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Abberufen: Sidlo hat bei Casinos Austria ausgespielt

Von OÖN   03.Dezember 2019

Es war Montag kurz nach Mittag, als der Aufsichtsrat der teilstaatlichen Casinos Austria in einer Sondersitzung Peter Sidlo "mit großer Mehrheit" und "aus wichtigem Grund" als Finanzvorstand abberief.

Das Haus Rennweg 44 in Wien: Hier, in der Zentrale der Casinos Austria, trafen sich zwölf Kapital- und sechs Belegschaftsvertreter. Der Druck muss enorm gewesen sein. Der ehemalige Wiener FPÖ-Bezirksrat Sidlo war, wie berichtet, auf Initiative der Novomatic bestellt worden. Später gab es eine anonyme Anzeige, wonach die FPÖ im Gegenzug für die Bestellung Sidlos der Novomatic Entgegenkommen bei den Glücksspiellizenzen versprochen habe. Hausdurchsuchungen folgten, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen elf Beschuldigte, darunter die Ex-Finanzminister Hartwig Löger sowie Josef Pröll.

So wies Casinos-Vorstandsvorsitzende Bettina Glatz-Kremsner in der gestrigen Sitzung auch auf "die prekäre Situation im Unternehmen" hin. Sie forderte rasche, klare Entscheidungen des Aufsichtsrates. Die Belegschaftsvertreter sollen dann den Antrag auf Abberufung Sidlos gestellt haben. Dazu kam es auch, obwohl ein interner Prüfbericht dem Aufsichtsrat bescheinigt, bei der Bestellung Sidlos und der Trennung von den Vorständen Alexander Labak und Dietmar Hoscher "im Rahmen des vorhandenen Ermessensspielraums korrekt" vorgegangen zu sein.

Aus Sicht des Unternehmens erfolgte die Abberufung "aus wichtigem Grund", sodass Sidlo mit sofortiger Wirkung und ohne weitere Ansprüche ausscheidet – er steht also nicht mehr auf der Casinos-Gehaltsliste. Sidlo wollte sich nicht äußern, ob er gegen diese Entscheidung juristisch vorgeht. Der Umbau des Vorstands kostet schon jetzt genug: Labak sollen zwei Millionen, Hoscher 1,2 Millionen zustehen. Sidlo, der seit Mai, also praktisch mit Beginn der Affäre im Urlaub ist, hätte bis 2022 bestenfalls 1,2 Millionen Euro verdient.

Von den drei Großaktionären wollte die Novomatic nichts zur Aufsichtsratssitzung sagen. Die ÖBAG, die die Anteile der Republik Österreich verwaltet, schrieb, sie habe "keine näheren Kenntnisse zu den Erwägungen des Aufsichtsrates, da unter Berufung auf das Aktienrecht keine Aufsichtsratsunterlagen an die ÖBAG weitergeleitet werden". Die tschechische Sazka-Gruppe, die sich bei der Sidlo-Bestellung nach Widerstand der Stimme enthalten hatte, sprach von der "bestmöglichen Entscheidung im Interesse des Unternehmens und seiner Mitarbeiter".

  • Video: Der Aufsichtsichtsrat der Casinos Austria hat am Montag den umstrittenen Finanzvorstand Peter Sidlo vor die Tür gesetzt um Schaden vom Unternehmen abzuwenden: 

Die Chronologie

  • 28. März - Die Bestellung: Der Aufsichtsrat der Casinos Austria kürt in einer außerordentlichen Sitzung einen neuen Dreiervorstand: Vorsitzende ist Bettina Glatz-Kremsner (ÖVP), bisher Finanzvorständin. Ihr zur Seite stehen werden als Kandidat der Sazka-Gruppe der frühere Erste-Banker Martin Skopek sowie auf Vorschlag der Novomatic Peter Sidlo (FPÖ) als Finanzvorstand. Der 1. Arbeitstag: 1. Mai.
  • Ende Mai - Die anonyme Anzeige: Im Gegenzug zu Sidlos Bestellung habe es eine Absprache zwischen der FPÖ und Novomatic zu Glücksspiellizenzen gegeben.
  • 4. September - Ermittlungen: Im Finanzministerium werden Unterlagen von Ex-FPÖ-Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs beschlagnahmt. Sidlo erklärt, „zur besseren Wahrung seiner Rechte und zum Schutz des Unternehmens“ bis zur Klärung der Vorwürfe auf Urlaub zu gehen.
  • 12. November - Die zweite Welle: Hausdurchsuchungen, unter anderem bei Ex-Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP), Casinos-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner und seinem Stellvertreter Josef Pröll folgen. Roththensteiner hat in einer Aktennotiz Anfang Februar 2019 festgehalten, dass Löger ihm gesagt habe, dass Novomatic-Eigentümer Johann Graf „irgendeinen Hintergrunddeal mit den Blauen“ habe.
  • 28. November - U-Ausschuss: Nachdem die Causa politisch hohe Wellen schlägt, verständigen sich SPÖ und Neos auf einen U-Ausschuss.
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