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Bauern fürchten, dass EU den Rübenanbau abwürgt

Von Josef Lehner, 24. April 2018, 00:04 Uhr

LINZ. Landwirtschaft will bei Rüben weiter Neonicotinoide einsetzen, sonst komme Zucker ohne Umweltbedenken bald aus Übersee.

"Es geht jetzt um die Existenz des Rübenanbaues", sagt Franz Weinbergmair aus Buchkirchen, der Obmann der oö. Rübenbauerngenossenschaft. Seit die EU überraschend beim Verbot der Neonicotinoide, kurz Neonics genannt, Tempo macht, stünden seine Bauern "mit dem Rücken zur Wand".

Schon kommenden Freitag soll in Brüssel die Entscheidung gegen Neonicotinoide fallen. Sie wurden als Wundermittel im Pflanzenschutz gefeiert, weil sie das Spritzen mehrerer Insektizide ersetzten. Vor der Aussaat werden die Samen in den Wirkstoff gehüllt; sie sind dann im Boden geschützt, ob vor Blattlaus oder Erdfloh, Rüssler oder anderen Schädlingen.

Gefahr für Bienen

Doch es stellten sich rasch negative Folgen für die Fauna heraus, weil die Giftstoffe in die Blüten gelangen. Die Behörden schränkten die Nutzung ein. Die EU will die Wirkstoffgruppe nun völlig verbieten, weil sie eine Gefahr besonders für Bienen darstellt. Aber das treffe nicht auf Rüben zu, sagt Weinbergmair, weil diese nicht blühten und daher keine Gefahr für Bestäuber darstellten.

Die Produzenten des Zuckerrohstoffs hofften zuerst auf die wegen dieser Argumentation von der EU in Aussicht gestellte Ausnahme für den Rübenbau. Damit dürfte es jetzt nichts werden. Die Landwirte sagen, dann seien mehrere Überfahrten mit anderen Insektiziden nötig. Das bedeute höhere Kosten; die Gefahr von totalen Ernteausfällen drohe. Mit wirksamem Ersatz sei frühestens in zehn Jahren zu rechnen, sagt Martin Bäck von der Rübengenossenschaft.

Die Rübe war einst das Gold des heimischen Ackerbaues, steht seit Öffnung des EU-Marktes jedoch unter dem Preisdruck von Rohrzucker aus Übersee. Weißzucker in der EU notiert derzeit bei 377 Euro je Tonne; 2017 fiel der Preis mit der Liberalisierung von 500 auf 400 Euro. Deshalb haben heuer in Österreich nur noch 6000 Bauern auf 40.500 Hektar Rüben angebaut – minus fünf Prozent Fläche.

Problem nur verlagert

Das wird den Druck auf andere Ackerfrüchte erhöhen und Monokulturen verschärfen, etwa bei Mais. Hinter dem Verbot steht also keine klare Strategie. Ohne Rohstoff sind Österreichs Zuckerfabriken bedroht, außer sie importieren aus Drittstaaten, wo Neonics erlaubt bleiben. Ministerin Elisabeth Köstinger sagte, der Bienenschutz habe Vorrang. Die EU müsse Importe aus Drittstaaten stoppen bzw. eindämmen. Sie sehe EU-Kommission, Handel und Industrie gefordert.

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9  Kommentare
9  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
strandhuepfer (6.206 Kommentare)
am 24.04.2018 10:39

Als Ersatz für unseren Zucker aus der Rübe wird dann fleißig Rohrzucker aus den Tropenländern eingeführt werden und der Urwald weiter abgeholzt. Wo bleibt hier der Aufschrei der Umwewltschutzorganisationen?

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 24.04.2018 15:22

ist ja keine Eintagsfliege zu retten oder ein Katzerl auf dem Baum.

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demeter (928 Kommentare)
am 24.04.2018 10:22

Das Dilemma ist, dass Neonicotinoide bei Mais (Guttation) durchaus Probleme verursachen können.
Bei der Rübe gibt es dieses Problem nicht.
Falls die Neonicotinoide tatsächlich zur Gänze verboten werden, wird der Insektizideinsatz in dieser Kultur drastisch ansteigen.
Das als Erfolg zu verkaufen ist schon abenteuerlich.

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oberoesi (1.100 Kommentare)
am 24.04.2018 08:48

Die Zuckerrübe wird seit dem 18. Jhdt. gezüchtet und angebaut. Irgendwie haben es die Landwirte früher ohne Neonics geschafft. Heute geht's angeblich nicht mehr (???). Die Amis haben überhaupt gentechnisch veränderte Zuckerrüben gezüchtet, denen Herbizide (Pflanzengifte) nichts mehr anhaben können.
Nachdem in unserer Zeit Gewinnmaximierung und Wirtschaftswachstum auf Biegen und Brechen oberstes Prinzip zu sein scheinen, wundert mich der Aufschrei der Rübenbauern nicht. Freilich soll es ihnen auch gut gehen, aber steht der hohe Preis der Umweltvergiftung und Zerstörung der Artenvielfalt in Flora und Fauna wirklich dafür?
Geld ist keine Lebensgrundlage im Gegensatz zu sauberem Wasser, reiner Luft, unverseuchte Erde.

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Biobauer (6.031 Kommentare)
am 24.04.2018 09:06

Mein lieber Oberösi, bis in die 50igr Jahre haben ein drittel der Bevölkerung in der Landwirtschaft gearbeitet und Zucker war ein Luxusprodukt, kein Grundnahrungsmittel wie Heute.

Wir werden kein Landwirtschaftsdineyland in Österreich halten können, wenn wir alles was bei uns Verboten ist billig aus Entwicklungsländern holen.
Umweltpolitisch bezeichne ich auch Amerika als Entwicklungsland.

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oberoesi (1.100 Kommentare)
am 24.04.2018 09:22

Ja, ich weiß, die Zwänge der Weltwirtschaft und die Aufrechterhaltung des Wohlstands, in dem Zucker ein Grundnahrungsmittel ist ... Das verlangt Opfer, schon klar.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 24.04.2018 08:16

Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
---
Also erst einmal abwarten.

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Biobauer (6.031 Kommentare)
am 24.04.2018 07:28

Als Biobauer bin ich natürlich für ein sofortige Verbot, doch auch meine konventionellen Kollegen bedienen einen Markt und versuchen ihre Betriebe irgendwie über die Runden zu bringen.

Es wir wieder werden wie immer, bei den Käfigeiern, bei der Tierhaltungsverordnung, bei Glyphosat und auch bei den Neonicotionoiden, es wird in Österreich verboten und die verseuchte Ware munter weiter aus dem Ausland importiert.

Was sind wir den auch für ein verlogenes Volk.
Es ist wie bei der Kinderarbeit, es ist sehr gut das es bei uns Verboten ist, doch sobald es um einen Fetzten Kleidung gut denken wir nicht mehr darüber nach.

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rotkraut (4.030 Kommentare)
am 24.04.2018 06:09

Gehts wirklich ums Neonicotinoid oder doch vielleicht ums Fördergeld?

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