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Lebensmittel im Dschungel der Gütesiegel

Von Josef Lehner   07.Juni 2014

Garantiert österreichisch oder biologisch oder sonst etwas: Der Lebensmittelsektor ist mit Gütesiegeln überflutet, die für fast alles einstehen möchten. Die OÖN sprachen mit Michael Blass, dem Geschäftsführer der Agrarmarkt Austria Marketing Gmbh.

 

OÖN: Wie behaupten sich Ihre AMA-Siegel in der Flut?

Blass: Das AMA-Siegel und das AMA-Biosiegel sind die einzigen offiziellen Zeichen für Lebensmittel aus Österreich. Sie beruhen auf einem Gesetz mit exakten Richtlinien. Damit sind sie die harte Währung im Dschungel von Emblemen und Schmucketiketten, rot-weiß-roten Schleifen, typischen Landschaftsbildern oder Trachtenpärchen. Das AMA-Gütesiegel ist 20 Jahre alt und ist der Leuchtturm.

Konsumenten wirken trotzdem überfordert und verunsichert.

Die Verunsicherung rührt daher, dass so viele Siegel am Markt sind und dass schlampig über Gütesiegel gesprochen wird. Offizielle Siegel sind nur jene der AMA und das Bio-Siegel der EU sowie die EU-Zeichen für geschützte Herkunft. Wir streichen diese Ausnahmestellung mit den gesetzlichen Grundlagen in der Kommunikation heraus, müssen den Produzenten und Konsumenten aber noch prägnantere Botschaften bringen. Hinter dem AMA-Gütesiegel steht ganzheitliche Qualitätssicherung vom Bauernhof über die Verarbeitung bis zum Handel. Das ist mehr als die Marketing-Sprache dieser sogenannten – pardon – Lulu-Zeichen.

Die Bauern klagen, dass sie immer häufiger gezwungen sind, neben Ihren AMA-Anforderungen auch jene der privaten Gütesiegel, ob Verein, Handel oder Region, zu bestehen. Das bedeutet Bürokratie, Zeit, Geld, Ärger.

Ich verstehe die Klagen, nicht nur der Bauern, auch der Verarbeiter. Deshalb hat bei unseren Kontrollen Priorität, alle Synergien zu heben. Wenn möglich, werden mehrere Prüfungen konzentriert. Die beauftragten unabhängigen Kontrollstellen möchten mitunter Vorteile nutzen. Es besteht aber unser klares Bekenntnis, die Betriebe auf allen Stufen zu entlasten.

Die AMA hat auch ein Gastro-Siegel geschaffen, weil hier bei verarbeiteten Rohstoffen ein großer Graubereich besteht.

Es ist ein relativ junges AMA-Siegel und ganz wichtig. Es entwickelt sich gut, es muss aber noch sehr viel getan werden. Ich verstehe Gastwirte, die sagen, sie müssten sich zuerst um ihre Gäste kümmern. Wir wollen, dass die Gäste fragen: Wo kaufst Du ein und wie kannst Du mir das plausibel machen? Wenn einem Gast das wurst ist, wo die Rohstoffe herkommen, dann ist das natürlich seine Sache.

Die AMA-Siegel gelten für fast alle Produktgruppen. Sind noch Ausweitungen geplant?

Unsere Schwerpunkte sind Fleisch- und Milchprodukte, Obst und Gemüse. Es ist aber gerade die Stärke der AMA-Siegel, dass sie eine ganzheitliche Qualitätssicherung bedeuten, die nicht beim Rohstoff aufhört, sondern die Verarbeitungsstufen beinhaltet. Die Märkte verändern sich ständig. Wo relevante Nachfrage besteht, werden wir die Anwendung ausdehnen. Aktuell arbeiten wir für Brot und Gebäck an speziellen Richtlinien.

Ein Ärgernis ist, dass in Backwaren, Nudeln etc. häufig billige Import-Eier verarbeitet werden, die aus Käfighaltung stammen.

Bei Frischeiern haben wir eine Datenbank, für die wir weltweit beneidet werden. Mit drei Klicks im Internet weiß der Konsument, woher ein Ei kommt. Es gibt die Forderung, auch bei verarbeiteten Produkten die Herkunft der Eier zu kennzeichnen. Unsere Landwirte leiden unter einer massiven Wettbewerbsverzerrung, weil sie die Käfige seit 2009 nicht mehr einsetzen und andere Länder da säumig sind. Jeder Verarbeiter, der offene Kommunikation mit den Konsumenten ernst nimmt, führt eine freiwillige Kennzeichnung durch. Österreichs Betriebe stehen aber unter enormem Wettbewerbs- und Kostendruck. Deshalb bräuchte es EU-Richtlinien für alle – rasch.

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