Stefan Kraft: Der Goldadler landete in Lahti zum zweiten Mal im großen Glück
LAHTI. Sieg auch auf der Großschanze – der Salzburger sprang damit in die Sportgeschichtsbücher.
"Jaaaaa." Stefan Kraft schrie um 20.14 Uhr Ortszeit all seine Freude in den Schanzenauslauf hinaus. Fassungslos, fast mit versteinerter Miene, blickte er auf die riesige Ergebnistafel im Sportzentrum von Lahti. Vor seinem Namen leuchtete die Ziffer "1" auf. Der 23-jährige Salzburger hatte es geschafft. Doppel-Weltmeister! Nach Gold von der Normalschanze hatte der Pongauer nun auch den Titel von der Großschanze geholt. Kraft gehört damit zu den Superstars dieser Nordischen Weltmeisterschaft.
Zwei Titel an einem Ort zu gewinnen, war seit Einführung des zweiten WM-Wettkampfes im Jahr 1962 erst vier Athleten gelungen: Björn Wirkola (Nor/1966), Gari Napalkow (UdSSR/1970), Hans-Georg Aschenbach (DDR/1974) und Adam Malysz (Pol/2003). Dass Kraft nun zu diesem erlauchten Kreis zählt und in die Sportgeschichtsbücher gesprungen ist, war dem bodenständigen Salzburger gestern aber "wurscht. Es ist einfach nur geil, was da heute passiert ist."
Stefan Kraft über seinen Triumph
Tatsächlich bot der ÖSV-Gold-adler eine sensationelle Flugshow. Mit einem 127,5-Meter-Satz setzte er sich nach dem ersten Durchgang an die Spitze, doch die Führung war nur hauchdünn. Vor allem der Pole Piotr Zyla (131 Meter) und der Deutsche Andreas Wellinger (127,5 Meter) bliesen im Finaldurchgang zum Angriff. Kraft blieb cool und sammelte mit einem perfekten Telemark Bonuspunkte. Das große Zittern folgte, bange Blicke auf die Ergebnistafel. Dann leuchteten die Jury-Noten auf: zwei Mal 19,5, drei Mal 19,0 – eine Traum-Bewertung, die den Traum Krafts wahr werden ließen. Danach war der Jubel grenzenlos: "Dass ich das verdient habe? Ich muss echt saubrav gewesen sein. Es ist einfach nur unglaublich", sagte er, während seine Teamkollegen Michael Hayböck und Manuel Fettner herbeieilten, um ihren Flugkameraden hochleben zu lassen.
Doch typisch für Kraft: Der Doppel-Weltmeister dachte selbst in dieser Sternstunde an seine Freunde, die erst im zweiten Durchgang an Flughöhe gewannen. "Super Sprünge", lobte er sie. Der Gold-Adler, der im Mixed-Bewerb in Lahti ja auch schon Silber erobert hatte, denkt nämlich schon weiter: Am Samstag steht der Teambewerb an. Krafts Beutezug bei dieser Weltmeisterschaft soll noch weitergehen.
WM-Splitter
Erstmals bei einer Nordischen WM waren gestern zwei oberösterreichische Springer am Start. Michael Hayböck (121,5/128 m) landete auf dem elften Platz, Markus Schiffner (beide UVB Hinzenbach) belegte mit Sprüngen von 120 und 113,5 Metern Rang 22. Die Reaktion von Hayböck: "Es taugt mir richtig, dass es der Kraftl heimgebracht hat. Bei mir war nach dem ersten Durchgang klar, dass ich nicht mehr hoch gewinnen werde."
Heinz Kuttin, ÖSV-Cheftrainer, freute sich: "Ich war viel nervöser als beim Normalschanzen-Bewerb. Unglaublich, wie Kraft bei diesen Verhältnissen eine Bombe nach der anderen raushaut. Er hat immer eine passende Antwort parat. Seine Flieger-Qualitäten sind derzeit unglaublich."
Gregor Schlierenzauer erlebte Stefan Krafts Flugshow nicht an der Schanze. Der Sieger von 53 Weltcup-Bewerben trainiert aber heute, der Tiroler hat die Hoffnung auf einen Platz in der ÖSV-Mannschaft für das Teamspringen am Samstag noch nicht aufgegeben.