Die Digitalisierung im Reality-Check
Für acht von zehn mittelständischen Unternehmen spielen digitale Technologien mittlerweile eine sehr große Rolle. Die Betriebe sehen die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft als Chance.
Die Pandemie wirkte in Sachen Digitalisierung wie ein Brandbeschleuniger. Mit Homeoffice, virtueller Zusammenarbeit und digitalem Vertrieb gab es neue Herausforderungen, auf die die Unternehmen rasch reagieren mussten.
Technologien im Industrie- und Finanzsektor wichtig
Fakten und Zahlen zum Digitalisierungsschub liefert der Mittelstandsbarometer 2021 der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Befragt wurden 800 Verantwortliche mittelständischer, nicht kapitalmarktorientierter Unternehmen mit 30 bis 2000 Mitarbeitenden.
Bei 30 Prozent der mittelständischen Betriebe in Österreich – das sind vier Prozentpunkte mehr als im Jahr davor – spielen digitale Technologien für das eigene Geschäftsmodell eine sehr große Rolle. 2018 war das erst bei 20 Prozent der Fall. 47 Prozent schreiben der Digitalisierung eine mittelgroße Rolle zu.
Nur mehr drei Prozent (2019: sechs Prozent) klammern die Digitalisierung aus ihrem Geschäftsmodell aus und halten sie nicht für bedeutend – 2018 waren es noch 20 Prozent. Besonders wichtig ist die Rolle digitaler Technologien inzwischen bei (Finanz-)Dienstleistern (44 Prozent), in der Industrie (30 Prozent) und bei Energie- und Wasserversorgern (29 Prozent).
Digitale Zweiklassengesellschaft
Allerdings steht Österreichs Wirtschaft trotz des Digitalisierungsschubs nach wie vor am digitalen Scheideweg. Die Lücke zwischen großen und kleineren Unternehmen hat sich noch immer nicht merklich verringert. Jedes zweite Unternehmen mit Jahresumsätzen von mehr als 100 Millionen Euro digitalen Technologien eine sehr große Rolle zuschreibt, ist es bei kleineren Unternehmen (Jahresumsatz unter 30 Millionen Euro) nur jedes vierte. Obwohl digitale Technologien für Firmen aller Umsatzklassen durch Corona wichtiger geworden sind, hat sich der Gap damit weiter vergrößert. 2020 gaben 23 Prozent der kleineren Unternehmen und 46 Prozent der großen Unternehmen an, dass digitale Technologien eine sehr große Rolle im Geschäftsmodell spielen.
Cloud Computing und Data Analytics
Fast jeder zweite Mittelständler in Österreich will in den kommenden beiden Jahren Cloud Computing einsetzen, 43 Prozent wollen eine weitere Automatisierung einführen und 42 Prozent setzen auf Data Analytics. Immerhin rund jeder fünfte Mittelständler plant den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bzw. Chatbots.
Krise macht digitale Technologien wichtiger
Fast acht von zehn befragten Mittelständlern (77 Prozent) geben an, dass die Bedeutung digitaler Technologien für das eigene Unternehmen durch die Krise noch gestiegen sei, für gut jedes dritte Unternehmen sind diese sogar viel wichtiger geworden. Kein einziges Unternehmen sieht hingegen eine gesunkene Bedeutung.
Mangel an Personal
Die heimischen Unternehmen sind mit den Rahmenbedingungen für die digitale Transformation in Österreich zufrieden. Mehr als sieben von zehn Mittelständlern bewerten die Standortbedingungen für Digitalisierung positiv – jeder vierte hält sie für mittelmäßig. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2020, als 62 Prozent dem Wirtschaftsstandort gute Noten hinsichtlich der Digitalisierung ausgestellt haben.
Die Verfügbarkeit von Fachkräften mit digitalen Kompetenzen bleibt hingegen eine ernst zu nehmende Baustelle. Nur 31 Prozent der Unternehmen finden ausreichend qualifizierte MitarbeiterInnen.
