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War es Arbeit oder Freizeit? Warum Lukas Müller rechtlich in der Luft hängt

Von Florian Madl, 19. Februar 2019, 00:04 Uhr
War es Arbeit oder Freizeit? Warum Lukas Müller rechtlich in der Luft hängt
Kämpfernatur: Müller hat einen mühsamen Rechtsweg eingeschlagen. Bild: GEPA pictures/ Harald Steiner

INNSBRUCK. Seit Lukas Müller (26) vor drei Jahren als Vorspringer beim Skifliegen in Bad Mitterndorf zu Sturz kam, kämpft er mit einer inkompletten Querschnittslähmung und um sein Recht.

"Irgendwann will ich sagen können: Mein Unfall hat mir für mein Leben mehr gebracht, als wenn er nicht passiert wäre." Ein mutiger Satz des ehemals hoffnungsvollen Skispringers Lukas Müller, Junioren-Weltmeister 2009, der seit einem Sturz beim Skifliegen in Bad Mitterndorf am 13. Jänner 2016 im Rollstuhl sitzt.

Der 26-jährige Kärntner hätte Teil der aktuellen WM-Mannschaft sein können, die sich dieser Tage auf die WM in Seefeld und Innsbruck vorbereitet, zuschauen wird er dort jedenfalls. "Das schmerzt nicht, ich leide eher mit meinen ehemaligen Kollegen mit, wenn es sportlich nicht läuft." Er selbst läuft nicht mehr, zumindest aber geht er einige Schritte – mit Krücken. Und mit dem Wärme- und Kältegefühl hapert es, brustabwärts spürt er keine Temperatur. Die Folgen der inkompletten Querschnittslähmung nach dem verhängnisvollen Zwischenfall auf der steirischen Flugschanze hatten ihn und auch sein Umfeld auf eine harte Probe gestellt. Das kostet Nerven, Geduld und vor allem auch Geld. Auch Auto- und Wohnungsumbau wollen für das neue Leben finanziert werden.

600 Euro Gehalt bekommen

Aber hier spießt sich seit geraumer Zeit die Rechtsmeinung: Denn während der Österreichische Skiverband (ÖSV) als Veranstalter des verhängnisvollen Skiflugweltcups der Meinung ist, der Sturz sei als Freizeitunfall einzuordnen, geht Müller von einem Arbeitsunfall aus. Seine Argumentation: Der ÖSV habe über eine seiner Tochtergesellschaften Gehälter ausbezahlt. Auch wenn nie etwas unterschrieben worden sei, gebe es nach Meinung seines Anwalts Andreas Ermacora weitere Anhaltspunkte für ein Anstellungsverhältnis. Müller erhielt wie seine Vorspringer-Kollegen 100 Euro täglich, was in der Bewerbswoche 600 Euro ausmachte. "Das liegt über der Geringfügigkeitsgrenze", sagt der Jurist. Was den Innsbrucker in seiner Rechtsmeinung bestärkt: Sein Mandant sei auf Weisung des Rennleiters im Einsatz gewesen, die Betriebsmittel (Schanze, Präparierung, Containerdorf etc.) seien bereitgestellt worden. Und nicht zu vergessen: "Die Startnummer dokumentiert, dass er maßgeblicher Teil der Veranstaltung war, die ohne Vorspringer nicht hätte stattfinden können." Das Gehalt habe Lukas Müller mit fast siebenmonatiger Verspätung erhalten – sogar 600 Euro, obwohl er nur zwei Tage im Einsatz gewesen ist.

Der ÖSV erhob Einspruch

Der Antrag Müllers auf Unterstützung seitens der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA, Februar 2016) avancierte zum Slalomlauf: Erst wurde dem stattgegeben, ehe ein Einspruch des ÖSV erfolgte. Das Bundesverwaltungsgericht gab dann dem ÖSV Recht, ließ jedoch ausdrücklich eine Revision zu. Diese erfolgte im Dezember 2018. Das Ergebnis ist offen. Aus Müllers persönlicher Mission wird jetzt eine für seine Ex-Kollegen und Nachfolger in allen Bereichen des Sports. Komplexe Fragen tauchen auf: "Wie sieht es bei Kaderathleten aus? Handelt es sich um eine Dienstleistung oder verdienen sie selbstständig Geld?" Als Bundesheer- oder Polizeisportler sei das geregelt – wie im Fall von Stabhochspringerin Kira Grünberg (Arbeitsunfall im Training). ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel gab sich auf Anfrage neutral: "Es kann von uns keine Aussage dazu geben, weil es sich um ein schwebendes Verfahren handelt. Was rauskommt, das gilt auf jeden Fall." Sollte Müller Recht bekommen, käme eine Lawine auf das heimische Sportsystem zu, die auch andere Verbände erreichen könnte.

Müllers Therapiekosten im fünfstelligen Bereich (seit drei Jahren) werden aktuell nur zum Teil von einer Unfallversicherung übernommen. "Die Situation ist belastend, man hängt dauernd in der Luft. Für mich ist ein Rollstuhl um 5000 Euro das, was für andere Schuhe sind."

"Bin nicht unverwundbar"

Noch braucht es wohl vier bis sechs Monate, ehe eine Beantwortung der Revision erfolgt. Zeit, die der selbstständige Vermögensberater in seinen Beruf und sein neues Leben stecken will. Und dieses geht weiter, gegen Höhenflüge ist man genauso wenig gefeit wie gegen Tiefschläge. "Bei einem Autounfall im vergangenen Sommer wurde mir einmal mehr vor Augen gehalten, dass ich nicht unverwundbar bin." Seine Erkenntnisse aus solchen Momenten: "Jede Situation hat etwas Positives an sich, auch wenn man das mitunter suchen muss." Das gilt für sein Leben und die Rechtsmeinung, die er für sich und andere Sportler auszufechten gedenkt. Vielleicht kommt er dann eines Tages tatsächlich zum Schluss: "Mein Unfall hat mir für mein Leben mehr gebracht, als wenn er nicht passiert wäre."

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19  Kommentare
19  Kommentare
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Hans1958 (3.166 Kommentare)
am 19.02.2019 20:13

Ich würde das eindeutig als Arbeitsunfall werten...

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pepone (60.622 Kommentare)
am 19.02.2019 13:50

Unfassbar wie mit Sportler, ja Menschen umgegangen wird.

Was ich nicht ganz verstehe ist dass seine private Unfallvs auch nicht bezahlt .

Aber das positive an der Sache ist dass es zukünftig nicht mehr vorkommen kann /darf da die Situation neu geregelt wird und may be ALLE Sportler/Innen sowas nicht mehr erleben müssen .

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pepone (60.622 Kommentare)
am 19.02.2019 13:36

Unfassbar wie mit Sportler, ja Menschen umgegangen wird.

Was ich nicht ganz verstehe ist dass seine private Unfallvs auch nicht bezahlt .

Aber das positive an der Sache ist dass es zukünftig nicht mehr vorkommen kann /darf da die Situation neu geregelt wird und may be ALLE Sportler/Innen sowas nicht mehr erleben müssen .

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kleinEmil (8.275 Kommentare)
am 19.02.2019 12:32

Den übermächtigen ÖSV könnte man nur über seine Sponsoren in die Zange nehmen; der schnöde Mammon ist die einzige Sprache, die dort verstanden wird.

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rri (3.208 Kommentare)
am 19.02.2019 11:46

was sagt denn da die Behindertenexpertin der ÖVP, Frau Grünberg dazu?

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alleswisser (18.463 Kommentare)
am 19.02.2019 11:33

Aufs Erste wirkt die Begründung "Freizeitunfall" absurd, wenn jemand fixer Teil der Veranstaltung ist (egal ob er Taggeld bekommen hat oder nicht).

Interessant wäre in dem Zusammenhang die inhaltliche Begründung des Verwaltungsgerichtshofs.

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observer (22.209 Kommentare)
am 19.02.2019 11:29

Abgesehen von der rein rechtlichen Seiite finde ich diese Verhaltensweise des Verbandes menschlich zum Kotzen.Aus diesem Anlass gehört ausserdem sicher gestellt, dass alle, die in irgendeiner Weise hier tätig sind, angemessen auch auf Invalidität etc. Versichert sind, auch alle freiwilligen Helfer etc. Was den Hrn. Müller betrifft, muss eine menschliche Lösung gefunden werden, unabhängig vom dzt. Rechtsstand. Da könnten auch mal PolikerInnen tätig werden, die haben ja sonst oft genug den Mund weit offen.

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ElimGarak (10.744 Kommentare)
am 19.02.2019 11:28

Es gibt ein Verfahren beim VwGH nachdem die Entscheidung des BVwG ist veröffentlicht (G308 20176696-1/14E).

In diesem Verfahren stellte die GKK fest, dass Müller der Vollversicherungspflicht aufgrund seines Dienstverhältnisses zur einer 100igen Tochter des ÖSV unterlegen ist. Die GmbH brachte Rechtsmittel ein und das BVwG verneinte die Dienstnehmereigenschaft, sondern stellte fest, Müller sei selbstständig.

Dies im Wesentlichen deshalb, weil keine Leistungspflicht bestand und er - sanktionslos - das Springen ablehnen konnte. Es bestand also - anders als im Arbeitsvertrag - keine Arbeitsverpflichtung.

In diesem Sinne hoffe ich dass bei der Nordischen WM in Saalfelden alle Vorspringer ankündigungslos ihren Sprung verweigern. Diese Sprache würde der ÖSV dann endlich mal verstehen!

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spoe (13.502 Kommentare)
am 19.02.2019 13:29

Danke für diese Informationen.

Letztendlich bedeutet das, dass man als Risikosportler jedenfalls eine spezielle Unfallversicherung benötigt.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 19.02.2019 13:45

spoe

Richtig !

NUR:
nicht jede/r kann sich versichern lassen wenn das Unfallrisiko zu hoch ist .

im Grunde genommen wäre es an der Zeit zu überprüfen WER von der Jugend im Sport versichert ist und wer übernimmt den Schaden ?
Wie schaut es in der Schülerliga aus ?
Wie schaut es in den Sportschulen aus?
Ab wann ist der Sportler Sportler undbraucht eine UN VS ? usw usw...

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NeuPaschinger (1.025 Kommentare)
am 19.02.2019 11:24

Unabhängig wie das persönliche Einzelschicksal ist sollte man das Thema doch nüchtern betrachten
.
Wo endet Amateursport, wo beginnt Profisport oder mehr allgemein Ehrenamtlichkeit,
für alle Ehrenamtlichen oder Amateursportler für die Verein die komplett zu versichern das es ein "Arbeitsunfall" wird das kann teuer werden, so richtig und unsere Gesellschaft radikal verändern und das Vereinswesen zerstören
.
Ich bin sicher kein Wintersportfan, aber das Geld was der ÖSV an Beihilfen bekommt und Einnahmen aus dem Profisport hat wird in die Sportinfrastruktur bzw Jugendförderung investiert, wenn man da noch die Versicherungen zahlen muss ja das ist nicht lustig
.
Wiegesagt keine Wertung des Einzelschicksales, aber man sollte sich ernsthaft den Gesammtkontext klarmachen was hier manche fordern

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A1111 (130 Kommentare)
am 19.02.2019 13:58

Da gehts auch nicht um das Einzelschicksal. Das muss bei gefährlichen Sportarten sehr wohl geregelt sein. Wenn die Sportler eine Goldene machen, dann steht Schröcksnadel in erster Reihe und sagt, wir sind doch besser als Slowenien und da könne auf einmal nichts sagen.....
So professionell ist der ÖSV

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NeuPaschinger (1.025 Kommentare)
am 19.02.2019 16:15

trotzdem wo soll das ganze Geld herkommen, es ist ja nämlich NICHT so das Verbände / Vereine / Feuerwehren / RotesKreuz / ….. im geheimen Millionen bunkern, das Geld was jeweils da ist, was rein kommt wird reinvestiert
.
allen Freiwilligen die gratis oder für ein Taschengeld sich einbringen eine "volle" Krankenversicherung zu geben und es gegebenfalls zu einem Arbeitsunfall zu machen kostet nen Haufen Geld, also woher das Geld nehmen bitte?
.
das mit der "Goldenen", das meiste Geld geht an den Sportler und kann man auch verstehen die die es geschafft haben das die nicht alles abgeben wollen
.
das Schicksal des Mannes ist mir nicht egal, ABER einfach dumm auf nen Stammtisch hauen "der böse ÖSV" ist auch nicht, es ist kein einfaches Thema, was mir klar ist mit einem "Arbeitsunfall" ist man besser versorgt als wie wenn es als Ehrenamt + "Freizeitunfall" läuft, es ist das gute Recht des Herrn dagegen zu klagen, die Gerichte müssen entscheiden, heißt aber nicht das es eine Lösung gibt

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 19.02.2019 11:01

Er ist immer für seine Sportler da Ein Vorspringer gehört nicht zum ÖSV oder Herr Präsident und drum ist er auch kein Sportler Gratuliere zum Herumhüpfen mit dem Peterle rechts zum Mensch sein fehlen Welten!!

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zeissi65 (464 Kommentare)
am 19.02.2019 10:25

Ist für mich erschreckend,ein Fall der leider immer und jederzeit passieren kann.Und dann fangen diese zuständigen Herrn zum streiten an,wer zahlt,wer ist zuständig? Furchtbar,was sich Lukas Müller nun auch noch mit den Ansichten,sowohl Versicherungen,ÖSV und Anwälten mitmachen muß.Das hätte es vor 10 Jahren nicht gegeben - die AUVA wäre mit Sicherheit eingesprungen,aber DARF nicht mehr - Hartinger/Klein - des ist nicht Fein: Ich wünsche Lukas Müller alles,alles Gute und ich bin überzeugt,solche Kämpfer schaffen alle Probleme (auch die hausgemachten )

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loewenfan (5.471 Kommentare)
am 19.02.2019 09:14

a geh am Sonntag habens so schön gejubelt der Hansi u Peterle.
alle die irgendein Talent haben bei Polizei und BH anstellen, und wenn was passiert zahlen wir halt alle zusammen

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Aubuch (162 Kommentare)
am 19.02.2019 09:09

So eine Mafia Frechheit. Natürlich ist das ein Arbeitsunfall, der ÖSV bezahlt ja die Vorspringer. Warum hat das Verwaltungsgericht eingelenkt? Das ist bedenklich.

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u25 (4.948 Kommentare)
am 19.02.2019 07:37

Der ÖSV sollte sich schämen einen Menschen so zu behandeln

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mb_ak (126 Kommentare)
am 19.02.2019 07:24

Armseliger ÖSV! Wann stehen die Sportler mal gegen diesen Diktator auf?

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