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Voest-Betriebsrat Schaller: Wenig Gespür für heikle Momente

03.März 2010

Er habe einen sehr erfreulichen Tag gehabt, sagte der Konzernbetriebsratschef der voestalpine AG, Hans-Karl Schaller, als ihn die OÖN gestern erreichten. Seine Arbeiterbetriebsräte hätten ihm den Rücken gestärkt, sie stünden 100-prozentig hinter ihm. Zuvor hatten die OÖN Vorwürfe veröffentlicht, die Schaller nicht dementiert hat.

So hat er sich 2006 – was einem einfachen Arbeitnehmer nicht möglich wäre – Urlaube ausbezahlen lassen. Zwar habe er angeboten, den Betrag für die von der voestalpine organisierte Tsunami-Hilfe zu spenden. Letztlich hat er das Geld – deutlich mehr als 10.000 Euro – doch selber kassiert.

Schaller hat auch Fahrtkosten für seinen Privat-Pkw verrechnet, obwohl ihm ein Dienstwagen zur Verfügung stand. Diese hat er zurückbezahlt, als dies ruchbar wurde. Böse Zungen behaupten, dass es der Intervention von Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer bedurfte, der seinem Vize die Rückzahlung nahelegte. Schaller weist jede Form der Unredlichkeit von sich. „Die Vorwürfe sind ein Rohrkrepierer.“

Der Sohn eines früheren Arbeiterbetriebsrates bei den Freistädter FM-Küchen betont, dass er mit seinem Verdienst in einer Gehaltsklasse liege, die andere Arbeiter toppen würden. Daher sei es auch völlig in Ordnung, dass er für sich und seine Betriebsräte teils üppige Leistungsprämien verhandelt habe. Andere sagen, dass hier das Normalmaß weit überschritten werde. Selbst in der Gewerkschaft wünscht sich manch einer etwas mehr Sensibilität in der Causa.

Der gelernte Schlosser, der später Meisterschule und Sozialakademie besuchte, kontert mit seinem gewaltigen Arbeitseinsatz, der die vergangenen 18 Jahre stets eine 80-Stunden-Woche bedeutet habe. Dieses Arbeitspensum wird dem Vielarbeiter auch nicht abgestritten.

Dies hat der Linzer, der für die SPÖ zwölf Jahre im Gemeinderat war, mit schweren gesundheitlichen Problemen bezahlt, die ihn drei Monate lang außer Gefecht gesetzt und 15 Kilogramm Körpergewicht gekostet haben. Die Gallenprobleme sind zwar überwunden, an den Folgen seiner Abwesenheit laboriert die Belegschaftsvertretung noch. Denn damals ist der latente Streit innerhalb des Arbeiterbetriebsrats eskaliert. Zuvor hatte Schaller die Streitparteien in Schach halten können. Sein Talent, offen und lösungsorientiert zu diskutieren, war dabei hilfreich.

Privatleben gibt es für den alleinstehenden Vater einer erwachsenen Tochter kaum. Wenn, dann wandert der bald 50-Jährige im Mühlviertel oder schwimmt im Hummelhofbad.

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20. April 2024