Shiffrin schreibt mit viertem Slalom-Gold Geschichte

Von nachrichten.at/apa   16.Februar 2019

Shiffrin rückte im Finale trotz einer starken Erkältung die Rangordnung im Slalom wieder zurecht. Mit einer fabelhaften Fahrt katapultierte sich die US-Amerikanerin von der dritten Stelle an die Spitze. Mit 0,58 Sekunden vor Anna Swenn Larsson (SWE) und 1,03 Sek. vor Petra Vlhova (SVK) holte sie ihren zweiten Titel in Schweden nach dem Super-G und ihren insgesamt fünften.

"Ich habe im zweiten Lauf wirklich, wirklich angegriffen, ich wusste, dass es ein großer Kampf wird, es waren 60 Sekunden, in denen ich Gas geben musste", sagte Shiffrin mit Tränen in den Augen. Die Nerven hätten keine Rolle gespielt, die Herausforderung war eine andere, eine gesundheitliche, sagte die zweifache Olympiasiegerin. "Die Challenge war, atmen zu können. Ich habe es noch nie erlebt, dass ich keine Luft bekommen habe. Fit zu bleiben war der größte Fokus."

Die Halbzeit-Führende Wendy Holdener verpasste die Chance auf ihr drittes Aare-Gold nach Kombination und Teambewerb. Nach einem schweren Fehler blieb der Schweizerin nur der 17. Rang (+5,26). Dem Angriff Shiffrins war auch Larsson nicht gewachsen, sie holte mit Silber ihr erstes Edelmetall und das erste für das Gastgeberland. Für Riesentorlauf-Siegerin Vlhova (da war Shiffrin Dritte) gab es mit Bronze wie für Shiffrin das dritte Edelmetall in Aare, sie machte ihren Medaillensatz komplett.

Katharina Liensberger trauerte der vergebenen Chance auf ihr erstes Einzel-Edelmetall nach Olympia- und WM-Silber (jeweils Team) nach. "Der vierte Platz ist sehr undankbar. Ich hoffe, das passiert mir nur einmal in meiner Karriere", meinte die Vorarlbergerin im ORF-Interview. "Ich weiß, dass ich schnelle Schwünge dabeihabe. Auch wenn es momentan wehtut, ich hoffe, dass ich noch schöne Momente erleben darf."

Große Rückstände für ÖSV-Trio

Ihre Teamkolleginnen Katharina Huber (+2,80), Katharina Truppe (2,93) und Bernadette Schild (3,41) verbesserten sich im zweiten Durchgang und landeten auf den Plätzen sieben bis neun. Nun liegt es an den ÖSV-Slalom-Herren, zum Abschluss am Sonntag die ersten Weltmeisterschaften ohne Goldmedaille seit 1987 (Crans Montana) zu verhindern.

Zuletzt waren ÖSV-Damen vor 37 Jahren (1982 in Schladming) ohne Medaille geblieben. Die Vorzeichen vor der Schweden-WM ließen Österreichs Team noch voll Zuversicht in den Hohen Norden reisen. Auf Damenseite gab es im Weltcup 15 Podestplätze, darunter dank Nicole Schmidhofer (3), Ramona Siebenhofer (2) und Stephanie Venier (1) sechs Siege, fünf in der Abfahrt und einen im Super-G. Als die Speed-Rennen medaillenlos vergangen waren, war es realistischerweise mit der Gold-Chance vorbei.

Glanz des Goldes fehlt

Diesen vermisst auch Sportdirektor Hans Pum. "Wir haben bis jetzt noch nicht die Goldene, die uns weit nach vorne katapultiert. Natürlich glänzen die Goldenen ganz anders, die gefallen mir auch alle viel besser. Man muss aber auch die Leistungen der anderen Athletinnen und Athleten anerkennen", sagte er nach dem Damen-Slalom. Dass alles zusammenspielt, dass eine Lindsey Vonn und ein Aksel Lund Svindal Geschichte schreiben und in ihren letzten Rennen eine Medaille gewinnen, sei ihnen zu vergönnen.

Und wenn das ersehnte Gold auch am Sonntag für Österreich ausbleibt? "Das kann auch passieren, da geht die Welt auch nicht unter. Im Endeffekt sieht man, dass es nicht so leicht ist, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man so viel gewinnt, weil alle da Gas geben und um Medaillen fahren. Das ist einmal so", meinte Pum.

Jeder gebe das Beste und man habe in der Vorbereitung alles gemacht, was möglich sei, dass vom Umfeld her alles passe. "Aber dass du am Tag X deine Leistung abrufst und dass alles zusammenpasst, da braucht es alles. Da müssen die Bedingungen passen, da muss das Licht passen, da darf nicht die Wolke reinziehen, wie es halt da mit eine Rolle gespielt hat, was man aber vor dem Fernseher nicht sieht."

Zu den Stimmen nach dem Rennen geht es hier: 

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