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Brüssel eröffnet Verfahren gegen chinesischen Billig-Onlineshop Temu

Von nachrichten.at/apa, 31. Oktober 2024, 21:46 Uhr
Handelsverband geht mit Beschwerde gegen Temu vor
Die Temu-Mutter Pinduoduo hat einen Sitz im irischen Dublin. Bild: APA/dpa/Hannes P Albert

BRÜSSEL/SHANGHAI. Die Europäische Kommission verdächtigt den chinesischen Online-Marktplatz Temu gegen EU-Recht zu verstoßen.

Die Brüsseler Behörde leitete ein formales Verfahren ein, um zu prüfen, ob die Plattform etwa genug gegen den Verkauf illegaler Produkte vorgehe, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung. Außerdem solle die potenziell süchtig machende Gestaltung des Dienstes untersucht werden.

Was Temu vorgeworfen wird

Dem Online-Marktplatz wird unter anderem vorgeworfen, nicht genug gegen illegale Produkte zu tun. Bestimmte unseriöse Händler würden wieder auf der Plattform auftauchen, nachdem sie gesperrt worden seien, hieß es von der Kommission. Außerdem bestehe das Risiko, dass die Plattform durch Belohnungsprogramme süchtig mache. Das könne negative Folgen für das körperliche und geistige Wohlbefinden einer Person haben. Die Kommission will nun weiter Beweise sammeln, etwa durch Befragungen.

In einer Voruntersuchung hatte die Brüsseler Behörde bereits detaillierte Informationen von Temu über die Maßnahmen verlangt, mit denen ein Wiederauftauchen von Händlern verhindert werden soll, die illegale Produkte auf ihrem Online-Marktplatz verkaufen. Die Kommission wollte auch Auskunft, wie die Risiken für Verbraucher eingedämmt werden.

Temu will zusammenarbeiten

Temu teilte in Reaktion auf das EU-Verfahren mit, dass es seine Verpflichtungen ernst nehme und kontinuierlich investiere, um sein Regelungssystem zu stärken und die Verbraucherinteressen auf seiner Plattform zu schützen. "Wir werden vollumfänglich mit den Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten, um unser gemeinsames Ziel eines sicheren und vertrauenswürdigen Marktplatzes für Verbraucher zu unterstützen", so das Unternehmen weiter.

Die Brüsseler Behörde hatte bereits ähnliche Verfahren gegen X (früher Twitter), Tiktok und AliExpress eröffnet. Große Online-Plattformen werden von einem neuen EU-Gesetz über digitale Dienste (DSA) verpflichtet, strikt gegen illegale Inhalte im Netz vorzugehen.

"Müllstraße aus Fakeprodukten"

Laut Handelsverband haben bereits 42 Prozent der österreichischen Bevölkerung bei Temu gekauft. Diese "QuickCommerce-Plattform" überziehe den Planeten "mit einer Müllstraße aus Fakeprodukten, die vielfach mit giftigen Chemikalien belastet sind", kritisierte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer Aussendung. "Daher begrüßen wir das förmliche Verfahren der EU-Kommission gegen Temu ausdrücklich." Es brauche "endlich ein Level Playing Field statt dem Digitalen Wilden Westen".

In Deutschland zählt Temu beispielsweise nach eineinhalb Jahren am Markt bereits zu den größten Onlinehändlern des Landes. Laut einer Untersuchung der zum Meinungsforschungsinstitut YouGov gehörenden Consumer Panel Services GfK, landete das Shoppingportal gemessen an der Anzahl der Bestellungen im ersten Halbjahr 2024 auf dem sechsten Platz der Top-Onlinehändler.

Unfaire Wettbewerbsbedingungen

Handelsvertreter, Politiker und Verbraucherschützer kritisieren jedoch unter anderem Produktqualität, unfaire Wettbewerbsbedingungen und mangelnde Kontrollen. Die Plattform weist solche Vorwürfe zurück.

Das Brüsseler Verfahren gegen Temu findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem die wirtschaftlichen Spannungen mit China zunehmen. Seit Mittwoch gelten EU-Zusatzzölle auf aus China importierte Elektroautos. Vor dem Beschluss der EU-Kommission hatte Anfang des Monats eine ausreichend große Mehrheit der EU-Staaten für die Strafzölle gestimmt. Deutschland votierte gegen die Maßnahme, aus Sorge vor einem neuen großen Handelskonflikt und möglichen Vergeltungsmaßnahmen gegen deutsche Hersteller.

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6  Kommentare
6  Kommentare
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soistes (3.065 Kommentare)
am 01.11.2024 09:36

Da wird sich die EU auch nur ein blaues Auge holen. Wie mit den Strafzöllen.

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spoe (15.407 Kommentare)
am 01.11.2024 19:13

Gegen Fake Produkte und systematisch minderwertige Produkte sollte man jedenfalls vorgehen.
Einerseits zum Schutz der Konsumenten, aber auch zum Schutz der seriösen Händler.

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Peter2012 (6.876 Kommentare)
am 01.11.2024 07:25

Meines Erachtens schießt sich die EU mit Strafzöllen ins eigene Knie!!!

1) Schädigt die EU dadurch den europäischen Endverbraucher!
2) Auch europäische Produkte wie E-Autos kommen nicht ohne chinesische Produktkomponenten aus. Dadurch wird auch das heimische (eigene) Produkt teurer und schädigt dadurch den europäischen Endverbraucher!

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Natscho (5.711 Kommentare)
am 01.11.2024 07:40

Bei der Solarenergie hat man geschlafen, mit dem Ergebnis, dass aus Deutschland und Österreich kaum mehr was kommt. Alles aus China.

Finde ich gut, dass man bei den Autos zumindest nicht so passiv ist

China pumpt Milliarden an Forderungen in ihre Industrie, bis sie die westlichen Marktteilnehmer verdrängt haben

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spoe (15.407 Kommentare)
am 01.11.2024 21:24

Nein, man hat hier in Europa keineswegs geschlafen.

Aber sowohl die (Weiter) Entwicklung als auch die Fertigung von Solarpanelen ist einfach in Europa zu teuer. So schauts aus, mit den Lohnkosten, Mieten und Energiepreisen hat man selbst mit den besten Produkten oft keine Chance.

Der Weg der Überregulierung und des extremen Sozialsystems ist eine Sackgasse, auch wenn es kaum jemand wahr haben will.

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willie_macmoran (3.441 Kommentare)
am 02.11.2024 10:02

Deshalb Strafzölle.

Wir in Eur wollen gerne in einen Land leben wo auf die Umwelt geachtet wird und wo ein gutes Sozialsystem etabliert ist. Was die Chinesen machen ist mir wurscht. Aber wenn Sie am EUR Markt teilhaben wollen dann zu unseren Bedingungen.

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