Achterbahnfahrt, Haltestelle Bergisel: Wir dürfen jubeln
OÖN-Kolumnist Alexander Pointner freut sich über Krafts Comeback und vermisst routinierte Leitfiguren im ÖSV-Team.
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Die Achterbahnfahrt der ÖSV-Adler geht weiter, nahm in Innsbruck aber ein versöhnliches Ende. Die Heimschanze verhalf Stefan Kraft zum nötigen Selbstvertrauen, was im Hinblick auf die kommende Weltmeisterschaft in Seefeld enorm wichtig ist.
Bestechend konstant bleibt Ryoyu Kobayashi, der auf dem besten Weg zum Gesamtsieg ist, zumal der direkte Konkurrent Markus Eisenbichler patzte. Ebenfalls erfreulich: Mit Jan Hörl kam ein junger Österreicher in den zweiten Durchgang. Dass der ÖSV ein Problem mit dem Nachwuchs hat, lässt sich trotzdem nicht leugnen. Wegen der Superadler habe man eine ganze Generation verloren, heißt es. Für mich ist das eine zu einfache Erklärung.
Die Superadler waren deshalb über Jahre erfolgreich, weil sie eine Mischung aus jungen und arrivierten Athleten darstellten, in der auch "ewige Talente" ihr Potenzial entfalteten. Natürlich mussten junge Athleten wie Kraft und Hayböck länger auf einen Fixplatz im Nationalteam warten. Das war für eine nachhaltige sportliche und persönliche Entwicklung gut, denn es ist nicht optimal, wenn man im Teenageralter, so wie Morgenstern und Schlierenzauer, Verantwortung für Siege übernehmen muss.
Aufgehört haben damals ältere und jüngere Springer, die ab und zu einen Weltcup-Punkt holten, so wie wir sie derzeit zur Genüge haben. Viel jüngere Athleten aus dem C-Kader, die jetzt alt genug sind, wurden durch die Superadler nicht ausgebremst, sondern motiviert.
Als ich als Trainer aufhörte, konzentrierte man sich voll auf Hayböck, der bei Olympia Fünfter geworden war, und Kraft. Startplätze gab es durch den Wegfall von Koch, Loitzl und Morgenstern bald zur Genüge. Aber alles, was vorher war, verlor plötzlich seinen Wert. Die "Alten", Schlierenzauer und Kofler, wurden wie Tourneesieger Diethart sich selbst überlassen, durften ihre Karrieren unter den Augen der Verantwortlichen mit ihren unendlichen Tüfteleien an die Wand fahren. Die neuen Hoffnungsträger mussten damit viel zu schnell die alleinige Verantwortung für den Erfolg im Team übernehmen und konnten deshalb ihr wahres Potenzial nur sehr begrenzt entfalten.
Jetzt steht bereits der nächste "Generationenwechsel" an, doch routinierte Leitfiguren im Team fehlen. Dass die kleinen Vereine darben, zu wenige Kinder und zu wenige Ehrenamtliche haben, ist ein anderes Thema, das nicht nur das Skispringen betrifft.
Alexander Pointner (47) war von 2004 bis 2014 als Cheftrainer der ÖSV-Skispringer unter anderem an 99 Weltcup-Einzelsiegen, vier Weltcup-Gesamtsiegen und 32 Medaillen bei Großveranstaltungen beteiligt. Der gebürtige Grieskirchner ist damit der bisher erfolgreichste Trainer des ÖSV.
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