Die Fluglotsen der goldenen ÖSV-Adler

Von Von Roland Vielhaber aus Oslo   03.März 2011

"Wir haben die beste Infrastruktur und das beste Umfeld im ganzen Skispringer-Zirkus. Das hilft uns natürlich auf die Sprünge."

Martin Koch, Der Kärntner ist für Thomas Morgenstern heute der größte Gegner, wenn auf dem Holmenkollen der WM-Titel ausgesprungen wird.

Der Chef-Adler

Alexander Pointner ist längst nicht mehr nur ÖSV-Chef-Trainer, er agiert wie ein Manager. Der gebürtige Grieskirchner hat seit 2004 das Sagen und hat mit seinen Ideen neue Maßstäbe im Sprunglaufsport gesetzt. Egal, ob es jetzt vor der Saison für die Sportler zum Kräftetanken noch schnell nach Ägypten geht oder ein Super-Tour-Bus zum Kult für die Skisprungfans wird – der 40-jährige Pointner ist der Mann, der die Fäden zieht und am Ende den Athleten nur noch den Feinschliff verpasst. Einer der Lieblingssprüche des Goldschmieds lautet daher auch: „Wir sind für jeden Fall vorbereitet.“ Vor allem auf den Erfolg.

Der zweite Mann

Alexander Diess war zwei Jahre lang Cheftrainer der österreichischen Kombinierer, seit diesem Winter steht er Alexander Pointner als Co-Trainer zur Seite. Dem Innviertler, der in Salzburg mit seiner Frau und zwei Kindern lebt, ist als Sohn von Andi-Goldberger-Entdecker Richard Diess das Skispringen in die Wiege gelegt worden. Der 39-Jährige kümmert sich unter anderem darum, dass Gregor Schlierenzauer in körperlicher Topform ist. In seiner Position ist er auch jener Mann, der das besondere Vertrauen der Athleten genießt. Egal ob in aller Früh oder um Mitternacht – „Diesel“ ist immer zur Stelle, wenn die Athleten etwas von ihm brauchen.

Service ist unser Erfolg

Ohne schnelle Skier geht bei den Skispringern gar nichts. Mit dem Tiroler Mathias Hafele und dem Steirer Christoph Probst vertrauen die österreichischen Adler schon seit einigen Jahren auf ein eingespieltes Team. Servicemann Hafele zählte selbst einmal zum erweiterten Kreis der Springerelite. Für den Erfolg arbeiten die beiden rund um die Uhr, wobei der Einsatz weit über das Wachseln der Skier hinausgeht. Probst ist etwa in der Forschungsabteilung des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) aktiv. Zu Mathias Hafele kommen die Athleten auch noch um Mitternacht, um ihre Anzüge umnähen zu lassen.

Die Heim-Trainer

Cheftrainer Pointner hat vor der Saison die sogenannten Stützpunkttrainer installiert, um so die Eliteleute noch besser betreut zu wissen. Der ehemalige Weltklassespringer Heinz Kuttin (St) kümmert sich etwa in Villach um Thomas Morgenstern: „Von dieser Zusammenarbeit profitiere ich enorm. Die Wege sind nicht weit, ich bin rund um die Uhr bestens versorgt.“ In Salzburg trainiert Harald Diess (Cousin von Alexander Diess) Wolfgang Loitzl und David Zauner. Weitere Privat-Coaches sind Markus Maurberger und Florian Liegl (beide in Tirol). Den Nachwuchs führt der ehemalige Hinzenbacher Weltklasse-Springer Werner Rathmayr an die Spitze.

Der Doc und die Physiotherapeutin

Die medizinische Abteilung liegt ebenfalls in den Händen zweier Oberösterreicher. Der 36-jährige Jürgen Barthofer arbeitet hauptberuflich als Kniechirurg im Linzer Unfall-Krankenhaus, für die Weltmeisterschaft hat sich der sportbegeisterte ÖSV-Doc extra Urlaub genommen. Im Juni steigt Barthofer auch beim „karenzierten“ Verbands-Arzt Stefan Hainzl (er wird zum zweiten Mal Vater) in die Ordination in Ottensheim ein. Dort arbeitet bereits Silvia Stöttinger. Die ehemalige Rhythmische Gymnastin ist bei den rotweißroten Adlern als Physiotherapeutin im Einsatz und die einzige weibliche Note im Team. „Ein Traumberuf“, sagt Stöttinger.

Der Mediator

Der Welser Florian Kotlaba hat als Pressereferent der Skispringer alle Hände voll zu tun: Journalisten aus der ganzen Welt wollen Interviewtermine mit Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer. Der ehemalige Handballer und studierte Sportwissenschafter hat die schwierige Aufgabe, den Andrang in Bahnen zu lenken, damit sich die Sportler auf das Wesentliche konzentrieren können. Kotlaba ist auch jener Mann, der die Springer nach ihrem Flug empfängt, um sie gleich einmal auf die Medienmeute vorzubereiten. Insgesamt hat sich der kürzlich 32 Jahre alt gewordene „Mediator“ einen guten Ruf in der gesamten Szene erarbeitet.

Der Mentalist

Audiovisuelle Wahrnehmungsförderung – das ist das Stichwort, bei dem Ulrich Conrady ins Spiel kommt. Der Deutsche hat einst mit Schallmodulationen für das Gehirn die deutschen Handballer betreut, 2007 gewann das Team den WM-Titel. Nach den rotweißroten Skispringern ist der gesamte ÖSV auf den Zug aufgesprungen, die Alpinen greifen ebenfalls auf Conradys Wissen zurück.