7 Mythen zur Umweltpolitik
Alles bedroht oder schon kaputt: Uns muss angst und bange werden, wenn wir die jüngsten Debatten verfolgen. Dahinter stecken Parteien, Konzerne und Vereine.
Ist unser Wasser, sind unsere landwirtschaftlichen Grundlagen wirklich zerstört oder in jenem Ausmaß gefährdet, wie es uns über viele Medienkanäle vermittelt wird? Die OÖNachrichten haben sich sieben Bereiche angesehen. Es ist nicht einfach, Fakten und leere Parolen zu trennen.
1. Ein Totalverbot von Glyphosat soll im Parlament Anfang Juli beschlossen werden. Die EU hat die Zulassung um fünf Jahre verlängert, deshalb ist fraglich, ob Österreich die rechtliche Möglichkeit dazu hat. Das Totalherbizid ist sicher bedenklich. Es ist aber beschämend, mit welchen Parolen und Lügen die Bürger für blöd verkauft werden (siehe auch Kommentar von OÖN-Redakteur Josef Lehner).
Jede Reduktion von Chemie in Böden ist positiv. Die Landwirtschaftskammer zeigt aber auch auf, wie kontraproduktiv ein Verbot von Glyphosat wirken würde. Um Äcker vor der Aussaat unkrautfrei zu machen, müsste stattdessen gepflügt werden. Das erhöht die Gefahr von Bodenabtrag. Der oö. Kammerpräsident Franz Reisecker: "Nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation WHO sind viele andere Substanzen, die nicht verboten sind, viel gefährlicher eingestuft als Glyphosat: Nikotin, Alkohol, Holzstaub, Sonnenlicht …" Außerdem wären Importierte Produkte, die mit Glyphosat erzeugt worden sind, weiter in unserem Handel.
2. Unser Wasser darf nicht mehr privatisiert werden, meint die SPÖ. Um Ausverkaufspläne, über die Ex-FP-Chef HC Strache in Ibiza fantasiert hat, zu unterbinden, soll in die Bundesverfassung: "Bund, Länder und Gemeinden haben Sorge zu tragen, dass öffentliches Eigentum an der Wasserversorgung erhalten bleibt." Tatsächlich sind die Wasserrechte in Österreich in Privatbesitz; eher zufällig sind manche Rechte im Besitz der öffentlichen Hand bzw. sie hat sich diese direkt oder über ihre Kommunalunternehmen mit Nutzungsverträgen gesichert.
Österreich nützt derzeit drei Prozent des verfügbaren Grundwassers für seine Trinkwasserversorgung. Sinnvoll wäre es, die Verteilung dieser Ressource an Regionen, wo Wassermangel herrscht, zu verbessern.
3. Der Nationalrat will vor der Wahl auch ein Verbot von Plastiksackerln ab 2020 beschließen. Seit Jahren werben viele Handelsunternehmen mit einem freiwilligen Verzicht auf solch lästigen Kunststoff. Tatsächlich machen die fraglichen Sackerln nur rund 7000 Tonnen im Jahr aus, rund zwei Promille des Hausmülls. In Österreich landen jährlich 300.000 Tonnen Plastikverpackungen im Müll, kritisiert Greenpeace, um zwei Drittel mehr als vor 20 Jahren. Industrie und Handel bieten mehr Fertigprodukte (Convenience) denn je in Plastikpackungen. Rasch geschehen sollte etwas gegen die Flut an Getränkepackerln. Der Mehrweganteil an Getränkepackungen ist in Österreich von rund 60 auf 20 Prozent gesunken – eine Mülllawine.
4. Österreichs Agrarböden sind kaputt: So oder so ähnlich klingen seit langem Meldungen von Umweltschutzorganisationen. Diese Woche startete die Rewe-Biomarke "Ja! Natürlich" eine Aktion für Bodengesundheit. Viele Bauern ärgert das, denn sie wissen, dass sie mit ihrem wichtigsten Betriebsmittel sorgsam umgehen müssen. Eine Studie der oö. Boden.Wasser.Schutz.Beratung zeigt: Die Humusgehalte der Böden sind in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. Es gibt zweifelsohne Probleme mit Verdichtung (schwere Maschinen) und Vielfalt an Lebewesen.
5. Bio-Landwirtschaft auf Erfolgskurs: Österreich hat bereits mehr als 23.000 Bio-Höfe (= 20 Prozent), die 620.000 Hektar bewirtschaften (23 Prozent der Gesamtfläche). Kritisch am Wachstum: Großbetriebe in Ostösterreich steigen auf Bio um, weil die Förderung mehr bringt als der Ertragsausfall. Im Ackerbau gibt es daher viele große Monokulturen statt Vielfalt. Der durchschnittliche Bio-Betrieb im Burgenland hat 53 Hektar. Österreichs Durchschnittshof, bio und konventionell: 20 Hektar.
6. Der Wald stirbt! Tatsächlich ist der Wald vom Klimawandel bedroht, sind die Schäden massiv (Borkenkäfer, Stürme). Jedoch: Österreich ist zu 48 Prozent von Wald bedeckt, und pro Jahr kommen 4000 Hektar Aufforstungen dazu. Jährlich wachsen 30 Millionen Festmeter Holz nach; nur 26 werden derzeit genutzt. Anders ist es global, wo pro Jahr 8,8 Millionen Hektar Wald verloren gehen.
7. Der Lebensmittelhandel wirbt seit Jahren, dass er den Zuckeranteil in Lebensmitteln reduziere. Das ist löblich, kann aber nur ein Anfang sein. Als eine Handelsorganisation meldete, sie habe im Vorjahr 400 Tonnen Zucker bei ihren Produkten gespart, sagte ein oberösterreichischer Bauer den OÖN: "Das ist weniger, als ich allein pro Jahr mit meinen Rüben an Zucker erwirtschafte." Es gibt 6000 Rübenbauern, die den Rohstoff für 520.000 Tonnen Zucker im Jahr liefern. Nestlé jubelte, acht Prozent Zucker eingespart zu haben. Das ist weniger als 0,01 Prozent der Weltproduktion. Exzessiv wachsende Zuckerplantagen bedrohen den Regenwald – und die Flut an Billigzucker unsere Gesundheit.
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Schon wieder einer dieser unnötigen Journalisten, die seit Jahren die Klimakrise verharmlosen.
Welche Inserate bekommen die OÖ. Nachrichten?
lt Hr. Lehner ist Glyphosat also eh wuarscht, der Wald gesund, wasser sowieso schon privatisiert, Plastiksackerlverbot bringt nix und Bio ist nur Geschäftemacherei.
Also genau jene Argumente von denen die eigentlich eh nix ändern wollen. Kann es sein des es so halt einfach am bequemsten für alle ist?
...man kann ja eh nix machen...des bringt eh alles nix.....
Glyphosat ist ein Totalherbizid wie viele andere auch. Es hat allerdings den Vorteil, dass es sich relativ rasch in der freien Natur wieder abbaut und preiswert ist. Wird deshalb auch von den Bahn- und Strassenverwaltungen , den Gemeinden und sonstigen oeffentlichen Einrichtungen gerne verwendet. IN der Landwirtschaft spielt es nur eine untergeordnete Rolle.
Wenn es jetzt verboten werden soll, dann kommen eben andere {ebenfalls zulaessige) Totalherbizide zum Einsatz. Allerdings mit erheblichen Nachteilen: Sie sind einmal merklich teurer, wesentlich giftiger und haben laengere Abbauzeiten in der freien Natur.
Mich wuerde interessieren, welche Chemiekonzerne hinter dem ganzen Glyphosat-Bashing stecken. Wenn dieses Monsanto-Produkt verboten wird, machen ja Andere das grosse Geschaeft. Das herauszufinden, koennte sich ein guter Jounalist europaweiter Aufmerksamkeit erfreuen.
Es könnten sogar die gleichen Firmen sein. Die Ersatzprodukte haben halt dann Patentschutz, weniger Wettbewerb und höhere Preise.
Glyphosat ist ein Totalherbizid wie viele andere auch.
hier fehlt der Hinweis "bezahlte Anzeige" - dass man die größten Probleme unserer Wohlstandsgesellschaft - nämlich Umweltverschmutzung und Klimawandel - auch nur ansatzweise klein redet, kann doch einem gebildeten Menschen nicht einfallen, außer er wird dafür entlohnt...
Wenn die Bildung mit sehr viel Einbildung kombiniert ist, kann man auf solche Kommentare kommen.
Umwelt, Umwelt, Umwe..... bla, bla bla.... ich kann das schon gar nicht mehr hören, bzw. lesen,.. Wer jetzt z.B. im Land unterwegs ist wird nicht umhin kommen die in den heimischen Fluren gelagerten Silageballen unbemerkt zu passieren. Zig Tonnen Plastikfolien, deren Weg oft recht seltsam endet, gegen Plastiksackerl,-- welche hoffentlich im gelben Sack entsorgt werden, für gekauftes Obst oder Gemüse ?????
Herr Lehner setzt auf Sachlichkeit, während in anderen Medien und der Politik der Populismus laufend stärker wird
den „Umweltschutz“ regelt doch der Kommerz, darum dauert es auch immer so lange bis Bestimmungen so halbwegs oder gar nicht zustande kommen, die Börsen haben Vorrang!
Das Mineralwasserquellen im Privatbesitz sind ist klar.
Aber die Trinkwasserversorgung ist doch im Besitz der Kommunen?
Genossenschaften, Privat, Brauereien,...
Endlich mal ein Artikel der versucht die ganze Sache objektiv zu sehen.
Denn z.B. Glyphosat - ist bestimmt nicht ein "Krieg" von Gesundheit vs. Pflanzenschutz - da wird vermutlich an viel größeren Rädchen gedreht. (und wie wir seit ein paar Wochen wissen, ist auch vermeintlich unmögliches möglich!)
Statt Glyphosat (Das Verbot in Ö ist wieder ein fragwürdiger Schnellschuss und wird weltweit weder Bayer noch die Weltackerwirtschaft jucken) Sträflinge und Asylanten mit Krampen und Schaufel - sehr sinnvoll. Und wenns durstig sind, Wasser aus dem Steinkrug und nicht aus der Plastikflasche.
Das mit den verdichteten Böden kritisiere ich schon 30 Jahre lang - seit Einführung des Traktors 8000. Und es wurde immer ärger.