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Alle fliegen auf die WM

Von Marlies Czerny aus Bad Mitterndorf   15.Jänner 2016

Herr Schuldirektor Peter Kögler entlässt die Kinder früher aus dem Unterricht. Um 11.20 Uhr ist – nach Absegnung durch den Landesschulrat – auch heute wieder Schulschluss. "Das ginge gar nicht anders", erklärt der Direktor.

Die Schule ist ein Dreh- und Angelpunkt der Skiflug-WM: In drei Klassenzimmern ist das Polizei-Einsatzkommando untergebracht, in anderen die Verkehrszentrale, das Rennbüro und die Akkreditierungsstellen. Im Werkraum werden Kleider ausgegeben, im Turnsaal bereiten sich Athleten auf ihren großen Sprung vor. Außerdem wollen die Schüler rechtzeitig beim Anfeuern ihrer Idole sein und sind sogar ins Programm involviert. "Die Volksschulkinder singen mit Conchita Wurst den Eröffnungssong", erzählt Kögler. Schließlich hat hier auch die Songcontest-Gewinnerin die Schulbank gedrückt.

Der Direktor führt Schanzenführungen durch. Früher war der Bad Mitterndorfer als Stadionsprecher und Schanzenchef eingebunden. "95 Prozent der Bevölkerung identifizieren sich mit der WM", erzählt der 59-Jährige. An diesem Wochenende sind fast alle aus dem Häuschen.

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„Es sind die besten Tage im Jahr“

In der Trafik von Helmut Haslauer wandern viele WM-Tickets über den Tisch. Insgesamt werden bis zu 100.000 Besucher erwartet (bei dieser Zahl greifen die Veranstalter etwas nach den Sternen). In der Gemeinde leben – nach der Zusammenlegung mit Tauplitz und Pichl-Kainisch – 5000 Menschen. „Das ist eine massive Belebung für den ganzen Ort und für das Ausseerland. Die WM füllt das Jännerloch“, erzählt der Trafikant. „Es kommen auch richtig viele Oberösterreicher“, sagt Roland Kasperer, der gerade die Trafik betritt. Für den Chef der Disco „Take Five“ sind es „die besten Tage im Jahr“. 500 Leute erwarte er bei seiner Streetparty

Party beim Bäcker ohne Sperrstunde

Was die WM für Alexandra Heiss vom Café Stefflbäck heißt? „Hoffentlich viel Stress“, sagt die junge Chefin. „Wir fiebern schon seit Monaten darauf hin.“ Die Sperrstunde wird aufgehoben, dafür gibt’s Party. Die 28-Jährige begeistert der Zusammenhalt im ganzen Ort. „Da helfen alle mit.“ Auch Sonja Stocker vom Trachtengeschäft Wohlmuther liebäugelt mit den WM-Gästen. „Es sind super VIPs da“, sagt sie – und profitiert von der Vergesslichkeit mancher. „Es wurde schon das Dirndl für den Galaabend vergessen.“ Das finden sie auch in privaten Shoppingnächten.

Der Pfarrer gibt den Segen zum Siegen

Wer den Winter sucht, der findet ihn hier. Der Schnee hat sich idyllisch über die Häuserdächer gebreitet, über die monströse Skiflugschanze und den mächtigen Grimming. Vor der Kirche im Ortszentrum hantiert Pfarrer Michael Unger mit der Schneeschaufel und atmet frische WM-Luft. Er hofft auf guten Beistand von oben und einen wohl gesinnten Wettergott in diesen Tagen. „Dieses Wochenende steht das Skifliegen im Mittelpunkt, das restliche Jahr der Glaube, Gott und ich“, merkt der bald 50-Jährige schmunzelnd an. Um Himmels Willen aber auch!
Den am Mittwoch so schwer gestürzten Lukas Müller hat der Pfarrer in seine Gebete einbezogen. Für ihn sind die Sportler ein Gleichnis für seine Messen. Nicht nur wie in diesem schlimmen Fall, dass man in Freud und Leid zusammenhalten muss. „Die Menschen sollen nach den Sternen greifen und den Träumen folgen“, predigt er. „Auch Conchita war so ein gutes Beispiel: Mach’ etwas aus deinem Leben und sei Inspiration für andere.“

 

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23. April 2024