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Neuburger: Rieseninvestition abseits vom Leberkäse

Von Dietmar Mascher   17.Dezember 2016

Vor 30 Jahren fasste Hermann Neuburger einen folgenreichen Entschluss. Er stellte in der Firma, die er zuvor von seinem Vater übernommen hatte, die gesamte Wurstproduktion ein und konzentrierte sich auf ein Produkt: den Leberkäse. Spätestens seit der erfolgreichen Werbekampagne "Sagen Sie niemals Leberkäse zu ihm" von Wolfgang Koeppel und Peter Schmid ist sein Produkt in Österreich und mittlerweile auch in Deutschland allen ein Begriff. Jetzt ist Neuburger gemeinsam mit seinem Sohn Thomas drauf und dran, sich noch einmal zu erfinden.

Hermann wird jetzt fleischlos, ist die Devise. Die ersten Produkte sind schon im Handel erhältlich. Bratwürstel, Wiener Schnitzel oder Gyros gibt es da. Fleischgerichte ohne Fleisch.

Das ist noch überschaubar innovativ. Zahlreiche Lebensmittelproduzenten erzeugen vegetarische Produkte, um die sinkende Nachfrage nach Fleischprodukten zu kompensieren. Was Neuburger macht, geht aber bei weitem über eine Ersatzproduktion hinaus. "Ich beschäftige mich schon seit Jahren mit diesem Thema und der Möglichkeit, auf wirtschaftlich vernünftiger Basis Produkte herzustellen, die Fleischliebhabern auch schmecken", sagt der 64-jährige Hermann Neuburger.

Grundsätzlich gebe es vier Rohstoffe, auf die man bauen könne: Seitan, Weizen, Soja und Pilze. Weizen sei zu süßlich, auch mit Seitan habe man sich nicht so anfreunden können. Produkte aus Tofuhaut (Haut, die auf erhitzter Sojamilch entsteht) wären vielversprechend gewesen, wären aber zu teuer gekommen. Daher hat man sich auf Kräuterseitlinge konzentriert, die Basis für die aktuellen Produkte sind. "Wir sind die einzigen Hersteller, die auf Zusatzstoffe verzichten. Wir ergänzen nur Reis, Öl, Eiklar, Salz und Gewürze. Unser Ziel ist es, dass wir unsere Produkte als gesunde Lebensmittel nach EU-Definition verkaufen dürfen", sagt Hermann Neuburger.

Die Geschäfte bei der Neuburger Fleischlos GmbH führt der 28-jährige Thomas Neuburger. Der Jurist und Betriebswirt hat davor in Deutschland bei einem Personalberater gearbeitet. "Aber es hat mich ins Mühlviertel zurückgezogen."

Da die ersten Reaktionen auf die Fleischlos-Produkte sehr positiv stimmten, wollen die Neuburgers groß investieren. Die Kräuterseitlinge sind in der benötigten Menge in Europa gar nicht verfügbar, daher werden sie in Ulrichsberg künftig auch gezüchtet. Dafür werden zunächst fünf Millionen Euro investiert. In zehn Jahren soll der Endausbau erreicht sein. Investitionsvolumen: insgesamt 25 Millionen Euro für die Schwammerlzucht. Dafür haben sich die Neuburgers die besten Spezialisten aus der Schweiz und Deutschland geholt. "Wir denken, dass wir bestimmte Fehler nicht mehr machen", sagt Thomas Neuburger. Für die Verarbeitung ist zusätzlich eine Produktion um 17 Millionen Euro geplant.

Hohe Eigenkapitalquote

Diese Großinvestition von insgesamt 42 Millionen Euro entspricht fast dem doppelten Jahresumsatz von Neuburger. Dennoch ist kein Zaudern in den Stimmen von Vater und Sohn erkennbar. Das ist auch damit erklärbar, dass die Firma mit ihren 70 Mitarbeitern wirtschaftlich hervorragend dasteht. Mit einer Eigenkapitalquote von mehr als 70 Prozent war zuletzt keine Bank erforderlich. Das wird sich dann doch ändern, wenn die großen Pläne umgesetzt werden sollen.

Was die Neuburgers auch selbst begeistert: Die Rohstoffproduktion erfolgt auf Pellets aus der Region, die später verheizt werden. Die hohe Wertschöpfungsdichte verringert die Logistikkosten. "Wir haben außerdem vor, unsere Produktionsmethode als Patent anzumelden", sagt Neuburger senior. Die Fleischlos-Produkte werden küchenfertig in die Supermarktregale geliefert. Der Kunde muss sie nur auspacken und braten. Fleischloskäse ist übrigens nicht dabei.

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25. April 2024