Endlich Erster
Peter Prevc wird nachgesagt, dass er nicht viel und vor allem nicht gerne redet. Gestern Abend saß der 23-jährige Schweiger aus Slowenien aber mit einem breiten Lächeln im Pressezentrum von Bischofshofen – und hörte fast nicht mehr auf, in sehr gutem Englisch über seine Sternstunde zu erzählen.
Der überragende Skispringer dieser Saison hat endgültig den Durchbruch geschafft und mit dem Gewinn der Vierschanzentournee seinen ersten ganz großen sportlichen Triumph gefeiert.
Schon oft hatte Prevc in seiner noch jungen Karriere nach großen Titeln gegriffen. Bei der Nordischen Weltmeisterschaft 2013 in Val di Fiemme (Italien) gewann er Silber. Ein Jahr später fehlte ihm bei Olympia in Sotschi als Zweitem erneut nicht viel auf Gold. Unvergessen bleibt das Weltcup-Finale im Vorjahr. Mit einem Sieg auf seiner Hausschanze in Planica hätte er die große Kristallkugel in Händen halten können. Doch ausgerechnet Teamkollege Jurij Tepes verdarb ihm die Party, indem er Prevc von der obersten Stufe des Siegerpodests stieß. Am Ende hatte der Slowene gleich viele Punkte wie der Deutsche Severin Freund, der aber mehr Tagessiege auf seinem Konto hatte und damit den Gesamtsieg zugesprochen bekam.
Sechs Jahre, einen Monat und einen Tag nach seinem Weltcup-Debüt belohnte sich der Polizist aber nun mit dem Tournee-Triumph. Es ist der Lohn harter Arbeit. Letzteres ist Prevc gewohnt. Die Eltern, Besitzer eines Möbelgeschäfts, legen Wert auf die Hilfe ihrer fünf Kinder. Die drei skispringenden Brüder Peter, Domen und Cene hacken nach der Saison Holz für das Elternhaus in Dolenja vas Selca, einem Dorf mit 432 Einwohnern, die jüngeren Schwestern schlichten es. Wobei Nika (10, Ema ist 6) auch bereits skispringt. Kurz vor der Tournee gewann sie einen Nachwuchs-Bewerb. Damit lebt ein Traum von Peter Prevc: einmal bei einem Mixed-Bewerb eine Familienstaffel zu stellen und gemeinsam eine WM-Medaille zu gewinnen.