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BMW bekennt sich zum Standort Steyr: Millioneninvestment in Benzinmotor

Von Susanne Dickstein und Dietmar Mascher, 29. September 2020, 00:04 Uhr
BMW bekennt sich zum Standort Steyr: Millioneninvestment in Benzinmotor
Alexander Susanek leitet seit Jänner das BMW-Werk in Steyr mit 3560 Mitarbeitern und 900 Zeitarbeitskräften. Bild: Alexander Schwarzl

LINZ. Neuer Werkschef Susanek: "Der Kunde soll wählen können, welchen Antrieb er will"

Der BMW-Konzern bezeugt sein Bekenntnis zum Standort Steyr: In eine neue Montagelinie für Benzinmotoren wird ein dreistelliger Millionenbetrag investiert, sagt der neue Standortchef Alexander Susanek.

Sie sind seit 1. Jänner Chef im BMW-Motorenwerk in Steyr und damit in einer Zeit gestartet, die alles andere als einfach war. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz nach neun Monaten aus?

Alexander Susanek: Ich habe mir meinen Start natürlich anders vorgestellt. Corona hat unsere Pläne durcheinandergewirbelt. Trotzdem kann ich für mich eine positive Bilanz ziehen: Ich fühle mich sehr wohl in Steyr. Wir sind als Werk bisher gut durch diese Coronakrise gekommen.

Was macht den Standort aus?

In Steyr erlebe ich viel Kompetenz, Engagement, BMWler mit Herzblut. Das ist eine gute Basis für unsere zukünftige Entwicklung.

Was waren Ihre ersten Aufgaben und Schwerpunkte?

Wir sind in der BMW Group der größte Standort für Antriebe, das wollen wir auch bleiben. Fast jeder zweite BMW fährt mit einem Antrieb aus Steyr. Die erste Aufgabe ist daher, die Versorgungssicherheit und Qualität unserer Motoren zu sichern. Aber natürlich gilt es, den Standort für die Zukunft vorzubereiten.

In Steyr herrscht zurzeit große Unruhe, weil Ihr Nachbar MAN in Steyr plant, das Werk zu schließen. Droht dieses Schicksal auch bei BMW in Steyr?

Die Entwicklungen bei MAN möchte ich nicht kommentieren. Natürlich wäre eine Standortschließung ein herber Schlag für die Region. Bei uns im Werk sieht die Situation anders aus. Wir sind aktuell gut ausgelastet und für die Zukunft gut aufgestellt, weil wir schon lange nicht mehr nur Dieselmotoren machen. Vergangenes Jahr waren 60 Prozent unseres Volumens Benzinmotoren. Und wir haben die ersten Schritte Richtung alternative Antriebe unternommen, indem wir Gehäuse für die E-Mobilität fertigen. Gleiches gilt für unsere Entwicklung, wo zehn Prozent unserer Ingenieure für die E-Mobilität arbeiten.

Markus Söder, Ministerpräsident in der BMW-Heimat Bayern, will bis 2035 keine Verbrennungsmotoren mehr zulassen. Was haben Sie sich gedacht, als Sie das gehört haben?

Wir werden in den kommenden Jahren ein Nebeneinander verschiedener Antriebsarten sehen. Die Elektrifizierung wird ein wesentlicher Trend sein, den wir von BMW unterstützen und begleiten. Aber der moderne Verbrennungsmotor wird weiter eine entscheidende Rolle spielen. Durch Verbrauchssenkung und Verbesserung des Emissionsverhaltens werden sie eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Umweltbilanz spielen. Für uns stellt sich die Herausforderung, wann der richtige Zeitpunkt für die Transformation ist – sei es mit einem E-Motor oder Brennstoffzelle mit Wasserstoffantrieb.

Welche Rolle spielen E-Fuels (CO2-neutraler Treibstoff)?

Man muss sich das Ziel klarmachen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Da wird der reine E-Motor eine Rolle spielen, ebenso Plug-in-Hybride oder E-Fuels. Bei der BMW Group wollen wir dem Kunden die Wahl beim Antrieb lassen.

Wenn die Politik das zulässt.

Das ist klar, die Vorgaben kennen wir seit vielen Jahren. Wir haben uns als Unternehmen frühzeitig darauf eingestellt. Wir werden die CO2-Vorgaben für dieses und kommendes Jahr erfüllen.

Um bei Politik zu bleiben: In den USA wird eine Firma wie Tesla gefördert, weil es das eigene Unternehmen ist. In Europa hat man das Gefühl, die eigene Autoindustrie durch Reglementierungen ins Hintertreffen zu bringen. Wie sehen Sie das?

Die politischen Vorgaben werden klarer erkennbar, daran müssen wir uns orientieren. Tesla ist für uns ein wichtiger Wettbewerber. Aber wir gehen unseren eigenen Weg, wir wollen dem Kunden eine Vielfalt von Antrieben ermöglichen – wir nennen das "Power of Choice". Auch die Politik wäre gut beraten, wenn sie eine gewisse Technologieoffenheit zulässt und sich nicht vorschnell auf batterie-elektrische Fahrzeuge festlegt.

Der Umbau Richtung E-Mobilität bedeutet einen Verlust an Wertschöpfung, das gilt auch für den Standort Steyr.

So klar ist es noch nicht, ob das so kommen muss. Wir haben diese Entwicklung in der eigenen Hand. Natürlich ist ein elektrischer Antrieb einfacher als ein Verbrennungsmotor, das heißt nicht, dass wir weniger Wertschöpfung in Steyr sehen werden: Da spielen Volumen und Eigenfertigungsanteil eine entscheidende Rolle. Wir haben Gestaltungsspielräume, die werden wir nutzen.

Derzeit wird in Steyr auch in Verbrennungsmotoren investiert.

Die Verbrennungsmotoren werden auch künftig nachgefragt werden, auch als Plug-in-Hybride. Wir stellen uns bei den Benzinmotoren noch stärker auf. Wir nehmen aktuell eine neue Montagelinie für 4- und 6-Zylinder-Motoren in Betrieb und investieren einen dreistelligen Millionenbetrag. Auch im Vorjahr haben wir mehr als 365 Millionen Euro in das Werk investiert.

Das Werk in Steyr hat Kurzarbeit in Anspruch genommen. Wie geht es weiter?

Die Kurzarbeit hat uns geholfen, die Zeit zu überbrücken, in der wir Fahrzeuge nicht ausliefern konnten. Als Motorenstandort hängen wir an den Planungen der Fahrzeugwerke. Momentan sind wir mit der Auslastung zufrieden. Die Situation hat sich nicht so dramatisch entwickelt wie befürchtet. Es kann natürlich sein, dass die kommenden Monate noch einmal schwierig werden. Aber es gibt Grund zur Zuversicht: Corona wird vorbeigehen.

Wird es ohne Einschnitte beim Personal gehen?

Bisher konnten wir die Personalkapazität weitgehend halten. Ich gehe davon aus, dass keine drastischen Einschnitte mehr kommen. Aber es wird vieles auf den Prüfstand gestellt, wirtschaftlich ist diese Zeit herausfordernd. Aber wir sparen nicht an Investitionen in die Zukunft und auch nicht bei der Lehrlingsausbildung.

Alexander Susanek

Der 45-jährige Münchener startete seine Karriere beim Lkw-Hersteller MAN und war für diesen unter anderem in Polen tätig.

2014 wechselte der verheiratete Vater von drei Kindern im Alter von 11, 14 und 16 Jahren zu BMW. Für den Konzern war er unter anderem für den Prototypen-Bau und in Regensburg für die Montage verantwortlich. Seit 1.1. leitet er das Werk in Steyr.

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Autorin
Susanne Dickstein
Chefredakteurin
Susanne Dickstein
Autor
Dietmar Mascher
Stellvertretender Chefredakteur, Leiter Wirtschaftsredaktion
Dietmar Mascher

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6  Kommentare
6  Kommentare
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Analphabet (15.410 Kommentare)
am 01.10.2020 02:57

Die E Fahrzeuge ruinieren die Umwelt wesentlich schlimmer. Die Grünen mit ihrer Hetzerei sind die Schlimmsten.

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spoe (13.503 Kommentare)
am 30.09.2020 08:30

Innovative Standorte leben länger.
Das sollte ein zusätzlicher Anreiz sein.

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Alex9 (50 Kommentare)
am 29.09.2020 11:25

Arbeitnehmer aus Steyr, die bei BMW oder Hartlauer beschäftigt sind, können auch in Zukunft gut schlafen.

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grannysmith (954 Kommentare)
am 29.09.2020 09:11

Aha, "in Europa hat man das Gefühl, die eigene Autoindustrie durch Reglementierungen ins Hintertreffen zu bringen" …
Das Gegenteil ist der Fall : wenn die !deutschen! Autobauer einfach keine Lust haben, !sparsame! Autos zu bauen, dann muss denen die Politik die Richtung zeigen.
Schließlich wäre das dann weltweit ein Verkaufsvorteil , und sichert die europäischen Arbeitsplätze.

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GinoTerwilliger (1.980 Kommentare)
am 29.09.2020 06:24

In Steyr erlebe ich viel Kompetenz, Engagement, BMWler mit Herzblut.

Komisch, hat doch net grad vor kurzen wer behauptet in Steyr gibts hauptsächlich beliebig ersetzbare Lohnfertiger die sich immer dann sofort fürchten sollte wenn irgendein Manager in der Nacht vom Abwandern träumt.

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( Kommentare)
am 29.09.2020 08:51

Interessant, hat es nicht auch bei M.A.N. vor ein paar Jahren solch ähnliche Jubelmeldungen gegeben, um die Motivation der Mitarbeiter zu steigern? Forschung und Entwicklung bei BMW Steyr wäre nicht so schnell austauschbar, wie Teilezusammenbau von Motoren in Lohnfertigung.

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