WM-Blog: So stimmen sich Österreichs Herren auf den ersten Höhepunkt ein
Der ÖSV hat sein Basislager in Cortina d‘Ampezzo im Hotel Bellevue aufgeschlagen. Am Montag starten Vincent Kriechmayr & Co. in die Intensivvorbereitung auf den Super-G. Vorausgesetzt das Wetter spielt mit
Für die noblen Geschäfte auf dem Corso Italia haben Österreichs Ski-Stars kein Auge, auch wenn sie sich einen Katzensprung davon eiquartiert haben. Am Ende der Prachtstraße thront das alles andere als unauffällige mit vier Sternen und Spa-Bereich garnierte Hotel Bellevue (“Schöne Aussicht“ - hoffentlich), in dem Österreichs Verband (ÖSV) sein Basislager aufgeschlagen hat.
Während das Quartett Franziska Gritsch, Ramona Siebenhofer, Katharina Huber und Ariane Rädler in der unmittelbaren Vorbereitung auf den Auftaktbewerb am Montag mit der Kombination aus Slalom (11 Uhr) und Super-G (14.30 Uhr) stehen, haben die Herren noch einen Tag Schonfrist.
Wenn das Wetter mitspielt, kommen die Speed-Asse am Dienstag (13 Uhr) in den Genuss ihres ersten Einsatzes. Gelänge Vincent Kriechmayr der dritte Sieg in Folge im Super-G, wäre der 29-jährige Gramastettner Weltmeister. Mit seinen jüngsten Erfolgen in Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen hat sich der Oberösterreicher jedenfalls eindrucksvoll die Pole Position gesichert. Völlig zurecht trägt „Vinc“ das rote Trikot des Führenden in der Disziplinenwertung, allein das macht ihn zumindest zu einem Co-Favoriten.
Die vier Mann, die zum Goldschürfen ausziehen, sind zwar noch nicht offiziell aufgestellt, alles andere als die Besetzung Kreichmayr, Matthias Mayer, Christian Walder und Max Franz wäre aber eine Überraschung. Sie sind Österreichs Beste im Super-G, da braucht es keine ÖSV-interne Qualifikation, für die ohnehin kaum Luft bliebe.
Denn das Programm ist schon am Montag dicht gestaffelt. Um 8 Uhr tritt die Jury zusammen, um über die Wetterentwicklung (die Prognose für die Nacht ist nicht die beste) zu debattieren und um das Rennprogramm zu bestätigen. Oder auch nicht. Denn für den Dienstag sind gleich zwei Speed-Rennen geplant. Vor den Herren sollen die Damen mit Medaillenaspirantin Tamara Tippler aus der Steiermark starten (10.30 Uhr).
Die Herren-Strecke ist für viele Athleten Neuland
Kriechmayr, Mayer & Co. dürfen am Montag um 13 Uhr für eine halbe Stunde den vielen Athleten völlig unbekannten Kurs (weil im Weltcup noch nie befahren) besichtigen. Die „Pista Vertigine“ mit Start in 2190 Metern Höhe hat durchaus ihre Tücken. Nur ein Beispiel ist die Zwischenpassage mit dem Ghedina-Sprung, der dem italienischen Namensgeber Kristian Ghedina (51) alle Ehre machen soll.
Und wenn das so ist, dann muss man sich im Normalfall warm anziehen. Denn der italienische Lebemann, einer der großen Söhne von Cortina d‘Ampezzo, liebte es als Aktiver zu springen. Manchmal auch ganz unkonventionell, die Beine weit auseinandergerissen.
Diesen 2560 Meter langen Kurs wird man sich also richtig gut einprägen müssen. „Man kann die Strecke nicht mit Kitzbühel oder Wegen vergleichen, es ist eine normale Piste mit steilen wie flachen Stellen und Sprüngen“, sagte Alberto Ghezze, Cortinas Renn- und Sportdirektor.
Von 14 bis 14.45 Uhr haben die Ski-Asse, auch jene, die in der Kombination am Mittwoch antreten werden, die Möglichkeit zur freien Hangbefahrung. Ein Lauf, nicht mehr. Immerhin mit Trainerbeteiligung. Nach Beendigung der Session dürfen die Serviceleute für eine Viertelstunde Feinabstimmungen vornehmen. Dann ist Schluss mit lustig.
Den komplexen WM-Einstieg haben die Herren der Corona-Pandemie zu „verdanken“. Das Virus verhinderte die Durchführung des Weltcup-Finales in der Saison 2019/20. Das wäre in Cortina vorgesehen gewesen.
Für die Damen ist das weniger schlimm, die meisten kennen die „Olympia delle Tofane“ aus dem Effeff. Weil in der Abfahrt Höchstgeschwindigkeiten bis zu 140 km/h erreicht werden können, genießt die Tofana unter den Ladies einen Status vergleichbar mit jenem der Kitzbüheler Streif für die Herren. So oder so ist viel Mut gefragt.