Die Sehnsucht nach dem großen Tag
In guten wie in schlechten Zeiten sagen Österreichs Paare „Ja!“ zueinander.
Egal, wie turbulent, verwirrend, auf den Kopf gestellt und einfach komplett anders heuer vieles war und ist, es gibt sie nach wie vor, die „Liebesg’schichten und Heiratssachen“. JA, es wird ge- heiratet, der Krise zum Trotz. Viele Paare bewiesen im Ausnahmezustand Kreativität – und so erlebte man Trauungen per Videokonferenz, Live- Schaltungen zu Familien ins Ausland, bestickte Schutzmas- ken, passend zu Brautkleid und Anzug. Es ist heuer eben alles anders. Und doch machen Österreichs Paare das Beste aus der Situation. Sie sagen „Ja!“ zueinander, in guten wie in schlechten Zeiten. Aber wie? Wir haben uns ein paar – zum Teil recht unterschiedliche – Hochzeitstrends etwas näher angesehen.
Ethno hält Einzug
Ein ganz aktueller Trend ist der Ethno-Chic, weiß Hochzeitsplanerin Ellen Schwick, Inhaberin des Unternehmens „Cherry on Top“ für Hochzeitsplanung und Eventdesign. „Der Stil ist inspiriert von den unterschiedlichsten Kulturen und Landschaften“, erklärt sie. „Markante Details ermöglichen einen reizvollen Stilbruch: Das können Lederboots, geknüpfte Teppiche und Wandbehänge, ein alter Ventilator oder eine Ukulele sein. Naturmaterialien wie Baumwollgarn, Bast, Leder, Ton und Holz, gepaart mit einer ungewöhnlichen Farbpalette und zarten Ethno- Mustern schaffen eine wohligwarme Stimmung.“
Allgemein sei momentan bei der Hochzeitsgestaltung eine starke Tendenz hin zu mehr Individualität spürbar, so die Weddingplanerin. „Freie Trauungen werden immer beliebter und dementsprechend oft wird ein eigens dafür gestalteter Rahmen benötigt.“
Wilde Romantik, nostalgischer Charme
An Vintage und Boho kommt man nach wie vor nicht vorbei, aufeinanverrät uns Tanja Gabriel von der „Jungen Hochzeiterei“. Die Online-Plattform ist ein stetig wachsendes Netzwerk aus Hochzeits-Dienstleistern verschiedenster Branchen aus der Region Oberösterreich, aber auch grenzübergreifend zu Niederbayern und Niederösterreich. „Boho“ kommt vom Begriff Bohemian (englisch für unkonventionell). Der Boho- Chic hat etwas Wildes und Romantisches an sich und zeichnet sich durch überwiegend helle und zarte Töne, Spitzen und Fransen aus. Auch außergewöhnliche Stickereien, leichte, fließende Röcke und gröbere Häkel-Spitze kennzeichnen diesen beliebten Stil.
Immer wieder Vintage
Vintage wiederum ist englisch für „klassisch, traditionell“. Bei diesem Look geht es darum, sich an alten Zeiten zu orientieren. Nostalgische Deko-Elemente versprühen einen zauberhaften Charme. Dieser Stil lässt viel Spielraum für Kreativität. Paillettenkleider im Stil der 20er-Jahre, Mini-Brautkleider, die stark an die Swinging Sixties erinnern oder Modelle mit Pettycoat, wie sie in den Fünfzigerjahren angesagt waren – beim Anblick von solchen Brautkleidern geht Retro-Fans einfach das Herz auf!
Traditionelle Werte, modern verpackt
Weil viele Volksfeste heuer abgesagt wurden, gab es weniger Gelegenheiten, sich schick im prachtvollen Dirndl oder der Hirschledernen zu zeigen. Manche Brautpaare allerdings entschieden sich für eine Hochzeit in Tracht. Woher aber kommt dieser Wunsch, die eigene Heimat- und Traditionsverbundenheit zum Ausdruck zu bringen? „Trachten erfüllen die Sehnsucht nach Bodenständigkeit,“ sagt Christine Preßl vom Mostviertler Trachtenhaus Preßl. „Ein Brautdirndl entspricht außerdem dem Wunsch nach Nachhaltigkeit. Mit kleinen Anpassungen kann man es meistens auch nach der Hochzeit sehr gut tragen.“
Nach welchen Farben, Schnitten und Längen wurde heuer „getrachtet“? „Beim Dirndl wird meist eine längere Variante gewünscht“, so Preßl. „Feine, elastische, oft hochgeschlossene Spitzenblusen sind momentan recht gefragt, auch die Spitzenschürze ist beliebt.“ Und die Herren der Schöpfung? „Die Männer wählen oft Lederhosen in hochwertiger Qualität. Dazu passen schicke, cremefarbene Hemden.“ Der Trend gehe dahin, so die Expertin, dass sich die gesamte Familie aufeinan der abgestimmt kleidet. Das bedeutet: Weste und Krawatte des Bräutigams werden an das Design des Dirndls angepasst. Sind Kinder dabei, tragen auch diese dazu passende Farben und Materialien.
„Ein Brautdirndl kann so vielfältig sein“, weiß Lieselotte Hinterkörner, Beraterin in der Trachten Wichtlstube in Edt bei Lambach. „Man spielt heute mehr mit der Tracht und ihren Möglichkeiten. Mit einem Überrock kann man aus einem kurzen Standesamtdirndl ein langes, romantisches Dirndl für die Kirche machen. Der Rock besteht aus fließendem Stoff und trägt nicht auf. Später, beim Tanzen, kann man ihn leicht wieder abnehmen. Taillenbänder in Farbe sorgen für eine schöne Silhouette. Und natürlich wird auch der Bräutigam farblich abgestimmt.“