Der fliegende Japaner wackelt nicht
INNSBRUCK. Der Tournee-Führende Ryoyu Kobayashi ließ auch in der Qualifikation auf dem Bergisel nichts anbrennen. Heute (14 Uhr, ORF eins) greift der 22-Jährige nach dem nächsten Sieg.
Es gibt noch Tickets für das heutige Bergisel-Skispringen (14 Uhr, ORF eins). Das ist ungewöhnlich, aber aus rot-weiß-roter Sicht nachvollziehbar. Wie vor einem Jahr nehmen Österreichs "Adler" die dritte Station der Vierschanzentournee mit Blickrichtung Gesamtwertung in aussichtsloser Position in Angriff. Das Warten auf den "goldenen Adler", die Trophäe des prestigeträchtigen Events rund um den Jahreswechsel, geht in die Verlängerung.
Seit 2014/15 (Stefan Kraft) gab die ausländische Konkurrenz den Ton an. Nach Peter Prevc (2015/16) und Kamil Stoch (2016/17, 2017/18) könnte diesmal Ryoyu Kobayashi die Stunde schlagen. Der Japaner, der in Oberstdorf und Garmisch triumphiert hat, fühlt sich auch in Innsbruck pudelwohl. Gestern gewann der 22-Jährige die Qualifikation bei wechselnden Bedingungen (Rücken- und Aufwind) mit einer Weite von 126,5 Metern. Er schickt sich an, in die Fußstapfen seines Landsmannes Kazuyoshi Funaki, der den Tournee-Titel 1997/98 erobert hat, zu treten.
"Früher nicht der Fleißigste"
Kobayashis Stern ist in diesem Winter richtig aufgegangen, zuvor hatte er einen sechsten Platz im Weltcup zu Buche stehen. In dieser Saison glänzt er als "Serientäter" – mit sechs Siegen und zwei weiteren Stockerlplätzen in neun Einzelbewerben. Das ist grandios. "Ich war früher nicht der Fleißigste, irgendwann habe ich verstanden, dass ich viel mehr tun muss", erzählte der Shooting-Star, der unglaublich cool wirkt.
Er genießt im Moment die Leichtigkeit des Seins, obwohl er Druck verspüren müsste. Nicht wegen des möglichen Grand Slams (Erfolge bei allen vier Tourneespringen), sondern weil Kobayashi ein gewisser Markus Eisenbichler im Nacken sitzt. Der Deutsche, der viele Fans nach Tirol mitbringen wird, war in Oberstdorf und Garmisch Zweiter. Der Rückstand des 27-jährigen Siegsdorfers auf den Asiaten beträgt gerade einmal 2,3 Punkte – das sind umgerechnet 143 Zentimeter.
In der Innsbruck-Quali schwächelte Eisenbichler allerdings als 32., trotzdem traut ihm Sven Hannawald, der mit dem ersten Grand Slam 2001/02 Tournee-Geschichte geschrieben hat, den großen Coup zu: "Seit drei Jahren habe ich bei internen Wetten immer wieder auf ihn gesetzt, dann ging es im Wettkampf bei ihm doch wieder in die Hose. Diese Zeiten sind vorbei. Markus hat gelernt, seinen Sprung passieren zu lassen", sagte der Eurosport-Experte.
Huber in Lauerstellung
Diese scheinbar spielerische Lockerheit des Spitzen-Duos würde man sich auch im rot-weiß-roten "Adlerhorst" wünschen. Der Einzige, der sich von der Krise völlig unbeeindruckt zeigt, ist Daniel Huber. Der Salzburger, immerhin Zehnter in der Gesamtwertung, war gestern in der Quali als Dritter richtig stark. "Ich bin zufrieden, die Richtung stimmt", sagte Huber. Kraft ließ sich vom Rückenwind nicht ins Bockshorn jagen und meldete sich nach dem Garmisch-Debakel mit Rang 9 zurück. "Jetzt greife ich an", versprach der Salzburger. Von zwölf gestarteten Österreichern kamen übrigens acht weiter. Markus Schiffner, Thomas Hofer, David Haagen und Andreas Kofler scheiterten.
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