Dieser Flugplan hat einen Regie-Fehler
Dem Auftakt der Skispringer folgt eine lange Pause – und dann kommt die Fußball-WM.
Der Skisprungsport begleitet mich fast mein Leben lang, und doch gibt es Aspekte, die mich immer wieder von Neuem faszinieren. Derzeit ist es das Wunder Aerodynamik: Als Trainer habe ich mich sehr viel mit dieser Thematik beschäftigt, doch seit ich den Privatpilotenschein gemacht habe, denke ich in ganz neuen Dimensionen. Jedes Mal, wenn ich in dieses Gebiet eintauche, lerne ich dazu und werde kreativ. Als Trainer wird man da irgendwann betriebsblind, dabei sind noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgereizt.
Für den Saisonbeginn der Skispringer und Skispringerinnen hat man von allen Möglichkeiten die Sicherheitsvariante gewählt: Beim Auftakt kommt man sich mit der Fußball-WM nicht in die Quere und ist vom Schnee unabhängig, da auf Matten gelandet wird. Doch was kommt dann? Die Begeisterung fürs Skispringen verpufft in einer überlangen Wettkampfpause, der zweite Herren-Bewerb Ende November in Kuusamo findet parallel zu den WM-Spielen statt. Hätte es da nicht innovativere Varianten gegeben? Drei Wochenenden hintereinander auf Matten beziehungsweise flexibel auf Schnee, Pause während der Parallelspiele bei der WM oder überhaupt ein Auftakt erst im Dezember?
Die ÖSV-Teams werden jedenfalls gut vorbereitet und voll motiviert am Wochenende in Wisla an den Start gehen. Ich bin vor allem auf das Abschneiden von Manuel Fettner, Daniel Tschofenig und Michael Hayböck gespannt. Für Fettner war Olympia eine Initialzündung, er war auch beim Sommer-GP vorne dabei. Tschofenig entpuppt sich zusehends als zukünftiger Leistungsträger, und Hayböck hat mich mit seinen vier Siegen im Continentalcup positiv überrascht. Für einen arrivierten Weltcup-Athleten ist es nicht einfach, sich in der zweiten Liga zu behaupten. Vielleicht hat er dort jenen "Killerinstinkt" entwickelt, der ihm bis jetzt oft gefehlt hat.
Polen und die Superadler
Persönlich gespannt bin ich natürlich auch auf das Abschneiden der polnischen Mannschaft. Der Tiroler Thomas Thurnbichler leitet seit dem Frühjahr die Geschicke von Stoch und Co. Mit Marc Nölke und Mathias Hafele hat er zwei meiner wichtigsten Wegbegleiter aus der Superadler-Ära an seiner Seite. Sowohl körperlich als auch mental und vom Material her hat sich in Polen schon einiges getan – nicht umsonst konnte Dawid Kubacki den Sommer-Grand-Prix klar für sich entscheiden. Die Polen gehören für mich daher zu den klaren Favoriten beim Auftakt auf ihrer Heimschanze.
Kramer als Hoffnung
Bei den Frauen gehe ich davon aus, dass Titelverteidigerin Sara Marita Kramer mit den starken Sloweninnen wieder den Ton angeben wird. Leider müssen die Skispringerinnen sogar bis Anfang Dezember warten, bis sie wieder auf Punktejagd gehen dürfen. Von der Vorbereitung her ist das sehr schwierig, zumal zwischen Sommer-Grand-Prix und Weltcup-Start auch schon ein Monat Pause lag.
Hayböck und Kramer im Quali-Spitzenfeld
Mit Ausnahme von Jan Hörl (55.) haben sich alle österreichischen Skispringer für den heutigen ersten von zwei Weltcup-Bewerben in Wisla qualifiziert. Hinter dem polnischen Lokalmatador Dawid Kubacki (133 Meter) reihte sich Michael Hayböck (128 m) auf Platz fünf ein – unmittelbar vor Daniel Tschofenig und Manuel Fettner. Mit Philipp Aschenwald schaffte es ein vierter ÖSV-„Adler“ als Zehnter in die Top Ten. Daniel Huber wurde 20., Stefan Kraft 21. Bei den Damen belegte Weltcup-Titelverteidigerin Sara Marita Kramer mit einer Weite von 121,5 Metern Rang vier. Eva Pinkelnig wurde Siebente. Auch Chiara Kreuzer (16.), Hannah Wiegele (20.) und Jacqueline Seifriedsberger (23.) vom SC Waldzell kamen weiter.