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Vögele muss Insolvenz anmelden

Von nachrichten.at   31.Juli 2018

Nun ist es fix: Die Schweizer Modekette Charles Vögele meldet Insolvenz an. Das Unternehmen hat ein gerichtliches Sanierungsverfahren beantragt, wie heute, Dienstag, in einer Aussendung bekannt gegeben wurde. Im Zuge dessen will das Unternehmen die „sehr weit fortgeschrittenen Verhandlungen über eine Investorenlösung fortsetzen“ und eine nachhaltige, Arbeitsplätze sichernde Sanierung ermöglichen. Von der Insolvenz sind etwa 700 Mitarbeiter in rund 100 österreichischen Filialen sowie 300 Mitarbeiter in Slowenien und Ungarn betroffen. 

Gegenüber der Zerschlagung des Unternehmens und Abgabe der Filialen an viele Einzelabnehmer, wie in den letzten Wochen immer wieder kolportiert, sehen wir im eingeleiteten Sanierungsverfahren die beste Chance zur Fortführung der Gesellschaft“, so Thomas Krenn, Geschäftsführer Charles Vögele Austria.

Auch über die Schwesterfirmen in Slowenien und Ungarn, die ebenfalls von der Zentrale in Kalsdorf aus geleitet werden, werde weiter verhandelt. 

Mitarbeiter warten auf ausstehende Gehälter

Die Vögele-Mitarbeiter in Österreich können ihre ausstehenden Gehälter vom Insolvenzentgeltfonds bekommen. Voraussetzung dafür ist, dass die Forderungen bei Gericht angemeldet und bei der IEF-Service GmbH (Insolvenzentgeltfonds ) beantragt werden. "Budgetär ist vorgesorgt", sagte IEF-Geschäftsführer Richard Fuchsbichler zur APA. "Wir sind vorbereitet", betonte Fuchsbichler. Die Bearbeitung der Ansprüche würde so schnell wie möglich abgewickelt.

Niedergang eines Bekleidungsriesen 

Die Modekette Charles Vögele wurde nach dem Börsengang 1999 einer der größten Bekleidungshändler in Europa mit bis zu 760 Filialen in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Belgien, Niederlanden, Slowenien und Ungarn. Im Herbst 2016 kaufte die italienische Investmentgruppe Sempione Fashion um OVS die kriselnde Vögele-Gruppe. Der Sortimentswechsel ließ die Umsätze weiter einbrechen und brachte am Ende die Insolvenz. 

Die Schweizer Vögele-Filialen wurden nach der Übernahme in OVS umbenannt und komplett umgebaut. Auch in Österreich sollten die Filialen nach und nach auf OVS umgeflaggt werden, 30 Charles-Vögele-Geschäfte wurden seit Jahresbeginn im Zuge des Umbrandings geschlossen.

Bis 2016 lief das Geschäft in Österreich noch stabil, die Umsatzerlöse lagen bei rund 121 Mio. Euro. 2017 folgte der Einbruch, die Umsätze sanken laut dem Kreditschutzverband KSV um 11,5 Mio. Euro und es wurde ein Verlust eingefahren. Anfang Juni 2018 hatte die Schweizer Mutter die Pleite angekündigt, alle 140 Schweizer Filialen wurden geschlossen und die 1.200 Mitarbeiter ohne Sozialplan gekündigt.

Bis Ende 2017 war Charles Vögele laut Regio Data noch unter den Top 10 am österreichischen Bekleidungsmarkt. Mit der Pleite der Mutter schlitterte auch das heimische Geschäft zunehmend in Turbulenzen. Schuld am starken Umsatzrückgang war nach Angaben der Österreich-Tochter ein Sortimentswechsel, der durch die Übernahme der Sempione Fashion erfolgte und von den Kunden nicht angenommen wurde.

Nach der Pleite der Schweizer Mutter suchte man hierzulande fieberhaft nach neuen Investoren, um die Arbeitsplätze der rund 1.000 Mitarbeiter in Österreich, Ungarn und Slowenien zu retten. Interessenten gab es Medienberichten zufolge genügend, Namen wie Fussl, Hofer und Spar wurden kolportiert. Allerdings seien die nur an einzelnen Standorten interessiert, so der Österreich-Geschäftsführer Thomas Krenn vergangene Woche. Ziel sei es, das Unternehmen bei Möglichkeit nicht zu zerschlagen.

Ende Juli waren die nicht ausgezahlten (gestundeten) Gehälter und Urlaubsgelder der 711 Mitarbeiter in Österreich fällig. Die Modekette konnte die Gehälter nicht mehr bezahlen und musste am Dienstagvormittag Insolvenz anmelden. Die Investorensuche läuft indes weiter. Laut einer Vögele-Pressesprecherin gibt es bisher einen Interessenten, der infrage kommen könnte. Ein konkreter Name wurde nicht genannt.

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