Cb-U-Ausschuss: Aufsichtsratsmitglied: Prüfer stellten 1A-Zeugnis aus
EISENSTADT/MATTERSBURG. Im Commerzialbank-U-Auschuss ist am Donnerstagnachmittag ein ehemaliger Stellvertreter des Aufsichtsratsvorsitzenden befragt worden.
Der Mann gab an, dass die Prüfer immer ein 1A-Zeugnis ausgestellt hätten und er nie daran gezweifelt habe. Er selbst sei Geschädigter der Bankpleite und zeigte sich "fassungslos".
Von der Bankschließung habe er aus den Medien am 15. Juli 2020 erfahren, Ex-Bankchef Martin Pucher habe ihn nicht über seine Selbstanzeige informiert. Geschenke habe es gegeben, bestätigte die Auskunftsperson. Er selbst habe zum 70er ein Goldplättchen und zum 60. Geburtstag Silber bekommen. Unregelmäßigkeiten in der Bank sind ihm nie aufgefallen: "Die Prüforgane, die wochenlang geprüft haben, haben uns immer ein Zeugnis gegeben mit 1A und ich habe nie gezweifelt, dass das nicht stimmen könnte."
Für die Ausübung der Funktion habe er "anfangs sehr wenig", später 1.500 Euro im Monat bekommen. Über eine einschlägige Bank-Ausbildung verfügte der Landwirt nicht, meinte aber, er habe die Anforderungen "nach bestem Wissen und Gewissen" erfüllt. Eine Bilanz könne er jedenfalls lesen, da auch sein Betrieb doppelte Buchführung gemacht habe. Sponsorings wurden im Aufsichtsrat schon besprochen, meinte die Auskunftsperson: "Aber Pucher sagte, das können wir uns leisten."
Die Grünen legten ein kritisches Papier von Nationalbank-Prüfern aus dem Jahr 2015 vor, in dem unter anderem das Kreditrisikomanagement bemängelt wird. Der frühere Stellvertreter des Aufsichtsratsvorsitzenden erklärte dazu: "Ich habe das nie gesehen und nie gelesen. Die Prüfer haben das in der Hauptversammlung vorgetragen." In der darauffolgenden Aufsichtsratssitzung habe Pucher erklärt, dass die bemängelten Punkte bereinigt worden seien. Geprüft habe man das nicht.
Der "Kurier" berichtete am Donnerstag in einer Vorabmeldung unterdessen, dass der tatsächliche Schaden durch die Cb-Pleite für den Verbund der Sozialbau AG mit Sitz in Wien weit mehr als die bisher bekannten 30 Mio. Euro, nämlich über 70 Mio. Euro betragen dürfte. Neben den zwei Unternehmen "Neuland" und "EGW Heimstätte" aus dem Verbund haben fünf weitere in der Commerzialbank Gelder angelegt. Es sind dies die "Volksbau" mit 23,8 Mio. Euro, "Wohnbau" (7,7 Mio. Euro), "Familie" (3,8 Mio. Euro), "Vindobona" (3,7 Mio. Euro) und die "Eisenhof" (2,9 Mio. Euro). Dies ergebe mit den bereits bekannten 30 Mio. Euro eine Gesamtsumme von mehr als 70 Mio. Euro. Die Bank habe zum damaligen Zeitpunkt zu den wenigen gehört, bei denen man noch Veranlagungen mit positiven Zinsen habe tätigen können, begründet Bernd Rießland, kaufmännischer Direktor der Sozialbau AG, gegenüber dem "Kurier" das Vorgehen. Auch habe man auf die Prüfinstanzen der Republik vertraut und die Cb habe keinerlei Auffälligkeiten gezeigt. Keines der Unternehmen sei durch die Pleite der Bank gefährdet.