Verlader warnen vor Kaindl-Monopol

ENNS. Logistiker fürchten, Salzburger Firma Kaindl könnte im Ennshafen zu mächtig werden.
Die geplante Investition des Salzburger Industriebetriebs Kaindl im Ennshafen ruft große heimische Logistiker auf den Plan. Vor allem die Ansage Kaindls, neue Krananlagen finanzieren und damit in die bisher landeseigene Betreibergesellschaft des Ennshafens hinein zu wollen, stößt den Verladern auf. Sie haben mit einer möglichen Privatisierung des Hafens keine Freude. Da Kaindl dann in Enns und an seinem bestehenden Terminal in Salzburg die Preise bestimmen würde, warnen Logistiker gar vor einem „Monopol“ Kaindls.
Wie berichtet, will der Salzburger Plattenproduzent Kaindl seine 35 Hektar, die er seit Anfang der 1990er Jahre im Ennshafen hat, endlich nutzen. In der Logistik-Branche wirbt das Unternehmen für die Cargo City Enns.
Braucht das der Markt?
Etliche große Verlader haben auch einen „Letter of Interest“ unterschrieben, in dem sie unverbindliches Interesse bekunden, sich in die geplanten Lagerhallen einzumieten. Diese Investition von bis zu 70 Millionen Euro wird mit Spannung verfolgt. Einzelne fragen hinter vorgehaltener Hand, ob es den Bedarf dafür überhaupt gibt. Mehr als 500.000 Palettenstellplätze seien im oberösterreichischen Zentralraum längst vorhanden. Mit diesen komme die Branche aus.
„Es gibt auch ein Risiko. Zu viele Flächen bedeuten, dass die Mieten dafür in den Keller rauschen“, sagt der erfahrene Logistik-Unternehmer Max Schachinger. Der sieht den Zentralraum in Konkurrenz zu Wien/Bratislava und München/Regensburg. Nur wenn es gelinge, Logistikleistungen nach Oberösterreich zu holen, könne die ganze Branche von dem Investment profitieren.
Sowohl der frühere Spartenobmann für Verkehr, Schachinger, als auch der aktuelle Fachgruppensprecher der Spediteure, Alfred Schneckenreither, sind aber skeptisch, was eine Veränderung in der Betreiberschaft des Ennshafens betrifft. Schneckenreither: „Die Gefahr der Monopolisierung ist gegeben.“ Ähnlich äußert sich Michael Rainer, Luft- und Seefracht-Chef von Dachser Austria. „Dann hätten wir als neutralen Hafen nur noch Linz, wohin wir ausweichen müssten.“ Die Verlader wollen eine sogenannte neutrale Gesellschaft haben, die alle Verlader gleich bedient.
Mächtige Deutsche Bahn
Kaindl hat noch dazu mit DB Schenker die Deutsche Bahn als strategischen Partner geholt. Diese würde im Ganzzugs-Umschlag für eine Grundauslastung sorgen. „Selbst wenn vertraglich zugesichert würde, dass alle gleich behandelt werden, in der Praxis wird wohl der DB der Vorzug gegeben“, fürchtet ein großer Verlader. In Salzburg müssten sich andere bereits heute hinter Kaindl anstellen, dessen Holzplatten-Produktion der größte Kunde im eigenen Terminal ist.
Vorrangig geht es den Verladern um das Entladen von Ganzzügen, der Wasserumschlag spielt für die wenigsten eine Rolle.
Neo-Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (ÖVP) hält sich noch alle Optionen offen. „Wir sind auf der Eigentümerseite bei weitem noch nicht so weit, zu entscheiden. Es gab noch keine Verhandlungen. Wir prüfen mehrere Optionen und werden alle Argumente abwägen.“
Bis in den Sommer werde es dauern, bis eine Entscheidung über die Zukunft des Ennshafens seriös möglich sei.