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60 Prozent der heimischen Firmen sind Ein-Personen-Unternehmen

Von Elisabeth Prechtl und Ulrike Rubasch, 09. Mai 2019, 00:04 Uhr
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Judith Barclay-Obermüller fertigt in ihrem AtelierMode für die ganz Kleinen. Bild: Michael Wagner

WIEN / LINZ. Selbstständigkeit: 48.414 Menschen arbeiten in Oberösterreich als Unternehmer ohne Mitarbeiter. Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und flexible Zeiteinteilung locken.

"Mein Unternehmen ist aus der Not heraus entstanden“, sagt Judith Barclay-Obermüller. Die Mühlviertlerin aus Klaffer am Hochficht hat 2012 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Nach dem Tod ihres Mannes suchte die studierte Innenarchitektin nach einem Beruf, der sich mit der Betreuung ihrer damals 16 Monate alten Tochter Lucy vereinbaren ließ. Ihre Wahl fiel auf das Herstellen von Kindermode aus Bio-Baumwolle. In ihrem Ein-Personen-Unternehmen „Frecher Zwerg“ und über einen Online-Shop verkauft sie etwa selbst produzierte Hosen, Leiberl, Decken und Plüschtiere.

59,8 Prozent der österreichischen Selbstständigen sind Ein-Personen-Unternehmen (EPU). 2018 waren damit 315.900 EPU registriert, ein Anstieg um rund 8000 Personen im Vergleich zum Vorjahr, geht aus dem Monitoringbericht der KMU-Forschung Austria und der Wirtschaftskammer hervor. Ohne die selbstständigen Personenbetreuer lag der Anteil der EPU im Vorjahr bei 54,4 Prozent. Rechnet man die Pflegerinnen heraus, liegt der Frauenanteil bei den EPU bei 41 Prozent.

38 Prozent der EPU sind seit mehr als zehn Jahren selbstständig. Damit seien sie kein Modephänomen, sondern ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor mit wachsenden Umsätzen, sagte WKO-Vizepräsidentin Martha Schultz anlässlich der Präsentation der Studie am Dienstag in Wien.

Motive für das Unternehmertum

Die unternehmerischen Einzelkämpfer sind häufig gut ausgebildet: Mit 35 Prozent stellen Akademiker den größten Anteil dar. 29 Prozent haben eine Lehre/Meisterprüfung absolviert.

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Peter Beier genießt als freier Fotograf Zeiteinteilung und Lebensqualität.

Die Gründe für den Schritt in die Selbstständigkeit sind vielfältig. Ein Drittel entscheidet sich aus Unzufriedenheit mit dem alten Job dafür, ein Viertel entflieht so der Arbeitslosigkeit. Drei Viertel wollen ihr eigener Chef sein und sich die Zeit frei einteilen. So einer ist Peter Baier (39). Der gelernte Fotograf arbeitet seit 25 Jahren in der Werbefotografie mit Schwerpunkt Lebensmittel- und Model-Fotografie. Viele Jahre war er als Geschäftsführer in einer großen Linzer Werbeagentur, wo er das Wachstum quasi von null weg auf ein mittelständiges Unternehmen mitgestaltete. „Das war sehr hilfreich, ich habe viel für meine jetzige Selbstständigkeit gelernt.“ Doch 2016 war die Zeit reif, „den Apparat hinter mir zu lassen. Ich war nur noch Manager, der vorne Aufträge heranschafft und hinten nach Fehler ausmerzen muss. Es war mir einfach zu wenig Handwerk“, beschreibt er die Gründe für seine Selbstständigkeit.

Er bereut den Schritt keine Sekunde, im Gegenteil. Der in Leonstein im Steyrtal wohnende Fotograf mit Studio in Traun sagt: „Ich bin bewusst Einzelunternehmer und will das auch bleiben.“ Der Vater von vier kleinen Kindern genießt die freie Zeiteinteilung und die gestiegene Lebensqualität. Finanziell sei das selbstständige Arbeiten ein Aufstieg gewesen, auch wenn anfangs die ruhigeren Zeiten eher bange Unruhe ausgelöst haben. „An das habe ich mich gewöhnt – und sonst habe ich keine Nachteile der Selbstständigkeit gefunden.“ Er arbeite nicht weniger als früher, doch „ich kann 100 Prozent für mich entscheiden und bin allein für die Qualität meiner Arbeit verantwortlich“.

Mehr EPU in Oberösterreich

Für Judith Barclay-Obermüller liegen die großen Vorteile der Selbstständigkeit in der freien Zeiteinteilung und der Möglichkeit, daheim zu arbeiten. Da sie von der Produktion über den Verkauf bis hin zur Buchhaltung alle Arbeiten selbst erledigt, müssten aber viele Nächte und Wochenenden den Arbeiten geopfert werden, die im „Frechen Zwerg“ anfallen. Zwischen 40 und 50 Stunden wird pro Woche gearbeitet. In Zukunft könnte daher ein Mitarbeiter dazustoßen, „weil nicht mehr alles allein geht“.

Laut Wirtschaftskammer arbeitet ein EPU im Durchschnitt 41,5 Stunden pro Woche – das sind 3,2 Stunden mehr als noch 2016.

In Oberösterreich ist die Zahl der EPU im vergangenen Jahr auf 48.414 gestiegen (2017: 39.100): Damit sind bereits 61 Prozent der heimischen Unternehmer Einzelkämpfer.
 

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Autorin
Elisabeth Prechtl
Redakteurin Wirtschaft
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Ulrike Rubasch
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Ulrike Rubasch
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1  Kommentar
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fai1 (6.001 Kommentare)
am 09.05.2019 11:06

Und der Herr Kern, seines Zeichens Ex Bundeskanzler hat die EPU's als “moderne Ziegelarbeiter“ bezeichnet (Quelle SN). Danke Herr Kern für diese tolle Wertschätzung.

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