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Hypo zahlte für gestohlene Autos, Bankchef „keilte“ Hypo-Investoren

Von Von Werner Beninger   05.Jänner 2010

Das Geschäft, das der Informant aus der Hypo Alpe Adria den OÖN schilderte, ist irgendwie bezeichnend, wenn auch vorerst nur ein Gerücht. Freilich ein sehr glaubhaftes, angesichts der Praktiken, die die Hypo Alpe Adria mit Rückendeckung einer Haftung des Landes Kärnten in den Balkanstaaten so praktizierte.

Kaum hatte die Hypo ein Leasinggeschäft mit gut 100 Luxuslimousinen an Land gezogen – sprich die Fahrzeuge gekauft, um sie zu verleasen, waren diese auch schon verschwunden. Sie wurden offiziell als gestohlen gemeldet. Pikant ist freilich die Vorgeschichte. Denn alle diese Fahrzeuge sollen bereits vorher schon einmal gestohlen worden sein. Dann seien diese mit gefälschten Papieren an die Kärntner Hypo verkauft worden, um gleich darauf wieder zu verschwinden.

Nicht nur Autos lösten sich in Luft auf, auch Luxusyachten sind bis heute nicht auffindbar. Die Rolle der Hypo-Manager bei derlei Deals wird die Sonderkommission des Bundeskriminalamtes untersuchen. Sie wurde Mitte Dezember eingesetzt, wird ihre Tätigkeit aber erst Mitte Jänner aufnehmen können. Derzeit ist man mit der Organisation von Büros und Personal beschäftigt.

Freund des Bayernbank-Chefs

Die deutschen Behörden haben bereits im Oktober eine Hausdurchsuchung bei der Hypo Alpe Adria durchführen lassen. Sie gehen vom Verdacht aus, dass die Bayerische Landesbank (BLB) unter deren damaligem Chef Werner Schmidt die Hypo bewusst zu teuer gekauft hat – von einer Investorengruppe um den deutschen Investor Tilo Berlin. Dieser war lange Jahre enger Mitarbeiter Schmidts. Die Investorengruppe um Berlin hat damals binnen weniger Monate 150 Millionen Euro kassiert. Rund 650 Millionen hatten Berlin und seine Freunde zwischen Ende 2006 und März 2007 für 25,1 Prozent der Hypo Alpe Adria bezahlt. Schon im Mai 2007 kaufte die BLB 50,1 Prozent der Hypo um etwas mehr als 1,6 Milliarden Euro – die Anteile von Berlin und rund 25 Prozent von der Kärntner Landesholding, deren Beteiligung auf 20 Prozent sank. Wegen der Zeitnähe hegen die deutschen Behörden den Verdacht, dass Berlin bereits bei seinem Einstieg gewusst habe, dass die BLB die Hypo kaufen werde.

Kulterer im Visier der Fahnder

Während sich die deutschen Behörden insbesondere auf die Rolle von BLB-Chef Schmidt und seines Ex-Mitarbeiters Tilo Berlin konzentrieren, sind für die österreichischen Fahnder vor allem die Aktivitäten des früheren Hypo-Generaldirektors Wolfgang Kulterer von Interesse. Kulterer war enger Vertrauter von Kärntens tödlich verunglücktem Landeshauptmann Jörg Haider. Als Hypo-General hatte Kulterer 2006 nach dem Skandal um Spekulationsverluste in Höhe von 328 Millionen Euro auf Drängen der Finanzmarktaufsicht den Hut nehmen müssen – wegen falscher Bilanzen, er hatte den Verlust auf zehn Jahre verteilen wollen. Kulterer wurde Aufsichtsratschef. Erst nach dem vollzogenen Verkauf an die BLB schied er am 1. November 2007 aus dieser Funktion aus.

Welche Industriellen kassierten

Vorher hatte er für Berlin gute Dienste erfüllt: Kulterer hatte sich nicht nur mit der Flick-Privatstiftung an Berlins Investorengruppe beteiligt. Er hatte auch andere österreichische Investoren an Land gezogen, um sie an dem Hypo-Deal zu beteiligen. Profiteure des 150-Millionen-Euro-Gewinns waren unter anderem: Industriellenpräsident Veit Sorger, die Horten-Stiftung, Kika-Leiner-Chef Herbert Koch sowie die Unternehmerfamilien Tilly, Schmidt, Senger-Weiss, Gröller und Rauch. Zumindest Sorger hat – weil Rückforderungen drohen – seinen Gewinn aus diesem Deal bereits auf ein Treuhandkonto gelegt.

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24. April 2024