"Wenn man gewinnt, ist es normal, in die Favoritenrolle gedrängt zu werden"
KITZBÜHEL. Vincent Kriechmayr könnte der 13. Skirennläufer werden, der in einer Saison die Klassiker in Wengen und Kitzbühel für sich entscheidet. Zuletzt gelang das Didier Defago 2009.
Vincent Kriechmayr sonnt sich im Rampenlicht. Allerdings nur symbolisch. Das war dem Postkartenwetter, das die Ski-Asse beim gestrigen ersten Abfahrtstraining auf der Kitzbüheler Streif empfing, geschuldet. Der 27-jährige Gramastettner, der die zehntschnellste Zeit – 1,76 Sekunden hinter Matthias Mayer – verbucht hatte, musste im Ziel viele Hände schütteln. Logisch. Er ist frischgebackener Wengen-Triumphator. "Wer auf dem Lauberhorn gewinnt, kann das auch in Kitzbühel schaffen", betont Norwegens Star Aksel Lund Svindal, der mit Kriechmayr minutenlang Schmäh führte.
So ein Klassiker-Double in einer Saison ist ein Traum, kommt aber nicht so oft vor. Zwölf Athleten haben dieses Kunststück zustande gebracht, Franz Klammer sogar dreimal in Folge – 1975, 76, 77. In diesem Jahrtausend schafften es nur zwei: Stephan Eberharter 2002 und Didier Defago 2009, der die Streif nur zwei Tage nach dem Horrorsturz seines Schweizer Landsmanns Daniel Albrecht mit Nerven aus Drahtseilen meisterte.
"Wengen ist Vergangenheit"
Dass Kriechmayr gestern aus seiner Perspektive "gar nicht mit der Streif zurechtgekommen" ist, bedeutet nichts. "Vince" strotzt vor Selbstvertrauen, das wurde beim Journalisten-Talk in der Mixed-Zone deutlich.
Kriechmayr über seinen Wengen-Sieg: "Wäre es das letzte Saisonrennen gewesen, hätte ich gefeiert. So war es nur ein Bier, dann habe ich mich ins Auto gesetzt und bin um 3 Uhr in der Früh zuhause angekommen. Ich habe vorher ein paar WhatsApp beantworten müssen. Denn daheim ist nicht der Ort, wo ich mich mit Skisport auseinandersetze."
... über den heutigen Ruhetag: "Ich brauche jetzt jeden Tag, an dem ich nicht auf Skiern stehe. Das hat aber nichts mit Kitzbühel zu tun, sondern mit dem intensiven Programm in den kommenden Wochen. Mein Physiotherapeut hat einiges zu tun."
... über den "Mythos Streif": "Ich habe Kitzbühel schon immer gemocht. Mir liegt das. Die Streif ist heuer sehr eisig, schwierig, aber nicht gefährlich."
... über die hohe Erwartungshaltung: "Wengen war ein großer Erfolg, aber das ist Vergangenheit. Damit beschäftige ich mich nicht mehr, denn Kitzbühel erfordert hundertprozentigen Fokus. Wenn man gewinnt, ist es ganz normal, in die Favoritenrolle gedrängt zu werden. Ich zähle mich zu den Favoriten, aber es gibt auch andere – Dominik Paris zum Beispiel. Natürlich habe ich eine gewisse Klasse, aber ich muss ans Limit gehen."
Als Oberösterreicher bin ich ein großer Fan von Vincent K.
Hopp auf . . . . .
Vincent Kriechmayr hat das Zeug dazu noch viele weitere Speedrennen zu gewinnen vorausgesetzt daß er dabei keine gröbere Verletzung erleidet. Ein sympathischer Rennläufer mit einer besonders positiven Ausstrahlung.
Die totale Nullmeldung: Vincent Kriechmayr könnte der 13. Skirennläufer werden, der in einer Saison die Klassiker in Wengen und Kitzbühel für sich entscheidet.
Warum ist der 13. gar so wichtig?
War es nicht jedem Lauberhornsieger möglich, auch in Kitzbühel zu gewinnen, wenn er nicht angeschlagen war?