Nervosität vor G20-Gipfel: Wie groß ist der Reformeifer?
BRÜSSEL/BUSAN. Die Finanzminister und Notenbankchefs der G20 treffen einander heute und Samstag im südkoreanischen Busan. Sie sollen die Vor-aussetzungen für einen Erfolg beim G20-Gipfel in drei Wochen schaffen.
Eines der Hauptthemen wird die Regulierung der Ratingagenturen sein. Die EU-Kommission will eine zentrale, europäische Überwachungsstelle für Ratingagenturen einrichten – die ESMA (European Securities and Markets Authoritiy). Ihr müssten sich nicht nur die europäischen, sondern auch US-amerikanische Agenturen mit Tochtergesellschaften in Europa unterwerfen.
Bei Verstößen droht die EU mit Strafen, die bis zu 20 Prozent des Jahresumsatzes einer Tochtergesellschaft betragen könnten. In besonders schweren Fällen soll auch die Aberkennung der Lizenz möglich sein. Mögliche Verstöße sind etwa Beratungsdienste für geprüfte Unternehmen, das Fehlen einer internen Kontrollstelle oder das Verheimlichen von Daten.
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso will die Einrichtung einer unabhängigen europäischen Ratingagentur prüfen. Man müsse bedenken, ob es normal sei, wenn es „nur drei einschlägige Akteure in einer so heiklen Sache“ gibt, verwies er auf die großen US-Agenturen.
Der französische Notenbankchef Christian Noyer sagte, dass Kreditversicherer wie die Euler Hermes oder Coface den Ratingmarkt übernehmen könnten.
Die US-Agentur Moody’s wehrt sich unterdessen vor dem Untersuchungsausschuss in New York. Firmenchef Raymond McDaniel räumte zwar Fehler ein, spielte aber gleichzeitig die Bedeutung der Agenturen in der Finanzkrise herunter. Investmentbanker hätten die Agenturen zu übertrieben guten Ratings gedrängt, hieß es auch.