Acht von zehn Facebook-Nutzern in Österreich sind ständig online
LINZ / WIEN. Meinungsforscher Paul Eiselsberg nach 15.000 Interviews: Soziale Medien überfordern uns.
"Es ist uns alles zu schnell." Das ist eine der zentralen Aussagen, die sich aus 15.000 persönlichen Interviews ableiten lassen, die in das gestern vorgestellte Buch "#SocialMediaRevolution" des Linzer Meinungsforschers Paul Eiselsberg eingeflossen sind.
Der Umgang der Österreicher mit dem Internet und den sozialen Medien gleiche dem von "Getriebenen". Von den 2,7 Millionen regelmäßigen Facebook-Nutzern hierzulande nutzen 36 Prozent den Dienst bereits vor dem Frühstück. Rund 80 Prozent geben an, dass sie immer online sind, um aktuelle Nachrichten der Freunde, Kommentare und Likes mitzubekommen. Nur 15 Prozent sagen, sie würden sich bewusst ein paar Stunden Facebook-freie Zeit nehmen. 60 Prozent "facebooken" täglich. "Durch die Digitalisierung vollzieht sich der gesellschaftliche Wandel schneller, als die Österreicher sich das wünschen", sagt Eiselsberg.
Für das Einkaufsverhalten der Österreicher spielt das Internet eine große Rolle. 45 Prozent der Befragten bestellen "ab und zu" oder "oft" Waren im Internet. Online-Bewertungen, positive wie negative, beeinflussen die Kaufentscheidung stark. "Es ist auffallend, dass anonyme Quellen, die ja die Bewertungen sind, heute genauso viel zählen wie früher die Tipps von guten Freunden oder der Ratschlag der eigenen Mutter", wundert sich sogar der Meinungsforscher ein wenig. Bezüglich Preis-Leistung und Qualität wird der Internet-Kauf gleich wie ein Einkauf im "echten" Geschäft bewertet. Nur der direkte Kontakt mit Verkäufern und das Einkaufserlebnis sind die verbliebenen Bonuspunkte, die ein Einkauf im Geschäft bietet.
Die Internet-Nutzung prägt nachweislich den Erfahrungshorizont der Nutzer. Und zwar nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, in Richtung Weite, sondern in das Gegenteil. Wie das? "Der Erfahrungshorizont der jüngeren Generation wird enger, weil Informationen aus dem Internet immer stärker nach Wichtigkeit für diese Person gefiltert sind", sagt Eiselsberg. Nach dem Prinzip "Wenn Ihnen das gefallen hat, gefällt Ihnen vielleicht auch das..." werden bisherige Interessen verstärkt. Neues wird hingegen kaum serviert.
Das ist ganz anders als bei den heute 40- bis 50-Jährigen, weiß der Meinungsforscher. Diese Generation sei es gewöhnt, etwa die Zeitung von vorne bis hinten durchzublättern, um einen Überblick zu bekommen. Da bleibe die Aufmerksamkeit auch bei Themen hängen, die nicht von vornherein im Fokus gestanden sind. Der Horizont wird somit breiter.
Buchtipp: "#SocialMediaRevolution", Die Auswirkungen der neuen Kommunikationswelten auf die Gesellschaft und Wirtschaft in Österreich, von P. Eiselsberg, Trauner Verlag, 150 S., 24,90 Euro
Fakten zum Einfluss von Internet und sozialen Medien
- 79 Prozent der Österreicher glauben, dass das Internet und die Sozialen Medien unser Leben revolutionieren.
- 40 Prozent der Österreicher tauschen sich mit ihren engsten Freunden meist nur noch über technische Hilfsmittel (Telefon, WhatsApp, Facebook, Instagram, Skype) aus. Fast 90 Prozent würden das aber lieber bei einem persönlichen Treffen tun. „Eine bemerkenswerte Diskrepanz“, so Eiselsberg.
- 25 Prozent der Mitglieder der in Österreich wichtigsten Social-Media-Plattform, Facebook, sind wirklich selbst aktiv. Der Rest konsumiert passiv.
- 7 Prozent der Facebook-Nutzer haben schon an einem „Shitstorm“ teilgenommen.
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10 von 10 Leser dieses Posts sind online !!! DAS ist unglaublich.
Nicht die Nutzer sind online, sondern die Geräte.
Ein Telefon ist meist 24/7 eingeschaltet und somit intervallweise online.
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Die Nutzer sind indirekt online. Kommt der bewusste Ton, wird alles stehen und liegen gelassen um zu sehen, wer gerade aufs Klo muss und wieviele das liken. Aber es gibt tatsaechlich genug, die alle 3 Minuten nachsehen (muessen), wer welches Katzenbildchen gepostet hat. Ich kenn sogar jemanden, die fuer ihren Hund einen FB Account eingerichtet hat und von dort aus ihre eigenen Postings kommentiert.
Es ist einfach nur noch krank.
Vielleicht sind aber auch deswegen 8 von 10 ständig auf Facebook weil der Abmelde Button gut versteckt ist bzw. auf manchen Handy Apps gar nicht zu finden ist.
... werde fb wegen fehlender Hinweise bzgl. Burnout- und Suchtgefährdung jetzt wohl verklagen müssen .... finde es es aber nett, dass sich sogar Forscher über mich Gedanken machen - hab immer schon gewusst, dass ich etwas Besonderes bin
ich bekomm täglich ca. 300 Mails, die ich beruflich checken muss, da ist Facebook eine willkommene Erfrischung und ich bestimm noch immer selber, wenns reicht !
Früher hab ich mir täglich zig Telefonate anhören müssen, das hat wesentlich mehr genervt 😎
und 10 von 10 Facebook-Nutzern laufen irgendwie gegen die Wand!
Die beste Entscheidung, die ich in der Fastenzeit getroffen habe, war bewusst auf Facebook zu verzichten.
Es ähneld tatsächlich einer Sucht. Ich bin früher morgens auf, und mein erster Griff war zum Handy, um zu schauen, was meine "Freunde" über Nacht wieder alles gepostet haben. Es war tatsächlich ein innerer Zwang.
Früher wars halt die Tageszeitung vor der Haustür...