und soll in 4,8 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen. Das Auto verfügt über 3D-Sensoren an der Außenseite, die den Verkehr überwachen sollen, und ein komplettes Entertainmentsystem. Auffällig ist ein Display, das von Tür zu Tür reicht.
Sony hat den Vision S mit maßgeblicher Hilfe aus Österreich gebaut: Kooperiert wurde mit Zulieferer Magna Steyr aus Graz. Reichweite und Preis des Autos sind nicht bekannt. Ob Sony tatsächlich in den Markt für E-Autos einsteigen wird, ist unklar. Aber die Japaner haben bewiesen, dass das Potenzial dazu vorhanden ist.
Daimler-Chef Ola Källenius hat mit seinem neuen Konzeptfahrzeug in die noch weiter entfernte Zukunft geschaut: Der "Vision AVTR" hat keine Ecken, Kanten oder Räder, sondern bewegt sich auf vier Bällen fort. Da die Achsen sich verstellen lassen, kann der AVTR seitwärts fahren. Der Name ist eine Anspielung auf den Hollywood-Film Avatar: Die Daimler-Ingenieure haben das Auto mit dem Filmteam entwickelt. Daimler wolle zeigen, dass man ein Auto bauen kann, das keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt hat, so Källenius. Die organische Batterie des Stromers ist frei von seltenen Erden. Abseits der CES muss Daimler sich mit den Folgen des Dieselabgasbetrugs herumschlagen: Aktionäre haben eine Schadenersatzklage eingereicht und fordern 900 Millionen Euro.
Und noch ein Autobauer lässt in Las Vegas aufhorchen: Toyota will Technologien wie autonomes Fahren verstärkt in realer Umgebung testen. Dafür wird ab 2021 in der Nähe des Berges Fuji eine experimentelle Stadt der Zukunft gebaut. 2000 Menschen sollen in der "verflochtenen Stadt" leben. Eine zentrale Rolle sollen Toyotas autonome Mehrzweckfahrzeuge spielen: Sie können zum Transport von Menschen, aber auch als mobile Büros eingesetzt werden.
CES: Zwischen Visionen und PR-Gags
Welche Autos Aufsehen erregten, den Durchbruch jedoch nicht schafften: Es sei zu früh für Prognosen über den Erfolg von Sonys Elektroauto, sagte Pedro Pacheco von der Analysefirma Gartner. „Aber trotz der gewaltigen Transformation bleibt es ein hartes Geschäft.“ Pacheco spielt auf den britischen Staubsaugerhersteller Dyson an, der mehr als zwei Jahre an einem Elektroauto tüftelte. 2,4 Milliarden Euro nutzten nichts: Dyson gab die Pläne, ein E-Auto zu bauen, Ende Oktober 2019 auf.
Daimler erregte bei der CES 2015 mit dem Mercedes Benz „F 015“ Aufsehen. Das Auto feierte beim Ars Electronica Festival in Linz Europa-Premiere. Seither ist es ruhig geworden um das autonome Forschungsfahrzeug.
2016 zog der Elektroautobauer Faraday Future die Blicke in Las Vegas auf sich. Mit „FFZERO1“, optisch dem Batmobil ähnlich, wollte das Start-up einen neuen Supersportwagen auf den Markt bringen. Daraus wird vorerst wohl nichts: Im Oktober des Vorjahres musste Firmenchef Jia Yueting Insolvenz anmelden.
In die Reihe der Visionäre drängen sich heuer auch Hyundai und Qualcomm: Die Südkoreaner tüfteln mit Uber an einem Lufttaxi-Projekt für 2023, der US-amerikanische Chipkonzern kündigte den Einstieg ins Geschäft mit Computern für automatisiertes Fahren und Robotertaxis an.