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Wie die Börsen dem "grünen Rausch" der Cannabis-Aktien erliegen

Von Susanne Dickstein   12.Oktober 2018

Wie Börsen verrückt spielen können, zeigte sich in den vergangenen Wochen beim Thema Cannabis-Aktien: Eine zuvor unbekannte Firma namens Tilray erreichte an einem einzigen Tag ein Handelsvolumen von 6,5 Milliarden US-Dollar. Sie war damit hinter Amazon die am zweitstärksten gehandelte Aktie der Welt. Von ihrem Börsegang im Juli bis Mitte September legte die erste US-Cannabis-Aktie um 1200 Prozent zu. Auf ihrem Höchststand war Tilray, ein Unternehmen mit einem Umsatz von 40 Millionen Dollar, auf einen Börsenwert von 28 Milliarden Dollar angewachsen und damit wertvoller als die Deutsche Bank oder Infineon. Glücklich, wer bei 300 Dollar je Aktie verkauft hat – bis gestern hatte sich der Tilray-Aktienkurs wieder halbiert.

Was hinter der Überhitzung steht, ist die Aussicht auf einen Milliardenmarkt (siehe Kasten). Mit der zunehmenden Legalisierung von Cannabis rechnen Börsianer, dass die Produzenten in den nächsten Jahren stark wachsen werden. In Kanada ist es als erstem Industrieland ab kommender Woche erlaubt, Cannabis zu kaufen, zu besitzen und zu konsumieren. Mit der Legalisierung soll der illegale Markt ausgetrocknet werden. Der Staat verspricht sich hohe Steuereinnahmen.

Vor zwei Jahren sind die ersten Cannabis-Produzenten in Kanada an die Börse gekommen. Bei der Marktkapitalisierung ist Canopy Growth heute am größten, gefolgt von Aurora Cannabis. "Beide haben eine Marktkapitalisierung von rund elf Milliarden Dollar. In der Bilanz finden sich derzeit Umsätze von weniger als 100 Millionen Dollar. Wenn man – so wie ich – von der Bewertungssicht eines Unternehmens kommt, ist es einfach absurd, welches Zukunftspotenzial da eingepreist wird", analysiert Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der Fondstochter von 3-Banken und Generali. Er rät, die Finger von diesen Aktien zu lassen.

Übernahmefantasien beflügeln derweil die Kurse zusätzlich: Bei Canopy ist der Spirituosenhersteller Constellation Brands mit 38 Prozent eingestiegen. Laut Bloomberg soll Coca-Cola mit Aurora Gespräche über eine Beteiligung führen.

 

Milliardenmarkt: 

Mit der Legalisierung von Cannabis in vielen Ländern eröffnet sich ein rasch wachsender Milliardenmarkt. Die Anwendungen reichen von medizinischem Bedarf bis hin zum Freizeitkonsum.

Prognosen zufolge soll sich das Marktvolumen allein in den USA von derzeit rund acht Milliarden US-Dollar bis 2025 verdreifachen.

Laut UNO-Statistiken ist die Zahl der Cannabis-Konsumenten in den Jahren 2009 bis 2015 von 202,7 auf 237,7 Millionen gestiegen. In Europa ist die Zahl mit 29 Millionen Konsumenten konstant.

Cannabis gehört zu den ältesten Heilpflanzen der Geschichte. Uruguay war das erste Land, das Cannabis legalisierte. Kommende Woche beginnt in Kanada der legale Verkauf.

 

Cannabis-Aktien

Was die Kursschwankungen angeht, sind die Cannabis-Aktien mit Bitcoin vergleichbar.

Der Global Cannabis Stock Index (siehe Grafik) legte von Oktober 2017 bis Jänner 2018 um 217 Prozent zu, um dann innerhalb weniger Wochen um 40 Prozent nachzugeben.

Im Index sind die Titel mit der höchsten Marktkapitalisierung gebündelt, allen voran Tilray. Die Aktie hat innerhalb des vergangenen Monats unter dem Strich um 50 Prozent zugelegt – eine wilde Kursrallye inklusive. Weitere Titel im Index sind Canopy Growth und Aurora Cannabis.

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29. März 2024