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Ex-Drogeriekönig Schlecker weist Bankrott-Vorwurf zurück

Von nachrichten.at/apa, 06. März 2017, 13:07 Uhr
Anton Schlecker
Der ehemalige Drogeriekettenbesitzer Anton Schlecker Bild: (dpa)

STUTTGART. Der ehemalige Drogerie-König Anton Schlecker hat die drohende Milliarden-Pleite seines Unternehmens bis zuletzt nicht wahrhaben wollen. Sein Verteidiger wies vor dem Landgericht Stuttgart den Vorwurf des betrügerischen Bankrotts zurück.

"Die Insolvenz seines Unternehmens war für ihn schlicht nicht vorstellbar. Die Firma war sein Lebenswerk - und blieb es bis zuletzt", sagte Schlecker-Verteidiger Norbert Scharf am Montag vor Gericht.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 72-Jährigen vor, vor der Insolvenz Millionen aus der einst größten deutschen Drogeriemarkt-Kette gezogen zu haben - Geld, das überwiegend seinen Kindern zugute kam, den Gläubigern aber fehlte. Das Unternehmen sei spätestens Ende 2009 insolvenzreif gewesen, gut zwei Jahre bevor Schlecker tatsächlich Insolvenz anmeldete, sagte Staatsanwalt Thomas Böttger.

Die einst größte deutsche Drogeriekette habe seit 2004 nur noch in einem Jahr - 2006 - operativ Gewinne geschrieben, sagte Böttger. Spätestens 2009 habe Schlecker gewusst, dass seinem Unternehmen der Zusammenbruch drohte. Da habe es keine Aussicht mehr gegeben, mittelfristig in die Gewinnzone zurückzukehren. Schlecker habe zu diesem Zeitpunkt weder nennenswertes Vermögen gehabt, um die Dauer-Verluste auszugleichen, noch Aussicht auf Kredite. Dass er die Insolvenz vermeiden wollte, stehe nicht im Widerspruch zur Anklage, betonte der Staatsanwalt. Schlecker haftete als "eingetragener Kaufmann" allein für den Konzern aus Ehingen bei Ulm. "Er wollte in seinem Unternehmen frei schalten und walten", sagte Staatsanwalt Christoph Buchert. "Aber dann muss ich auch in der Krise mein Vermögen zusammenhalten."

Dezenter Auftritt

Der weißhaarige Schlecker wirkt neben seinen Verteidigern klein, als er im Nadelstreifenanzug den Saal im Untergeschoß des Landgerichts betritt. Der für schreiend bunte Oberhemden bekannte Mann trägt diesmal einen schwarzen Rollkragenpullover. Die Verhandlung verfolgt er fast reglos, nur die Augen wandern ständig hin und her zwischen Richter, Publikum und Staatsanwalt. Anton Schlecker sei kein skrupelloser Unternehmer, betonte sein Verteidiger. Er sei "ein schwäbischer Unternehmertyp klassischen Zuschnitts". Vor dem Gericht gehe es darum, "die individuelle Vorstellungswelt von Herrn Schlecker" aufzuklären, sagte Verteidiger Scharf. Die Frage sei, ob der Metzgermeister erkannt habe, wie schlecht es um seinen Konzern stehe.

Schlecker-Verteidiger Scharf kritisierte die Haltung der Anklage: Jeder dürfe Schenkungen vornehmen und Kosten übernehmen. "Nach der Ratio der Anklage darf ihm nur eines nicht passieren: Später in die Insolvenz gehen." Er monierte außerdem, dass im Vorfeld des Verfahrens Einzelheiten an die Öffentlichkeit gelangt waren. "Der Sachverhalt, um den es hier geht, ist komplex und verschließt sich einer einfachen und schnellen Beurteilung", sagte Scharf, der bereits Formel-1-Boss Bernie Ecclestone vertreten hatte.

Auf betrügerischen Bankrott in einem schweren Fall, wie er Schlecker vorgeworfen wird, steht eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Lars und Meike Schlecker sowie ihre Mutter sind unter anderem wegen Beihilfe zum Bankrott angeklagt. Die Anklage umfasst daneben Insolvenzverschleppung, Untreue und eine falsche eidesstattliche Versicherung vor dem Insolvenzrichter. Auch zwei Wirtschaftsprüfer von EY (Ernst & Young), die falsche Bilanzen von Schlecker abgesegnet haben sollen, stehen vor Gericht. Bei der Pleite haben mehr als 23.000 meist weibliche Mitarbeiter - die sogenannten "Schlecker-Frauen" - ihre Arbeit verloren. Die Gläubiger blieben auf mehr als einer Milliarde Euro sitzen.

Im Kern geht es darum, dass Schlecker jahrelang Millionen auf die Logistik-Gesellschaft LDG umgeleitet haben soll, die die Filialen mit Waren aus dem Zentrallager belieferte und nicht zum Konzern gehörte, sondern Schleckers Kindern Lars und Meike. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Schlecker "zum Wohle seiner Kinder" bewusst überhöhte Preise an die LDG gezahlt und sein Unternehmen damit geschädigt hat. Andererseits hätten die Kinder als stille Gesellschafter von Schlecker dem Vater insgesamt 320 Mio. Euro geliehen, die er aber - mit Billigung seiner Wirtschaftsprüfer - als Eigenkapital verbuchte. Tatsächlich sei Schlecker schon Ende 2010 überschuldet gewesen, während auf dem Unternehmen fast eine Milliarde Euro Schulden lasteten.

Im Prozess spielen auch teure Urlaubsreisen mit der Familie, Schenkungen an die Enkel und ein Beratervertrag für Schleckers Frau eine Rolle. Das Verfahren dürfte sich mindestens bis in den Herbst ziehen. Anton Schlecker werde sich später zu den Vorwürfen äußern, sagte sein Anwalt. Auch die Verteidiger von Lars, Meike und Christa Schlecker wiesen die Anklage zunächst nur pauschal zurück.

Der Anwalt von Meike Schlecker wies auch einen Bericht des "Spiegels" zurück, wonach ihr und ihrem Bruder Steuernachzahlungen in Millionenhöhe drohen. Der Vorgang sei bereits seit dem Jahr 2012 bekannt, und es sei strittig, ob die Forderung berechtigt sei.

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1  Kommentar
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meisteral (11.622 Kommentare)
am 06.03.2017 15:53

nun, die Optik mit der zu Gunsten von Frau und Kindern verschobenen Millionen kurz vor der Insolvenz, um dann als "Habenichts" dazustehen, ist nicht gerade förderlich für die viel zitierte und strapazierte Unschuldsvermutung.

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