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1000 Lehrstellen konnten im Vorjahr nicht besetzt werden

Von Sigrid Brandstätter und Elisabeth Prechtl, 13. Jänner 2022, 00:08 Uhr
39 Aussteller bei 10. Lehrlingsmesse in Schärding
Die Lehrlingsmesse soll jungen Menschen bei der Berufswahl helfen. Bild: (vowe)

LINZ. Lehre: Der befürchtete große Einbruch ist aber ausgeblieben.

Rein rechnerisch blieben im Vorjahr 1079 Lehrstellen im Jahresdurchschnitt unbesetzt, sagte Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer (WK) Oberösterreich bei der traditionellen Präsentation der Lehrlingsbilanz zum Beginn des Kalenderjahres. Damit blieb der Lehrlingsmangel mit der Situation vor Ausbruch der Pandemie vergleichbar, so die Bilanz der Wirtschaftskammer.

Mit 6667 Jugendlichen haben sogar um 1,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor – dem ersten Pandemiejahr – eine Lehre begonnen. Der von der Wirtschaft befürchtete Einbruch der Zahlen der Lehranfänger ist also ausgeblieben. Oberösterreich liegt mit seinen Zahlen etwas hinter dem Bundesdurchschnitt: Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck gab gestern bekannt, dass die Zahl der Lehranfänger bundesweit um 3,8 Prozent auf fast 33.200 angestiegen sei. Was allerdings unverändert ist: die meisten Jugendlichen werden in Oberösterreich ausgebildet. "Oberösterreich ist und bleibt das Lehrlingsbundesland", betonte Hummer gestern. Im Langfristvergleich – siehe Grafik – wird aber deutlich, dass sowohl die Zahl der Lehrlinge als auch der Lehrbetriebe zurückgeht.

OÖNplus Leitartikel

Eine der schwierigsten Entscheidungen

Sigrid Brandstätter

Die Pandemie macht die Wahl für die Lehre nicht einfacher.

von Sigrid Brandstätter

Weniger Stylistinnen

Aus den Detaildaten geht hervor, dass sich die Ausbildungswege verändern. So sinken die Lehrlingszahlen in jenen Branchen, die massiv von der Pandemie betroffen waren, etwa im Tourismus. Hier ging die Zahl der Lehrlinge um 15 Prozent innerhalb eines Jahres zurück. Der Lehrberuf des Kochs ist aus den Top Ten der beliebtesten Berufe herausgefallen. Bei den Friseurinnen sank die Zahl der Auszubildenden um 17 Prozent auf nur noch 404 in Oberösterreich.

Diese Entwicklung ist differenziert zu sehen, denn endlich nimmt die Konzentration der Mädchen auf ganz wenige Berufe ab. So wählen nur noch 39 Prozent der jungen Frauen einen der Top-Drei-Berufe Einzelhandel, Bürokauffrau und eben Friseurin. In den Frauen sieht Präsidentin Doris Hummer auch noch ein großes Potenzial für mögliche Lehrausbildungen. Aktuell stehen nur 7200 junge Frauen in Oberösterreich in einem Lehrverhältnis, aber 15.200 Burschen.

Zufrieden ist die Wirtschaftskammer auch mit den Absolventenzahlen: So sind fast 10.500 Kandidaten zu einer Lehrabschlussprüfung angetreten, das sind 124 mehr als im Jahr zuvor. "Das ist erfreulich, denn wir brauchen jede Fachkraft", so Hummer. Allerdings muss mehr als jeder Vierte (2300) zumindest ein zweites Mal hingehen, um die Prüfung zu wiederholen.

"Das Wichtigste ist ehrliches Interesse"
Iris Rechberger Bild: (privat)

„Das Wichtigste ist ehrliches Interesse“

Iris Rechberger, Kosmetik, Fußpflege Rechberger

„Lehrlinge zu finden, wird immer mühsamer“, sagt Iris Rechberger, die in Puchenau den Kosmetik- und Fußpflegesalon Rechberger mit fünf Mitarbeiterinnen betreibt. Drei junge Leute sollten jährlich in einer Doppellehre (Fußpflege und Kosmetik) ausgebildet werden: einer im ersten, einer im zweiten und einer im dritten Lehrjahr. Im Moment gibt es aber nur ein Lehrmädchen im dritten Lehrjahr: „Seit zwei Jahren findet sich leider niemand.“

Viele junge Leute wüssten nicht, was sie wollten. Auch Corona habe die Situation schwieriger gemacht: „Viele wussten gar nicht, dass man schnuppern kann.“

Auch dass die Berufsinformation hauptsächlich online stattgefunden habe, sei nicht optimal gewesen.

Dabei sei ein gut ausgebildeter Lehrling eine wertvolle Kraft, könne fix im Betrieb bleiben und habe sich in der Lehrzeit bereits einen Kundenstock aufgebaut. Der Beruf, so Rechberger, werde nach wie vor typischerweise von Mädchen ergriffen. Das Wichtigste seien Wissbegier und echtes Interesse. 

Immer mehr Mädchen schnuppern
Dominik Buchegger Bild: (Werk)

Immer mehr Mädchen schnuppern

Dominik Buchegger, Tischlerei Buchegger

Über die Jugendfeuerwehr und sogar Kinder von Kunden: Die Tischlerei Buchegger in Grünau im Almtal findet ihre Lehrlinge hauptsächlich über Mundpropaganda. Zwei Lehrlinge in den Berufen Tischler bzw. Tischlereitechniker werden jährlich ausgebildet. Die beiden, die im Herbst ihre Lehre beginnen werden, habe man bereits gefunden, sagt Dominik Buchegger:

Der Geschäftsführer der Möbeltischlerei ist auch für die Lehrlinge zuständig: „Arbeit gibt es genug. Die Mitarbeiter, die man braucht, um sie zu bewältigen, muss man selber ausbilden.“

Maschinen würden die schwere Arbeit erleichtern, deshalb würden auch immer mehr Schülerinnen zum Schnuppern kommen. Auch Gesellinnen gibt es im Familienbetrieb bereits:
„Auch heuer wird wieder ein Mädchen eine Lehre beginnen.“

"Es gibt ein Stadt-Land-Gefälle"
Michael Fink ist bei Göweil für die Lehrlinge zuständig. (Werk)

„Es gibt ein Stadt-Land-Gefälle“

Michael Fink, Göweil Maschinenbau

Zwölf Lehrlinge hat der Maschinenbauer Göweil, der in Kirchschlag und Rainbach Wickelmaschinen und Ballenpressen erzeugt, 2021 aufgenommen. „Probleme bei der Suche haben wir nicht“, sagt Michael Fink, bei Göweil für die Lehrlinge zuständig. Sie werden zu einem Großteil zu Mechatronikern und Maschinenbautechnikern ausgebildet. Größere und bekanntere Betriebe hätten bei der Suche einen Vorteil, sagt Fink.

Neben den sozialen Medien wird auch über Schulen gesucht, vor allem in Polytechnischen und landwirtschaftlichen Schulen. Einige Lehrlinge würden diese erst abschließen und seien bei Lehrbeginn bereits etwas älter.

Beim Können beobachtet Fink ein Stadt-Land-Gefälle: „Junge Leute vom Land, oft mit landwirtschaftlichem Hintergrund, sind handwerklich oft geschickter.“

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2  Kommentare
2  Kommentare
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barzahler (7.595 Kommentare)
am 13.01.2022 11:31

Hört man einem so manchem (Klein) Unternehmer zu, dann liegt es meist daran, dass es zu wenig geeignete Lehrlinge gibt. Woher kommt das ? Da ist unser Schulsystem UND meist das Elternhaus, das die Jugend falsche Illusionen vormacht. Obendrauf nicht selten, dass Vorzeigeunternehmen immer wider "gerankt" werden. Das Kleinbetriebe gerade bei der Lehrlinsgausbildung sehr oft hervorragende Fach - und Menschenschulung leisten, geht leide runter. Schwarze Schafe gibt es in jedem Bereich der Gesellschaft. Diese gut ausgebildeten Fachkräfte werden nicht selten von Trittbrettfahrern mit Geld eingekauft, da man sich viele Betriebe die Ausbildung nicht - da geht man bei Bedarf lieber auf Einkauftstour.

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azways (5.824 Kommentare)
am 13.01.2022 11:09

"Der befürchtete große Einbruch ist aber ausgeblieben."

Der Einbruch kommt auf leisen Sohlen, solange Arbeiter im Ständestaat der ÖVP "Menschen letzter Klasse" sind.

Der Fisch beginnt oben zu stinken, nicht unten !!!!

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