Als 60.000 Fans Andreas Goldberger zum WM-Titel am Kulm trugen

Damals pilgerten 60.000 Fans zur gigantischen Show des Andreas Goldberger, der an diesem Tag zum Überflieger einer Nation wurde. Der Waldzeller mit den roten Pausbäckchen eroberte die Herzen im Sturm und krönte sich zum Weltmeister. "Ich wollte diesen Titel unbedingt", erinnert sich der heute 47-Jährige.

"Ich hatte zwar schon den Gesamt-Weltcup und die Tournee gewonnen, aber bei den Großereignissen wurde ich immer Zweiter oder Dritter. Mir fehlte diese Goldene. Dann ist Janne Ahonen sehr gut gesprungen, ich dachte mir: nicht schon wieder. Also gab es für mich nur ein Motto: Pokal oder Spital." Zum Glück war es der Pokal.

"Ich bin sehr optimistisch"

Letzteren nimmt ab morgen auch Stefan Kraft, der bei "Goldis" Husarenstück noch keine drei Jahre alt war, ins Visier. Der Salzburger führt im Gesamt-Weltcup und will in Bad Mitterndorf/Tauplitz eine ähnliche Welle der Euphorie lostreten. "Ich bin sehr optimistisch, dass es gut klappen wird. Ich bin körperlich fit. Und wenn du in guter Form zum Skifliegen kommst, ist das ein starkes Gefühl", sagte der 26-Jährige, der bis dato 18 Weltcupspringen für sich entschieden hat. Ein Heimsieg fehlt ihm noch auf der To-do-Liste. Die Zeit scheint reif zu sein. Denn Kraft ist ein echter Fliegertyp, nicht umsonst hält er seit 2017 mit 253,5 Metern (in Vikersund) den Weltrekord. Am Kulm hat der Vorzeigeathlet des SV Schwarzach 230 Meter als Bestweite zu Buche stehen. Das war 2016, als sich Kraft bei der WM zwei Bronzemedaillen (im Einzel und mit dem Team) abholte. Damals führte an Peter Prevc kein Weg vorbei. Der Slowene hält mit 244 Metern den Schanzenrekord.

Spezielle Erinnerungen an den Kulm hat auch Daniela Iraschko-Stolz, die im Jahr 2003 als erste Frau die magische 200-Meter-Marke knackte. Die Steirerin schaffte 203. Vor ihr war schon Eva Ganster ins Guinness-Buch der Rekorde gesegelt. Im Februar 1997 hatte sich die Tirolerin als erste Frau über eine Flugschanze gewagt und mit 167 Metern brilliert.

Die Tragödie des Lukas Müller

Der Kulm erzählt aber nicht nur Erfolgsgeschichten. Am 13. Jänner 2016 legte sich ein bedrückender Schatten über die mächtige Anlage. Der (damals kaderlose) Vorspringer Lukas Müller kam schwer zu Sturz, seither sitzt er mit einer inkompletten Querschnittlähmung im Rollstuhl. Ab und zu ist es ihm möglich, mit Krücken ein paar Schritte zu machen. Auch wenn es nicht leicht fällt, wird der 27-Jährige auch heuer zum Kulm reisen: "Das gehört für mich zur Aufarbeitung." Dem aktuellen rot-weiß-roten Team in der Besetzung Kraft, Schlierenzauer, Hayböck, Aschenwald, Daniel und Stefan Huber sowie Leitner sind angesichts dieser Tragödie nicht nur weite Flüge, sondern in erster Linie sichere Landungen zu wünschen. (alex)

 

Der Kulm ruft

Programm
Freitag: Training (11 Uhr) und Quali (13 Uhr, ORF 1)
Samstag: 1. Einzelbewerb (11 Uhr, ORF 1)
Sonntag: Quali (9.45 Uhr), 2. Einzelbewerb (11 Uhr, ORF 1)

Die weitesten Flüge
244 m: Peter Prevc (Slo)
16. 1. 2016 (Schanzenrekord)
243 m: P. Prevc 15. 1. 2016 240,5 m: Noriaki Kasai (Jpn)
15. 1. 2016 und Daniel Andre Tande (Nor) 13. 1. 2018
230 m: Stefan Kraft (Ö)
17. 1. 2016

Weltcup-Stand
Einzel: 1. Kraft 1113 Punkte, 2. Geiger (D) 1045, 3. Kubacki (Pol) 940, 4. R. Kobayashi (Jpn) 936, 5. Lindvik (Nor) 687
Nationencup: 1. Österreich 3475, 2. Deutschland 3175