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Gentechnik-Alarm im Schweinestall

Von Josef Lehner   19.Mai 2012

Seither prangt auf allen Milchpackerln, Eierkartons und Henderln im Kühlregal die Werbebotschaft: „Garantiert gentechnikfrei!“

„Damit ist vielen Konsumenten erst bekannt geworden, dass in der Fleischerzeugung zum Großteil importiertes GVO-Futter verwendet wird“, sagt Karin Nakhai, die Pressesprecherin des Handelskonzerns Rewe (Billa, Merkur). Der will nun Druck machen. „Wir sind Gründungsmiglied der Arge Gentechnikfrei. Die Österreicher lehnen Gentechnik in Lebensmitteln ab“, sagt Nakhai.

Billa macht Druck

Deshalb gibt es in den Billa-Filialen seit einigen Wochen auch die volumenmäßig wichtigste Fleischsorte aus gentechnikfreier Mast, erzeugt von oberösterreichischen Vertragsbauern für die Fleischerei Oberndorfer in Ried im Traunkreis (Marke: Ibo-Schwein – Ich bin aus Oberösterreich). Das hat in heimischen Schweineställen Gentechnik-Alarm ausgelöst.

So wollen nicht nur die anderen Handelsketten GVO-freies Schweinefleisch im Regal haben. Es wissen auch die Billa-Manager, dass sie mit den rund 1500 Ibo-Schweinen, die pro Woche schlachtreif werden, die Kühlregale nicht füllen können. Rewe verhandelt mit dem Welser Großschlächter Handlbauer, auf GVO-frei umzustellen. Wenn die Bauern mit GVO-freiem Soja zu mästen beginnen, dauert es dreieinhalb Monate, bis die Tiere schlachtreif sind. Im Herbst sollen damit 12.000 GVO-freie Schlachtschweine pro Woche zur Verfügung stehen.

Auch Spar verhandelt mit Schlachtbetrieben, heißt es in der Branche. Der größte oberösterreichische Schweineschlächter, Großfurtner in St. Martin im Innkreis, strecke seine Fühler aus.

Doch wenn der gesamte Markt umgestellt wird, geht es um 100.000 Sauen pro Woche. Alles steht und fällt mit der Verfügbarkeit von gentechnikfreiem Futter. Das kommt bisher, ob bei Rind, Huhn oder Ibo-Schwein, aus Brasilien, importiert vom Innviertler Agrarhändler Pilstl. Er versorgt seit Jahren auch Schweizer und deutsche Tierhalter. 1995 hat er gestartet, erst für kleine Mischfutterwerke, weil Gentechnikfreiheit nur für Bio-Fleisch vorgeschrieben ist. Die größte österreichische Schweinehalterorganisation, der VLV, bremst die Umstellung auf GVO-frei: Erstens weil die Bauern schon bei Milchkühen und Hühnern die Mehrkosten von GVO-freiem Soja in Höhe von rund zehn Prozent nicht abgegolten erhalten. Zweitens sei die Futterversorgung nicht gesichert.

„Brasilien produziert 14 Millionen Tonnen gentechnikfreies Soja im Jahr, Österreich mit seinem Bedarf von 300.000 Tonnen kann jederzeit versorgt werden. Nur muss man rechtzeitig bestellen“, sagt Karl Pilstl.

Oberösterreichs Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger will für den wachsenden Bedarf den Sojaanbau in Südosteuropa forcieren (Projekt Donau Soja): „Das ist wegen des kürzeren Transportwegs ökologischer, und wir machen uns nicht von Brasilien abhängig.“ Bis Ungarn, Serbien etc. ausreichend GVO-freies Soja liefern können, werden aber Jahre vergehen.

Soja: Die Welternte verdreifachte sich seit 1982 auf 250 Millionen Tonnen im Jahr (USA 90, Brasilien 64, Argentinien 50 Millionen Tonnen). Das Eiweiß der Sojabohne ist optimal für die Tiermast; die Pflanze bildet in ihren Wurzeln Stickstoff und spart Kunstdünger. Anteil gentechnisch veränderter Sorten (GVO) weltweit: 77 Prozent.

Die Wunderbohne Soja und die Gentechnik

Import: Österreich muss derzeit mehr als 550.000 Tonnen Soja im Jahr importieren, großteils gentechnisch veränderte Organismen (GVO). Die EU führt 40, China 50 Millionen Tonnen ein. Größter Importeur GVO-freier Ware ist die Firma Pilstl in Raab.

Eigenproduktion: Österreichs Bauern erzeugen auf 35.000 Hektar rund 100.000 Tonnen Soja im Jahr, zur Hälfte für Nahrungsmittel (Tofu, Sojamilch etc.). Klima und Böden würden 50.000 Hektar ermöglichen.
 

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